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1

Sonntag, 13. Mai 2018, 19:09

Rückblick: "Gehet hin und vermehret euch"

Der SRF erinnert an die Veröffentlichung von "Gehet hin und vermehret euch" vor 30 Jahren; hier der Link dazu:

"Schlagermosaik - Udo Jürgens las dem Papst die Leviten"



<< Trotz Überbevölkerung verbot Papst Johannes Paul II in den 1980er- Jahren den Menschen in der dritten Welt den Gebrauch von Kondomen. Eine Haltung, die Schlagersänger Udo Jürgens auf die Palme brachte. Sein Titel «Gehet hin und vermehret euch» ist denn auch als direkte Trotzreaktion zu verstehen.

Papst Johannes Paul II hatte viele Verehrer. Angesichts des überbordenden Bevölkerungswachstums, das sich bereits vor 30 Jahren abzeichnete, war seine prüde Haltung Kondomen gegenüber allerdings mehr als fraglich. Dies rief Udo Jürgens auf den Plan, der kein Blatt vor den Mund nahm. Davon konnte ihn weder Papst noch Kirche abhalten.
Die Reaktionen liessen nicht lange auf sich warten
So politisch engagiert und berechtigt sein Lied «Gehet hin und vermehret euch» auch war, so drastisch waren die Reaktionen darauf. Der konservative Bayerische Rundfunk der 1980er- Jahre boykottierte den Titel. Die Plattenfirma wollte ihn partout nicht als Single auskoppeln. Im Endeffekt verweilte das mutige Lied eher unbemerkt auf seinem Werk «Das blaue Album» von 1988.

Schade, wie auch unser Schlagerexperte Roger De Win findet, denn Udos Mut hätte honoriert werden sollen. Die meisten Schlagerinterpreten würden sich gar nicht getrauen sich politisch zu äussern. Gerade dadurch hob sich Udo von der breiten Masse ab und schuf wertvolle Kompositionen, die weit über das Image des seichten Schlagers hinausgehen. Beachtlich: Als «Gehet hin» ausgekoppelt wurde, zählte die Weltbevölkerung rund fünf Milliarden Menschen – heute sind es bereits siebeneinhalb! >>



Quelle: srf.ch

2

Mittwoch, 16. Mai 2018, 10:08

Danke für den Link. Es ist ein großartiges Lied, eine wichtige Botschaft und eine tolle Komposition!

Eigentlich doch unverständlich, dass trotz der Kontroverse die Charts nicht erreicht wurden. Das zeigt offenbar, wie meinungsmächtig die Radiosender damals waren. Aber das Boykott hat doch nur der BR vollzogen, oder?

Heute würde durch die sozialen Plattformen eine große Aufmerksamkeit erzeugt und ein solches Lied (bzw. mit solch kritischem Echo) würde sicher weit nach oben steigen in den Charts.

3

Montag, 18. Mai 2020, 01:15

Ich persönlich kann mich mit dem Lied nie so recht anfreunden. Die Überbevölkerung ist ein wichtiges Thema. Aber man kann kaum behaupten, dass die Kirche alleinige Schuld daran trägt. Vorallem in Asien hat die Kirche ja kaum Einfluss. Und im katholischen Italien gibt es keine Überbevölkerung. In meinen Augen zählt dieses Lied zur Kategorie "Gut gemeint - schlecht umgesetzt." Die 'Krone der Schöpfung' fande ich da wesentlich besser.

4

Mittwoch, 19. August 2020, 15:37

Dieses Lied mochte ich früher auch nicht, aber in letzter Zeit spiele ich die ganze Diskografie regelmäßig ab und wundere mich, dass manche Songs jetzt mir eigentlich gefallen.

5

Donnerstag, 27. August 2020, 19:33

Gehet hin und Vermehret Euch

Ist ein super Song. Zum Beitrag von Ramona301: "...und wundere mich, dass manche
Songs jetzt mir eigentlich gefallen." - In dieser Zeile ist was Wahres, mir ist es bei Udo-Liedern eigentlich fast immer so gegangen. Je öfter ich sie gehört habe, desto besser haben sie mir gefallen.

Schön, daß es im Forum was zu lesen gibt :)

6

Freitag, 25. September 2020, 15:18

Da kann ich mich auch anschließen. Ich habe mir in letzter Zeit viele seiner Lieder und CD´s angehört und muss sagen, dass mir doch das ein oder andere Lied um einiges besser gefallen hat als früher. Da sieht man mal wie sich sein eigener Geschmack so über die Zeit verändert.

7

Sonntag, 22. November 2020, 14:58

Mir ist das Lied weniger durch die LP, auf der es 1988 erschienen ist, sondern vielmehr durch die beiden Livealben "Live ohne Maske" (1990) und "Open Air Symphony" (1992), die ich in letzter Zeit häufig gehört habe, präsent.
Der Text hat mich dann angetrieben, einmal die Weltbevölkerungszahlen nachzuschlagen: 1988, als das Lied veröffentlicht wurde, war gerade "Hurra, die 5. Milliarde ist voll!", 1999 hieß es dann "Im Nu ist die 6. Milliarde erreicht." und 2020 steuern wir stark auf die 8 Milliarden zu (Stand Mai 2020: 7,8 Milliarden), die für 2023 erwartet werden. Das Lied also "aktueller denn je", wie es so schön heißt.
Vom dem Skandal habe ich seinerzeit leider nichts mitbekommen, einfach zu jung, aber Texte wie dieser oder "Lieb Vaterland", die "hohe Wellen schlagen" sind doch genau solche, die geschrieben und gesungen werden müssen.

8

Montag, 23. November 2020, 14:35

Vom dem Skandal habe ich seinerzeit leider nichts mitbekommen, einfach zu jung, aber Texte wie dieser oder "Lieb Vaterland", die "hohe Wellen schlagen" sind doch genau solche, die geschrieben und gesungen werden müssen.
Lieber Matthias, Du hast ja so Recht!

Wenn heute Lieder einen Skandal auslösen, dann weil sie Gewalt verherrlichen (was aus meiner Sicht indiskutabel ist. Mir ist schleierhaft, warum man solche Liede gerne hört...).

Dabei gäbe es so viele gesellschaftliche Themen, die in Liedern thematisiert werden sollten. Wenn Udo noch leben würde, er würde hier liefern...!

9

Mittwoch, 10. März 2021, 18:11

Udo geht zu dem Lied ausführlich in seinem 1994 erschienenen Buch "...unterm Smoking Gänsehaut" im Kapitel "Zwölf Töne statt Zehn Gebote" - Untertitel "Wenn wir nicht bereit sind, die Wahrheit zu akzeptieren, werden wir es bitter bereuen" (was für eine gelungene Überschrift") ein.


Er berichtet von seiner Motivation zu dem Text. Dass ihn die Idee 2 Jahre lang beschäftigt hat und der Text dann zusammen mit Friedhelm Lehmann entstanden ist.

Aus diesem Zitat kommt seine Motivation ganz gut zutage:

"Es sind wir Menschen selbst, die den Lebensraum vernichten. Es sind wir Menschen selbst und sonst niemand, die das Leben und die Zukunft unserer Kindern in den Händen halten.
Wenn ich schon nichts bewirken kann, dann will ich wenigstens zu denen gehören, die ihren Mund aufgemacht haben. Denn die Frage der Kinder und Enkel wird kommen: 'Na - und was war mit dir? Hast du wenigstens versucht, was zu machen?'"

Im weiteren erzählt er auch von den Reaktionen auf die Veröffentlichung des Liedes sowie von seiner Einstellung zur Kirche und der Religion an sich.

Interessant finde ich auch, dass er schon 1994 von seinem Lied "Die Krone der Schöpfung" erzählt, das 5 Jahre später erscheinen wird und das er als dritten und letzten Satz nach "Gehet hin und vermehret euch" (1988) und "Wort" (1979) geplant hat.
Zitat der entsprechenden Stelle:
"Es soll der dritte und letzte Satz einer symphonischen Dichtung werden, die ich irgendwann als ein geschlossenes Werk unter eben diesem Titel für Symphonieorchester, Rockgruppe, Klavier und Gesang herausbringen will:
1. Satz: 'Gehet hin und vermehret euch'
2. Satz: 'Wort'
3. Satz: 'Die Krone der Schöpfung'"

Die Lieder hatte ich in dieser Form bislang nie zusammengebracht. Dass "Wort" und "Die Krone der Schöpfung" musikalisch sehr nah verwandt sind, hört man. Dass diese beiden Lieder zusammen mit "Gehet hin und vermehret euch" als Folge angedacht waren, lässt sie in einem neuen Licht erscheinen.

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