Spät, aber doch noch habe ich es geschafft, mir die Live-CD (günstig) zu kaufen und in Ruhe zu hören.
Also, was Pepe Linehard und sein Orchester betrifft: Fehlerfrei und absolut überzeugend. Ich sage das als Musiker.
Und die Abmischung, Gesamtsound etc.: Auch alles in Ordnung.
Nur UJ will mir oft nicht gefallen. Im Vergleich zu früheren Liveauftritten wird seine Diktion immer undeutlicher; wer die Texte nicht kennt, wird sie oft nicht oder nicht richtig verstehen; die Aussprache ist unscharf, etwas feucht. Bei lauteren Passagen klingt die Stimme gequält und das Mikro übersteuert.
Sehr schön sind hingegen die leisen Passagen, mit wenig Orchester oder nur Solo-Klavier, gesungen bzw. dargeboten. Aber sobald es lauter wird - immerhin bricht seine Stimme nicht mehr, wie wir das noch von den ganz frühen Live-Auftirtten 68, 70, 73 ... kennen. Er singt sie auch nicht mehr bis auf die Felgen ab (ein Ausdruck, den ich Jens Hagestedts Tausend Träumen zu udo live '68 verdanke). Aber diese Ungenauigkeit der Aussprache, das mißfällt mir. Und zwar besonders deswegen, weil es immer Udos Qualitätsmerkmal war, deutlich und sehr gut verständlich zu singen.
Ist es das Alter?
[Keine Texthänger; so ein Notizbuch auf dem Flügel ist doch sehr praktisch!]
Die lauten Passagen schreit er zu sehr. Mit Mikrophon wäre das eigentlich gar nicht nötig, und so vermute ich, dass ihm, links taub, für rechts ja mittlerweile ein kleiner Monitor auf dem Flügel, die Kontrolle nicht gelang, seinen Gesang in den Gesamtklang angemessen einzufügen. Vielleicht liegt es am Hören (wieder das Alter?), oder an einer falschen Beschallung auf dem Klavier-Monitor. Mangelnde Gewöhnung kann es nicht sein, es ist m. W. die zweite Tournee mit dieser Unterstützung.
Gleichwohl, die CD ist wie viele andere eine schöne Erinnerungshilfe an wunderbare Konzertmomente, ansprechend gestaltet (doch ach, wie aufregend schön wäre ein Doppel-LP-Album geworden!!) und klanglich optimal. Ich erlebe UJ auf der Höhe seiner Zeit; auch wenn er in anderen Zeiten andere Höhen hatte ("Deinetwegen" zeigt im Gesamtvergleich die Grenzen, wo er gesanglich noch hinlangt, aber nicht mehr lange; "Mit Dir" ist ein Beweis für das, was er immer wieder wirklich wunderbar kann - und verstärkt tun sollte.) Großartig ist die Weiterentwicklung der Gesamtdramaturgie mit mehr Instrumentalteilen und Solisten, insbes., auch "Singin in the Rain" und die New Yorker Swing-Nummern, was ihm bei reduziertem Kräfteeinsatz eine unveränderte Konzertdauer ohne Verlust an Qualität ermöglicht.
So, das wars von meiner Seite.