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Freitag, 6. Mai 2022, 22:25

40 Jahre "Silberstreifen"

Ein Silberstreifen am Horizont zu sehen, das bedeutet Hoffnung zu haben. Hoffnung, dass sich Besserungen einstellen, man sieht „Licht am Ende des Tunnels“. Und Hoffnung ist auch das Thema von Udo Jürgens Album aus dem Jahr 1982 - es feiert also in diesen Tagen sein 40stes Jubiläum!

Viele Menschen blickten Anfang der 1980er Jahre sorgenvoll auf die Entwicklungen in der Welt. Der kalte Krieg war geprägt durch ein atomares Wettrüsten in Ost und West, jederzeit konnte es zu einer globalen Auseinandersetzung kommen, die das Ende der Menschheit bedeutet hätte. Spannungen im Nahen Osten steigerten sich, Terror und Hass brodelten. Dazu wuchs ein Bewusstsein für die Auswirkungen des Menschen auf die Umwelt und die Zerstörung der Natur, der dringend Einhalt zu gebieten war. Dies alles beschäftigte natürlich auch Udo Jürgens, der die Hoffnung auf eine friedlichere und bessere Welt nicht aufgeben wollte. Der Titel seines Albums war dann auch schlicht und einfach „Silberstreifen“. Die Plattenfirma Ariola schrieb damals im Pressetext „Udo Jürgens hat zehn Lieder geschrieben, zehn Lieder, die zwar das Schlechte, das Häßliche, das Böse in unserer Welt nicht beschönigen, die aber auch das Gute, das Schöne, das Liebe und die daraus entstehende Hoffnung auf eine bessere Welt verkünden.“

Und so nahm Udo Jürgens von November 1981 bis Februar ’82 sein neues Album in dem legendären Münchener Musicland Studio auf, in dem sich damals das Who-is-Who der internationalen Musikszene die Klinke in die Hand gegeben hat, von Led Zeppelin über Elton John, Freddy Mercury und Falco bis zu Deep Purple, Donna Summer, Queen und den Rolling Stones. Produzent war wieder Harold Faltermeier, der zuvor mit Udo in Los Angeles das englischsprachige Album „Leave a little love“ produziert hatte - Udos „amerikanischen Traum“. Unter den Musikern im Studio war am Saxophon auch Pepe Lienhard, der dann mit seiner Big Band zur festen Begleitung auf allen Tourneen von Udo wurde.

Es entstand ein großartiges und heute zu Unrecht wenig bekanntes Album, für das Udo Jürgens 1983 im dritten Jahr in Folge den Deutschen Schallplattenpreis, den Preis der Deutschen Schallplattenkritik bekam. Beim Publikum kam das Album damals aber etwas weniger gut an, es erreichte nur den 39. Platz der deutschen Charts und in Österreich konnte es sich überhaupt nicht platzieren. Im Rückblick ist dies doch recht unverständlich, denn auf dem Album sind sehr viele schöne und bei den Fans beliebte Lieder enthalten - darunter der Höhepunkt vieler Konzerte und Namensgeber des Erfolgsmusicals „Ich war noch niemals in New York“. Dass dieses Lied einmal solche Beliebtheit erlangen würde, war wohl auch Udo und seiner Plattenfirma nicht klar, denn das heutige Kult-Lied wurde damals nur als B-Seite einer Single veröffentlicht. Diese war auch keine Auskoppelung aus dem Album, sondern sie wurde im Vorfeld seiner Tournee „Lust am Leben“ im Herbst 1982 auf den Markt gebracht.

Als Vorbote des Albums „Silberstreifen“ wurde stattdessen der ironische Seitenhieb auf das Fernsehen veröffentlicht, das Lied „Die Glotze (...und das alles in Farbe)“. Es kommt im Synthie-Sound daher und Udo, der selbst unzählige Male im Fernsehen aufgetreten ist, singt mit einem Augenzwinkern "Die Glotze ist doch das Größte". Er präsentierte die Single in der ZDF Sendung Show-Express am 25. März 1982. Auf der B-Seite war das melancholische Liebeslied „Engel am Morgen“. Sie erreichte Ende April 1982 in den deutschen Charts nur Platz 60.

Sogar nur Platz 66 erreichte im Juni/Juli dann die zweite Auskoppelung aus dem Album. Dies ist doch etwas unverständlich, denn mit „5 Minuten vor zwölf“ ist Udo Jürgens ein Lied gelungen, welches mit einem sehr starken Text von Michael Kunze eindrucksvoll die Top-Themen Umweltzerstörung und Zukunftsängste aufgreift. Es hat einen direkten Bezug auf ein damaliges Ereignis, nämlich den Bau der Startbahn-West des Frankfurter Flughafens, bei dem es Ende 1981 zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Umweltschützern und der Polizei kam („Und ich sah einen Wald, wo man jetzt einen Flugplatz baut...“). Dieses Ereignis, aber auch den sauren Regen, das Einzäunen der Freiheit, Ölkatastrophen, das Zubetonieren der Städte und die Einsamkeit von Menschen in einer kalten Gesellschaft thematisieren Udo und sein Texter. Und der Text ist leider heute noch genauso aktuell, wie damals:

Ich sah Haß in den Augen, blind wütenden Glauben,
Sah die Liebe erfrieren, sah die Sieger verlieren,
Sah Bomben und Mienen, sah Schieber verdienen,

Sah Klugschwätzer reden, und Fanatiker töten.

Doch ich sah auch die Angst, die so viele zur Einsicht bringt,
Jemand sagte zu mir, daß die Zukunft grad jetzt beginnt,


Und ich sah auf die Uhr, 5 Minuten vor 12.


-weiter in Teil 2-


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Freitag, 6. Mai 2022, 22:26

-Teil 2-

Udo Jürgens hat die Hoffnung nie aufgegeben und immer dazu aufgerufen sich zu besinnen und etwas dafür zu tun, dass die Welt eine bessere wird. Er hat das Lied auf mehreren Tourneen gesungen und die beste Live-Version ist sicherlich jene fast 10 Minuten lange, mit großem Sinfonie Orchester, im Rahmen der Open Air Symphony Tournee von 1992 (das Live-Album erschien als CD und sogar noch als LP). Dieses Lied rüttelt auf und mahnt uns, dass es noch nicht zu spät ist, das Ruder zur Rettung der Welt herumzureißen. Schon hier glimmt also die Hoffnung auf, die das Thema des ganzen Albums ist. Und Hoffnung spricht auch aus dem zweiten Lied dieser Single, wo es heißt: "Gib mir deine Angst, ich geb' dir die Hoffnung dafür." „Es ist“ so der damalige PR-Text „ganz konkret die Hoffnung zweier Menschen, in einer Partnerschaft den richtigen Weg durch das Leben zu finden. Die Schlußworte des Liedes weisen diesen Weg: "Solang ich dich nicht verlier', find' ich auch einen Weg mit dir“. Es ist ein eindrucksvolles Lied, welches Udo natürlich auch auf der „Lust am Leben“ Tournee gesungen hat.

Michael Kunze schrieb zu acht der zehn Lieder den Text, darunter der Höhepunkt so vieler Konzerte „Ich war noch niemals in New York“ und das beswingt daherkommende „Bleib noch bis zum Frühstück“ (beide wurden 1998 neu aufgenommen für die Compilation „Sogar Engel brauchen Glück“). Er textete auf das ironisch-rockige „Schnucki Putzi“, sowie „Ein bisschen Heimat“ und „Glückliche Menschen“. Von Wolfgang Hofer stammt der Text zu dem schönen „Engel am Morgen“ und „Ich bin dafür“ - letzteres ein starkes Statement. Udo hat das Lied auf nicht weniger als fünf Tourneen gesungen, auch auf seiner letzten im Jahr 2014. Geradezu inbrünstig rief er dabei „und sagt mir einer, ich sei ein Träumer, ein Spinner, das mag sein. Jedoch ich träume mit dir und andern, ich träume und ich spinne nicht allein“ - das ist Udo Jürgens pur. Doch die Aktualität dieses Textes ist geradezu beklemmend...

Ich bin dafür, dass nicht einmal ein Kind mehr
Auch nur im Spiel mit Plastikpanzern schießt.
Und das wir alle Waffen dort versenken,
Da wo das Meer am tiefsten ist.


Ich bin dafür, dass wir als Menschen leben
Und nicht als stummes, braves Herdentier,
Dass wir nicht kriechen, dass wir uns erheben.


Ich bin dafür.


Ein weiteres, eigentlich heiteres Lied soll hier erwähnt werden: Schnucki Putzi

Er war ein Staatsmann ohne Skrupel,
Ein Mann der über Leichen ging.
Sein Bild, das hing' an allen Wänden,
Die Massen applaudierten ihm.
Wer Witze über ihn erzählte,
Der wurde vor Gericht gestellt.
Vor seinen Militärparaden
Erzitterte die halbe Welt.


Nur seine Mami nicht,
Nur seine Mami nicht.
Die hatte keinen Respekt.

Denn sie nannte ihn Schnucki-Putzi

Und fragte voller Zärtlichkeit:
"Hast du auch warme Unterhosen an,
Du weißt, jetzt kommt die kalte Zeit".
In jedem Helden steckt auch ein Fuzzi.


Schnucki, Schnucki-Putzi.



Wenn man heute diese Zeilen liest, läuft es einem kalt den Rücken runter. Aber neben dem Staatsmann werden auch genannt: der Superstar, der Schuldirektor, der Richter und der Präsident, der Ölmagnat, der Steuerprüfer - Stellt sie euch vor im Hemd!


Mit Udo im Studio waren damals einige hochkarätige Musiker. Den vollen Streichersound lieferten zum Beispiel die Münchner Philharmoniker unter der Leitung von Fritz Sonnleitner. Die Streicher- und Bläserarrangements stammen auch auf diesem Album von Boris Jojic (Leiter des Munich Symphonic Sound Orchestra oder MSSO). Der ganze Sound des Albums ist hervorragend und es ist schade, dass Faltermeier keine weiteren Alben mehr für Udo Jürgens produzierte. Die wunderbar stimmigen Close-Up Fotos für Front und Back Cover stammen von dem Züricher Fotografen Felix Eidenbenz, es blieb bei dieser einmaligen Zusammenarbeit mit Udo Jürgens.

Im Jahr 1996 wurde das Album „Silberstreifen“ dann verdienterweise - überraschend ohne große Ankündigung - von Ariola als CD neu veröffentlicht. Darauf hatten die Fans schon lange gewartet. Der Medien-Journalist Reginald Rudorf schrieb zutreffenderweise über das Album „Udo Jürgens ist mit der LP ‚Silbertreifen’ ein ganz hervorragendes Opus gelungen, sicherlich seine bislang reifste Arbeit. Die thematisch und stilistische Vielfalt machen das Album überdies zu einem abwechslungsreichen Entertainment“.

Dem ist nichts hinzuzufügen. Viel Spaß beim Hören!

Text: Daniel Speck (www.udowiki.com)

Titelliste:
5 Minuten vor 12 (Jürgens/Kunze)
Die Glotze (...und das alles in Farbe) (Jürgens/Kunze)
Gib mir deine Angst (Jürgens/Kunze)
Schnucki Putzi (Jürgens/Kunze)
Ein bißchen Heimat (Jürgens/Kunze)
Bleib doch bis zum Frühstück (Jürgens/Kunze)
Ich war noch niemals in New York (Jürgens/Kunze)
Engel am Morgen (Jürgens/Hofer)
Glückliche Menschen (Jürgens/Kunze)
Ich bin dafür (Jürgens/Hofer)