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Montag, 7. Juni 2021, 08:36

65 Jahre "Es waren weiße Chrysanthemen"



Die allererste Single von Udo Jürgens - der sich in den frühen 50er Jahren noch Udo Bolan nannte - wurde im Juni des Jahres 1956 veröffentlicht. Der Titel der A-Seite hieß „Es waren weiße Chrysanthemen“ und die B-Seite war „Trippe Trapp“. Diese Single erschien unter der Nummer 45-0022 beim deutschen Label Heliodor, einem Tochterlabel der Deutschen Grammophon Gesellschaft. Diese Marke diente anfangs vor allem dazu, Titel von noch relativ unbekannten Nachwuchskünstlern zu einem attraktiven Preis anzubieten. Typisch für alle frühen Singles von Udo Jürgens ist, dass sie ohne Bildcover erschienen. Den Marketingwert eines schönen Covers sah man in der Musikindustrie zu jener Zeit noch nicht. Damals war es aber üblich, auf den Platten anzugeben, welcher Tanzstil der Musik entsprach und so ist es der Foxtrott, nach welchem man sein Tanzbein zu Udos erster Single schwingen kann. Diese und ein paar weitere in den 50er Jahren erschienen nicht nur auf Vinyl sondern auch noch als Schellackplatte.

Die Musik von „Es waren weiße Chrysanthemen“ stammt von Lotar Olias, einem deutschen Film- und Schlagerkomponisten, der später einige Hits mit Freddy Quinn hatte. Der Text stammt von Erik Wallnau (bürgerlicher Name Erich Hans Schäfer), dessen bekanntester Text sicherlich die „Elisabeth-Serenade“ ist. Der Komponist und Textautor von „Trippe Trapp“ ist Charly Niessen. Udo hat beide Lieder mit dem Orchester Frank Miller aufgenommen. Den offiziellen Angaben nach handelte es sich bei dieser Veröffentlichung um einen „kapitalen Flop“, aber möglicherweise war die Platte doch weniger erfolglos, als wir heute denken. In die Charts schaffte es die Single aber nicht.


Da die Urheberrechte an den Aufnahmen aus der Heliodor- und Polydor-Zeit mittlerweile ausgelaufen sind, gibt es hierzu einige Zusammenstellungen. Mit der von Koch Universal Music 2011 herausgegebenen CD „Die Polydor-Jahre“ hat man eine aller 52 Lieder von 1956 bis 1962 plus zwei Bonustitel in guter Klangqualität in den Händen (bzw. zum Streamen), die mit vielen Zusatzinformationen im Booklet liebevoll zusammengestellt wurde. Mehr braucht es nicht und ein großer Dank geht an Kai Lerner, Arnold Kasar und Sabrina Kaster für diese tolle Arbeit!

Udo Jürgens hat später immer wieder angegeben, dass er nicht glücklich über seine frühen Aufnahmen war, da diese Musik, wenn sie auch dem Zeitgeist entsprach, nicht wirklich zu ihm passte und ihm keine Freude bereitete. Dies änderte sich erst, als er seine eigenen Kompositionen aufnehmen konnte, mit denen ihm dann große Erfolge gelangen.


Wenn man diese frühen Singles heute hört, darf man keine typischen Udo Jürgens Lieder erwarten. Sein Gesang und seine Stimmfarbe klingen ganz deutlich anders, als wir ihn alle im Ohr haben. Sein Talent ist aber schon damals klar erkennbar und so kann man hier auf jeden Fall eine spannende Zeitreise in die Anfänge des großen Udo Jürgens machen!


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Dienstag, 8. Juni 2021, 13:46

Warum nur warum?

"Udo Jürgens hat später immer wieder angegeben, dass er nicht glücklich über seine frühen Aufnahmen war, da diese Musik, wenn sie auch dem Zeitgeist entsprach, nicht wirklich zu ihm passte und ihm keine Freude bereitete."

Trotzdem wird das hier eingestellt. Es gehört ja zu seinem Lebenslauf...na toll.

Warum nur, warum??????

Gruß Ju

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Dienstag, 8. Juni 2021, 17:03

Udo Jürgens hat später immer wieder angegeben, dass er nicht glücklich über seine frühen Aufnahmen war, da diese Musik, wenn sie auch dem Zeitgeist entsprach, nicht wirklich zu ihm passte und ihm keine Freude bereitete. Dies änderte sich erst, als er seine eigenen Kompositionen aufnehmen konnte, mit denen ihm dann große Erfolge gelangen.

Danke, Daniel, für Deine Ausführungen. Ich habe in einem früheren gleichartigen Thread schon mal meine Gedanken dazu geäußert. Dass Udo laut eigener Aussage über diese Titel nicht glücklich war, ist eine Seite. Andererseits hat er selbst mit einer eigenen Komposition in der Zeit einen Flop beigetragen: Wann kommt die Liebe? Er hat es also damals selbst nicht besser gekonnt. Die Titel spiegeln den damals aktuellen Zeitgeist wieder. Und man darf nicht vergessen, dass andere berühmte Sängerkollegen mit einigen der Titel, die bei Udo nicht liefen, große Erfolge einfuhren. Ich denke da z. B. an "Der lachende Vagabund", "Onkel Tom", "Frag mich nie was Heimweh ist" u. a. Auch wenn es in einem Udo Jürgens Fan Forum vielleicht nicht gerne gesehen ist, muss ich doch zu meiner Meinung stehen, dass es Udo damals einfach nicht gelungen ist, die Titel entsprechend zu "interpretieren". Diese Titel wirken bei ihm alle etwas gekünstelt. Bei den Vogue-Titeln war das ja offenbar schon wesentlich besser. Und auch hier hat er nicht alle selbst gebastelt, war aber vielleicht schon etwas besser in "Interpretation" eingespielt. Soweit mein Senf zu diesem Thema.

Gruß,
Peter

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Mittwoch, 9. Juni 2021, 19:49

Ich mag die meisten Titel aus dieser Phase, höre das erwähnte Polydor-Album sehr gerne. Die Songs haben ihren eigenen, unbekümmerten, fröhlich-beswingten und lockeren Flair, sind toll orchestriert und machen einfach gutes Feeling.

5

Mittwoch, 9. Juni 2021, 23:15

Gut das der Meister das nicht mehr lesen muss.

6

Donnerstag, 10. Juni 2021, 21:30

Nur, dass der "Meister" niemals gewollt hätte, dass diejenigen, die seine Musik mögen, sich seinetwegen selbst zensieren.


(Und ich glaube, er hätte es auch nicht gemocht, dass man ihn "Meister" nennt.)