Hi,
hier nun ein Bravo-Artikel vom Februar 1968, der unter anderem über die Dreharbeiten zu einem niemals gezeigten Fernsehfilm mit Udo Jürgens und Françoise Hardy berichtet.
Bereits im Jahre 1967 wurde der Versuch unternommen, Françoise Hardy und Udo Jürgens zusammen zu vermarkten. Das geschah einmal über mehrere Langspielplatten, auf denen beide vertreten waren, zum anderen über zahlreiche Gala-Veranstaltungen (wohl an die 15 Stück), auf denen beide zusammen in Kanada auftraten.
Schließlich entschied man sich sogar dazu, einen Fernsehfilm zu produzieren, der Ende 1967 / Anfang 1968 in der "Kinderstube" beider Künstler, also zum einen in der Bretagne und zum anderen auf Schloß Ottmanach in Kärnten gedreht wurde.
Produzent war kein Geringerer als Michèle Arnaud, als Regisseur fungierte Pierre Koralnik.
Weiterhin wirkten mit: Georges Brassens, Bernard und Annabel Buffet, Jean-Luc Godard, Eugène Ionesco und Paco Rabanne.
Sendetermin im ORTF (das war damals die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Frankreichs) sollte der 15. November 1968 sein.
Leider fiel dieser Film in Frankreich dann doch der Zensur zum Opfer...
Françoise Hardy und Udo Jürgens drehen in Kärnten einen Fernsehfilm. BRAVO-Redakteur Günter Arendt war dabei.
EINE LANZE FÜR FRANÇOISE HARDY
"Warum hacken eigentlich alle auf Françoise herum? - Sie tut niemandem etwas zuleide, sie ist hilfsbereit, immer höflich und dazu noch der beste Arbeitskamerad, den man sich denken kann." Udo Jürgens wird regelrecht böse, wenn in seiner Gegenwart zum tausendstenmal die Rede auf die "fade und langweilige" Françoise Hardy kommt.
Wir sitzen in der mit kostbaren Gemälden ausgestatteten Halle von Schloß Ottmanach bei Klagenfurt. Hier, im Geburtshaus von Udo, wird mit ihm und der Hardy ein originelles Farbfernsehprojekt verwirklicht. Ein Film ganz ohne Drehbuch, strahlt Regisseur Pierre Koralnik: "Wenn wir morgens aufstehen, wissen wir noch nicht, was wir drehen, wo wir drehen und wie wir drehen. Wochen zuvor hat Françoise in der Bretagne Udo Jürgens vor der TV-Kamera die schönsten Plätze ihrer Kindheit gezeigt. Hier in Kärnten spielt nun Udo den Fremdenführer. Beide Stars sind hochintelligent und musikalisch. Wozu ein Drehbuch?"
Und hier, im tiefverschneiten Kärnten, macht sich Udo Jürgens daran und bricht mit Energie eine Lanze für Françoise Hardy. "Was wollen die Leute eigentlich?" fragt er mich. "Muß ein Mädchen unbedingt dauernd lächeln wie auf einem Zahnpasta-Plakat? Françoise ist ein ernsthaft veranlagter Mensch. Auch mir fiel es schwer, Kontakt mit ihr zu bekommen. Sie fällt nicht jedem gleich um den Hals, und statt Branchenklatsch weiter zu tratschen, schnappt sie sich lieber ein Buch von Marcel Proust und verzieht sich."
Als Regisseur Koralnik zum nächsten Kameraschuß ruft, fügt Udo noch schnell hinzu: "Ich bin an sich mehr für fröhliche und aufgeschlossene Menschen. Aber gerade darum verteidige ich Françoise. Sie hat das Recht zu lächeln, wann es ihr paßt und zu leben, wie es ihr selbst gefällt."
Keine 24 Stunden später sitze ich mit Françoise Hardy an einem glühenden Holzofen der berühmten Burg Hochosterwitz in Kärnten. Mein Gegenüber am knisternden Kamin ist kein trauriges , verschlossenes Mädchen mehr. Françoise lächelt, lächelt über die Scherze, die Udo mit ihr gemacht hatte. Von Verklemmtheit keine Spur!
Françoise schaut mich an, als ob sie Gedanken lesen könne. "Udo ist ein gescheiter Mann. Ich kann jedes Mädchen begreifen, das sich in ihn verliebt." Dann blickt sie durch das Burgfenster über die Kärntner Wälder. "Ich bin ein Mädchen", sagt sie verträumt, "wie tausend andere auch. Nur für regelrechten Blödsinn habe ich nichts übrig. Bin ich deshalb arrogant?" In perfektem Deutsch fährt sie fort: "Natürlich habe ich auch meine Probleme, nur will ich sie nicht in der Morgenzeitung lesen. Mein typisches Mädchenproblem? Ich will nicht mehr als 50 Kilo wiegen. Darum reise ich mit eigener Waage durch alle Länder und darf an manchen Tagen nicht einen einzigen Happen essen." Auf meinen Einwand, daß sie doch schlank und groß gewachsen sei, lacht sie plötzlich: "Schön und gut, aber ich nehme leider immer an den falschen Stellen zu." Lächelt sie und lacht über sich selbst - Françoise ist aufgetaut.
Günter Arendt
MfG,
Thomas2