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Freitag, 18. Mai 2012, 21:21

Wieder ein prominenter Udo-Fan

Hallo zusammen,

hier ein - wie ich finde - außerordentliches Interview mit dem Comedian Oliver Polak - habe ihn mal beim Lanz gesehen und nie gedacht, dass der WIRKLICH Udo-Fan ist - für mich Zeilen mit Gänsehaut-Faktor - Polak bringt es sehr schön auf den Punkt:

http://www.zeit.de/2012/18/Rettung-Oliver-Polak

Viele Grüße

Stephan

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Montag, 21. Mai 2012, 11:44

Hallo Stephan,

womit wir also wieder bei dem "Phänomen" Udo Jürgens angelangt wären.
Um das Ganze ein wenig zu erklären, hier ein paar Meinungen:

Zuerst noch einmal jenes kurze Zitat aus dem "Twen"-Artikel "Die Qual, Udo zu sein":

"Ein gewaltiges Räderwerk rotiert und funktioniert tüchtig und stur in all seinen auf der Stelle kreislaufenden Einzelteilen und hat nur einen Zweck: Udo in bester Kondition auf Bühnen zu stellen und exakt programmierte Töne und Texte von sich geben zu lassen. Diese Töne und Texte und die mitschwingenden Gefühlswerte sind so definiert, daß sie bei den Zuhörern ebenso exakt berechnete Empfindungen erzeugen. Diese Empfindungen setzen sich um in Schallplattenkäufe und schlagen bei den als Börsennotierungen angesehenen Beliebtheits-Umfragen zu Buch."

Es war also alles, bis ins Kleinste hinein, genau geplant und berechnet. Hans R. Beierlein und sein "Apparat" hatten ein Meisterstück geliefert, welches seinesgleichen sucht.
Beierleins eigene Erklärung hört sich dagegen äußerst simpel an:

"Ich glaube, der Erfolg von Udo lag darin, daß er in der damaligen Zeit 1964/65, als beim deutschen Publikum eine beträchtliche Übersättigung mit billigen Dutzend-Schlagern feststellbar war, der erste war, der sich bemüht hat, anspruchsvollere - ich weiß, das ist ein großes Wort in dieser Branche - anspruchsvollere Lieder zu singen, die musikalisch sich also ganz erheblich von der Dutzendware unterschieden haben und die auch den Versuch gemacht haben, vom Text her den Leuten etwas mehr zu vermitteln, als Italien, Sehnsucht, 'Mia bella Napoli'."

Dies ist sicherlich ein Aspekt, der zu berücksichtigen wäre, aber da gab es noch weitaus mehr:
So antwortete beispielsweise der Schriftsteller und Sexualwissenschaftler Günther Hunold auf die Frage hin: "Wie stark kann der Einfluß eines Millionen-Idols auf die Zuschauer / Zuhörer sein?" wiefolgt:

"Sehr viel größer, als man denkt - sehr viel geringer, als man zunächst vordergründig wahrnimmt.
Der Einfluß, gerade auf eine breite Masse, eine ganz große Zuhörerschar, den kann man vergleichen irgendwie, sagen wir mal, Drogenrausch. Oder sagen wir, bitte auch - ich bin Sexualwissenschaftler - sexueller Rausch, Erregungszustand, in einem Maße, der mit anderen Erregungszuständen kaum zu vergleichen ist.
In einem solchen Stadium befindet sich ein großer Teil des Publikums von Udo Jürgens.
Und was geschieht jetzt?
Das Publikum nimmt unbewußt, weitestgehend unbewußt, weitestgehend ohne jede geistige Kontrolle die Impulse geistiger Art - wenn überhaupt welche drin sind - auf: Am nächsten Tag weiß kein Mensch mehr etwas von der ganzen Geschichte. Aber - das ist das wichtige - es ist in der betreffenden Person drin, es wurde hineinprojiziert."

Und:

"Eine enge Verbindung zwischen dem gesellschaftlichen Phänomen eines Schlagerstars und der, wenn ich so sagen darf, sexuellen Konstitution des betreffenden Schlagers - in dem Falle sprechen wir von Udo Jürgens - ist evident, die ist nicht zu leugnen. Sie muß noch sehr genau untersucht werden..."

Einen weiteren, durchaus heiklen Aspekt, zeigt uns dagen der Journalist Andreas Odenwald auf:

"Im Grunde steht ja jedem Bürger das Recht zu, seine Meinung zu sagen, zu singen oder aufzuschreiben oder sonstirgendwie hinauszuposaunen, also auch Udo Jürgens.
Fragwürdig wird es natürlich bei Jürgens dann, weil er eben der große Publikumsmagnet ist, wenn er jetzt meinetwegen ein Lied singt wie "Lieb Vaterland, magst ruhig sein", was ja nicht mehr von ihm selbst ist, sondern was Hachfeld geschrieben hat.
Das heißt also, daß Jürgens hier nicht seine persönliche Meinung zum aktuellen politischen Geschehen beiträgt, sondern einen von einem Kollegen verfaßten Pseudo-Protest vorträgt, was das Publikum natürlich nicht weiß. Das Publikum identifiziert hier alles was er vorträgt mt ihm selbst..."

Ein, wie ich finde, durchaus ernstzunehmender Punkt, der in Sachen Glaubwürdigkeit einen immens hohen Anspruch an Udo Jürgens stellt.
Durch einige, na sagen wir mal, "recht merkwürdige" Äußerungen von Udo in jüngster Vergangenheit, was seine Fans und vor allem seine eigene Altersgruppe betrifft, sieht man, daß es wahrlich nicht so einfach ist, diesem Anspruch immer gerecht zu werden...
Unbestritten ist dagegen die Wirkung seiner Lieder auf die Menschen: Für fast jede Lebenslage, jedes Problem, jede kritische, traurige, aber auch fröhliche Situation gibt es irgendein Lied von ihm, welches hilft, Hoffnung gibt, schmunzeln läßt oder die Menschen einfach nur erfreut.
Und wenn einige seiner Lieder bestimmten Menschen über Krisen-Situationen in ihrem Leben hinweghelfen, so ist das, glaube ich, mehr wert, als alle goldenen und platinen Schallplatten, die Udo in seinem ganzen langen Künstlerleben bislang bekommen hat.
Mehr kann man eigentlich nicht erreichen, und dafür gebührt ihm - trotz allem Kommerz - der allerhöchste Respekt!

MfG,
Thomas2

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Thomas2« (21. Mai 2012, 11:53)