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Sonntag, 25. September 2011, 00:42

Polydor - ausgebliebener Erfolg in frühen Jahren

Hallo zusammen,

in einem der vielen Interviews, die Udo derzeit gibt, hat er (meines Erachtens zurecht) gesagt, dass es sein großes Glück war, mit seinen ersten Liedern keinen Erfolg gehabt zu haben.

Mit der Polydor-CD gibt es ja nun erstmals einen umfassenden Überblick über diese Jahre. Beim Blick ins Booklet wird mir erst bewusst, wie unglaublich das ist, dass Udo mit derart vielen Anläufen kein Erfolg gelang angesichts dessen, dass er ja mit fast allen großen Schlager-Machern zusammengearbeitet hat. Das wäre aus meiner Sicht vergleichbar, wenn heute ein Newcomer keinen Erfolg hat, dem Dieter Bohlen, Stefan Raab, Anette Humpe und Frank Ramond Lieder schreiben und der trotzdem einen Flop nach dem anderen landet.

Hier meine Top-10 (in chronologischer Reihenfolge der Udo-Tätigkeit) der damaligen super-erfolgreichen „Hit-Macher“, die sich an Udo die Zähne ausgebissen haben. Ich habe nur die Namen ausgewählt, die subjektiv mir bekannt sind. Dabei habe ich sogar noch einige Namen ausgelassen, die ich schon mal irgendwo gehört habe, aber zu denen mir kein Lied eingefallen ist (z. B. Delle Haensch und Erich Becht – hatte der nicht auch mal was mit Heino zu tun? Grübel…):

1. LOTHAR OLIAS schrieb für Udo Jürgens 1956 die Chrysanthemen - und war später erfolgreich mit Freddys Liedern wie "Junge komm bald wieder" und "Heimatlos". Auch "So ein Tag, so wunderschön wie heute" stammt aus seiner Feder.

2. CHARLY NIESSEN schrieb Udos erste B-Seite "Trippe Trapp" - ein kapitaler Flop. Ganz anders seine Erfolge "Eins und eins, das macht zwei" (Knef), "Banjo Boy" (ein Nummer-1-Hit von Jan & Kjeld), "Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut" - das waren Riesen-Hits..

3. HANS CARSTE komponierte u. a. die Titelmusik der Tagesschau (, wenn Wikipedia nicht lügt..)

4. WERNER MÜLLER schrieb u. a. die "Sportschau"-Titelmusik.

5. HANS BRADTKE schrieb gleich eine ganze Reihe von Riesen-Hits wie "Pack die Badehose ein", "Rote Lippen soll man küssen" und "Das bißchen Haushalt" und viele andere - "Das ist typisch Italienisch" fügt sich nicht in diese Reihe ein - zu Udos Glück:))

6. PETER IGELHOFF war schon ein lange etablierter Komponist von Liedern wie "In meiner Badewanne bin ich Kapitän" - "Little Jim..." zählt wohl zu seinem wenig beachteten Spätwerk

7. HEINZ GIETZ und KURT FELTZ - bei diesen Namen ist die Erfolglosigkeit ganz besonders bemerkenswert. Auf das Konto der beiden gingen gefühlte hunderte von Hits der 60er und 70er Jahre. Der Spiegel hat dem Feltz mal eine Titel-Story gewidmet. An Kurt Feltz führte in den Nachkriegsjahren meines Wissens kein Weg vorbei, er war damals sicher so etwas wie die"graue Eminenz" des deutschen Schlagers. Dass selbst diese großen Namen für Udo einen Flop beisteuern ("Frag mich nie, was Heimweh ist") finde ich ganz besonders bemerkenswert.

8. PETER MOESSER machte nicht nur den "lachenden Vagabunden" für Fred Bertelmann(!!) zum Hit, sondern schrieb auch Lieder wie „Sie hieß MaryAnn“ oder den ersten Grand Prix-Beitrag Deutschlands „So geht das jede Nacht“ von Freddy, der erst im vergangenen Jahr neu aufgelegt wurde und bei Raabs „Bundesvision Song Contest“ vertreten war. Nach meiner Erinnerung hat er auch eine sehr bekannte Radio-Erkennungsmusik geschrieben.

9. MICHAEL JARY und BRUNO BALZ – noch solche „Super-Knaller-Namen“: Jary schrieb z. B. den ersten Peter-Alexander-Erfolg „Beine von Dolores“ und in späteren Jahren „Wir wollen niemals auseinandergehen“ und viele, viele andere sehr große Hits – „Onkel Tom“ gehörte nicht dazu…
10. HUGO STRASSER ist bis heute als berühmter Tanzmusiker aktiv und tritt mit seiner Klarinette bis ins hohe Alter auf Tournee – nach meiner Erinnerung zuletzt u. a. mit Max Greger. Dass er auch komponierte („Einer kommt“), ist mir ehrlich gesagt neu – aber auch er gehört zu den Erfolgsmenschen, die in Udos frühen Jahren den „Hit“ nicht gefunden haben.

Wenn der Titel „Diana Mademoiselle“ tatsächlich von Fred Jay (mit-)geschrieben wurde, ist das von Udo angesprochene Glück, keinen Erfolg in frühen Jahren gehabt zu haben, ja erst recht greifbar. Udos Film fängt mit dem Lied „Ich würd es wieder tun an“. Den Text schrieb – naaaa…?? (…wobei meine Frage an die „Gelehrt en“ geht: War es wirklich „DER“ Fred Jay, der die „Diana Mademoiselle“ (mit-)geschrieben hat?

Vor diesem Hintergrund kann ich nur zu gut verstehen, dass es für Udo wie ein 6er im Lotto sein muss: Unfassbar, dass mit all dieser prominenten Unterstützung kein Hit gelungen ist. Wäre „Eine Handvoll Diamanten“ ein Hit geworden, wäre Udo vermutlich ein Schlagersänger geworden, über den heute niemand mehr spricht. In der Tat trifft Udo den Nagel auf den Kopf, wenn er dem Schicksal dankbar ist, diese Flops gelandet zu haben. Trotzdem hätte ich mich sehr gefreut, wenn der „Porrrrtofino“-Song es auf den Soundtrack geschafft hätte, weil der Filmausschnitt wirklich köstlich ist)
Viele liebe Grüße

Stephan

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Sonntag, 25. September 2011, 11:19

Nach den wenigen Zeilen von Porrrrrrrrrtofino ging den Filmmachern wohl die subversive Kreativität aus ...
... im Übrigen mag es dann wohl tatsächlich so sein, dass ein noch so - zeitgemäß - guter Text mit einer noch so - zeitgemäß - guten Musik keinen Erfolg bringt, wenn der Sänger sich darin nicht wohlfühlt. (Gleichwohl die Songs gut eingespielt sind.)
Wir wissen heute ja nicht, wie UJ's erste Gesangsvorstellungen wirklich waren (vor dem rollenden R und dem Schluchzen); im Film scheint mir das alles etwas geglättet, weil es ja 2010/11 neu aufgenommen werden mußte und die - nicht auf die Platten gelangenden - Originalversuche kaum erhalten sein dürften. Für einen - nach damaligen Verhältnissen - jungen Mann, der seine Begeisterung aus der nordamerikanischen Unterhaltungsmusik und dem (schwarzen) Jazz schöpfte, müssen diese deutschen Behelfsschlager tatsächlich ein recht verzwiefelter Griff nach dem Erfolg gewesen sein, der in der Tat zum Glück - damit - ausblieb.
Unverständlich nur, warum solches dann später doch wieder geschah - siehe Babuschkin (all-time number one worst song), Dann schlug es Dreizehn, Zieh den Kopf aus der Schlinge Bruder John ... - und der englische Anteil seiner Songs, auch und gerade auf Tourneen, nach 1971 beinahe gegen Null ging (lassen wir mal die Medleys mit Cootnfields und Mathilda außen vor).

3

Sonntag, 25. September 2011, 14:49

Hi,

tja, für mich ist der ausgebliebene Erfolg seiner Heliodor/Polydor-Jahre mindestens ein ebenso großes Phänomen, wie der spätere steile Aufstieg bei Vogue und Ariola.
Mit der allseits vertretenen Meinung, diese Aufnahmen seien einfach zu schlecht gewesen, macht man es sich - abgesehen davon, daß dies gar nicht stimmt - wohl doch ein wenig zu einfach.
Es waren nicht nur hervorragende Komponisten und Texter, die damals für Udo tätig waren, auch die Qualität der Aufnahmen, die Udo damals ablieferte, ließ eigentlich nichts zu wünschen übrig.
Sie paßte voll und ganz in das damalige Schlager-Konzept, war aber vielleicht gerade deshalb der Grund, sich nicht entscheidend aus der grauen Masse abheben zu können.
Bei genauerer Betrachtung der einzelnen Titel wird man feststellen können, daß schon damals so einge "Gassenhauer" dabei waren, die eigentlich ein Hit hätten werden MÜSSEN!
Aber ein Erfolg in dieser Branche ist nun (gottseidank!) doch nicht immer plan- und kalkulierbar - die "Gebrüder Blattschuß" können mit ihren "Kreuzberger Nächten" ein Lied davon singen (was sie ja auch taten).
Wie anders sonst ist es zu erklären, daß der gleiche Titel bei seiner Erstveröffentlichung katastrophal floppte und Jahre später nach einer Neuveröffentlichung auf einmal zum Mega-Hit avancierte.
Schon die B-Seite Udos zweiter Heliodor-Single "Monika" hatte alle Voraussetzungen gehabt, ein Hit werden zu können. "Das ist typisch italienisch" war ein Schlager, der einerseits genau dem Geschmack jener Zeit entsprach und der andererseits bereits durch den Berolina-Film "Die Försterchristl" dem Publikum bekannt war.
"Wir fahren, wir fahren..." - ein absoluter "Gassenhauer" - warum er floppte, unerklärlich!
"Prinzessin Romantika" & "La Serenata", zwei wunderschöne Melodien - noch dazu durch die durchaus erfolgreichen Kino-Produktionen "Unsere tollen Tanten" und vor allem aber "Drei Liebesbriefe aus Tirol" dem breiten Publikum bekannt: Daß auch sie in der Gunst des Publikums durchfielen - unfaßbar!
Man hätte damals tatsächlich verzweifeln können...
Möglicherweise hätte der "Twist" tatsächlich sein zweiter großer Hit werden können - diese Chance hatte man ihm aus noch immer nicht ganz geklärten Gründen leider versagt...
Aber wie sang Udo selbst: "Wir bestimmen, was Musik ist, denn die Platten kaufen wir..."
Tja, leider wurden seine eigenen damals halt noch nicht genug gekauft...

MfG,
Thomas2

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Thomas2« (25. September 2011, 15:01)


4

Sonntag, 25. September 2011, 18:11

Wenn der Titel „Diana Mademoiselle“ tatsächlich von Fred Jay (mit-)geschrieben wurde, ist das von Udo angesprochene Glück, keinen Erfolg in frühen Jahren gehabt zu haben, ja erst recht greifbar. Udos Film fängt mit dem Lied „Ich würd es wieder tun an“. Den Text schrieb – naaaa…?? (…wobei meine Frage an die „Gelehrt en“ geht: War es wirklich „DER“ Fred Jay, der die „Diana Mademoiselle“ (mit-)geschrieben hat?
Hi,

Wenn du DEN Fred Jay meinst, der eigentlich Fred Jacobson heißt, dann war er es...
Jonny Bartels (deutscher Text) war übrigens ein Pseudonym von Kurt Feltz, genauso wie Bob Parker, Raimondo oder Marc Bones Pseudonyme von Bert Kaempfert waren.
Anscheinend war dies schon damals sehr beliebt...
Es könnte also genausogut "Jacobson-Reid-Feltz" auf dem Label vermerkt werden.
"Diana Mademoiselle" scheint tatsächlich das Original zu sein, eine Suche nach "There Ain't No Holdin' Me Now" brachte bislang noch immer keine Ergebnisse.
Dafür gibt es aber einen weiteren Eintrag aus dem Jahre 1961, und zwar unter dem Titel "Oui Oui Mademoiselle", bei dem wir die französische Udo-Version vermuten.

MfG,
Thomas2