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Montag, 4. Juni 2012, 07:44

Noch immer aktuell

Vieles, was Bernard Shaw geschrieben hat, hat die Zeit überholt. Seine "Helden" nicht. Zwar sind wir weniger von Illusionen belastet als die romantischen Schwärmer von einst. Zwar gibt es keine Operettenkriege auf dem Balkan mehr. Die falschen Helden aber, die Shaw enthüllen wollte, sind auch nach zwei Weltkriegen noch nicht ausgestorben. Sie reiten noch immer ihre Kavallerieattacken gegen Kanonen.
Helden? "Wirkliche Helden gibt es nicht", sagt Shaw. Und weiter: "Zeigen Sie mir einen Mann, der jeder Macht, die ihn zwingen wollte, gegen seinen Willen oder Gewissen zu handeln, Trotz bietet bis in den Tod. Nur ein solcher Mann ist tapfer."
In den "Helden" tritt ein solcher Mann nicht auf. In den "Helden" hat Bluntschli, der Vernünftige, der Mann mit den sechs Hotels und drei Muttersprachen, der Mann, der aus der Schlacht fortläuft, aber den Alltag besteht, alle Sympathie. Was für ein Mann!
Und Raina, deren hübscher Kopf voller Märchenprinzen, Heldentaten und Kavallerieattacken war, wirft am Ende alle Illusionen über Bord und schenkt dem "Pralinesoldaten" ihre Hand.
Shaw war ein nüchterner Irländer. Er haßte alle Ekstase, alle Sentimentalitäten. Deshalb lehnte er auch Shakespeare ab. Ob er immer Recht hat? Ob das Leben nur ein Rechenexempel der Vernunft ist? Shaw jedenfalls glaubte daran. Und er trug seine Ideen immer amüsant vor. Niemals langweilte sich jemand bei ihm.
Deshalb werden seine Stücke auf den Bühnen der Welt gespielt. Deshalb hat der Film Pygmalion, die Heilige Johanna, Major Barbara, Cäsar und Kleopatra, die Millionäre, Androklus und den Löwen zum Leben erweckt. Deshalb reiten seine Helden jetzt wieder ihren Angriff über die Leinwand.




Seine Biographie fand Bernard Shaw uninteressant. "Ich habe niemanden getötet und auch sonst nichts Außergewöhnliches erlebt." Dennoch hielt er für die drei bedeutendsten Männer unserer Zeit: Stalin, Einstein und - Bernard Shaw. Als er starb, verlöschten am Broadway, der größten Theaterstraße der Welt, alle Lichter.<<


MfG,
Thomas2

12

Montag, 3. September 2012, 01:04

Hi,

Kritiker behaupten ja immer, daß Udos "Helden" eher eine Operette, als ein Musical wären.
Im Vergleich dazu sei aber nocheinmal daran erinnert, daß es eine solche Operette ja schon lange vorher gab. Sie stammt von niemand geringerem, als Oscar Straus.
"Der tapfere Soldat" (Alternativtitel: Der Pralinésoldat) hatte, wie konnte es anders sein, ebenfalls am Theater an der Wien seine Uraufführung - dies allerdings schon am 14. November 1908.
Die Namen wurden etwas verändert: aus Bluntschli wurde "Bumerli", aus Raina "Nadina", aus Louka eine "Mascha", aus Sergius ein "Alexius", aus Katharina "Aurelia", aus Petkoff "Spiridoff" und aus Nicola ein "Stephan".
Doch auch hier entspricht die Handlung weitestgehend der Shaw'schen Vorlage.
Die Operette war damals so erfolgreich, daß sie später auch in andere Sprachen übersetzt wurde. So gibt es unter anderem eine englische Fassung unter dem Titel "The Chocolate Soldier":



In Frankreich kam das Stück dann logischerweise als "Le Soldat de Chocolat" auf die Bühnen:



Nach dem großen Erfolg der deutschen Erstaufführung brachte man sogar eine sechsteilige Postkartenserie heraus, welche das Bumerli (Bluntschli) - Lied zum Thema hatte:













Und hier noch schnell die Werks-Daten:

Titel: Der tapfere Soldat
Form: Operette
Originalsprache: Deutsch
Musik: Oscar Straus
Libretto: Rudolf Bernauer und Leopold Jacobson
Literarische Vorlage: "Helden" von George Bernhard Shaw
Uraufführung: 14. November 1908
Ort der Uraufführung: Wien
Ort und Zeit der Handlung: Bulgarien um 1886

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Thomas2« (3. September 2012, 02:27)


13

Montag, 3. September 2012, 01:10

Um das Kapitel "Helden, Helden" vorerst abzuschließen, hier noch zwei Artikel zu "Helden, Helden" - Inszenierungen in der ehemaligen DDR.
Ja, auch hier gelangte Udos Musical auf die "Bühnen der Republik", und es kam in der Kritik sogar weitaus besser weg, als beim westlichen Nachbarn:

>>Städtische Theater Leipzig

Helden, Helden

von Gmür / Hachfeld / Brandin / Jürgens



Musikalische Komödie, Leipzig 1975

Irgendwo auf dem Balkan findet Ende des vorigen Jahrhunderts eine militärische Auseinandersetzung statt. Dabei flüchtet sich ein Schweizer Berufssoldat ausgerechnet in das Haus des feindlichen Befehlshabers Major Paul Petkoff, genauer: in das Schlafzimmer von dessen Tochter Raina.
Obwohl diese mit Sergius Saranoff verlobt ist, dem offensichtlichen Bild eines heldenhaften Kriegers, und obwohl der Flüchtende, Bluntschli, sehr unsoldatische und unheldenhafte Reden führt, verbirgt sie ihn und verhilft ihm, den alten Hausrock des Hausherrn zur Verfügung stellend, zur Fortsetzung der Flucht.
- Der Krieg ist aus, die Männer kehren heim und werden von ihren Frauen heldenverehrt.
Aber auch Hauptmann Bluntschli, der als Angehöriger eines neutralen Landes bei den Waffenstillstandsverhandlungen gute Dienste leistete, taucht wieder auf, um den Rock bei den Damen abzuliefern.
Allmählich erfahren so die kriegerischen Herren, was in ihrer Abwesenheit zu Hause geschah.
Raina entscheidet sich am Ende gegen Sergius für Bluntschli, obwohl der alles andere als das Modell eines pflichtbewußten, ehrgeizigen, heldenhaften Soldaten ist.
Als George Bernard Shaw 1894 sein "erquickliches Stück" "Arms and the Man" schrieb, schien das Militär vornehmlich nur dem Zweck zu dienen, Paraden in prächtigen Uniformen abzuhalten. Der pazifistische Shaw stellte nicht die Schrecknisse des Krieges als Abschreckung dar, sondern wandte sich vor allem gegen die Anbetung der Uniform, lachte über die Absurditäten des Krieges und fragte aus vernünftigem Grunde, ob ein Mann im Frieden nicht nützlicher zu verwenden sei als im Kriege.
Bereits 1908 griff die Wiener Operette nach diesem Stoff: Oscar Straus' "Der tapfere Soldat" wurde im Habsburgischen Hoheits- und Kulturkreis ein Mißerfolg.
1972 fand, wiederum in Wien, die Uraufführung einer neuerlichen Adaption, diesmal durch das Musical, statt. Als Komponist und zugkräftigster Name des Autorenteams fungierte Udo Jürgens. Das Buch schrieb Hans Gmür, als Liedtexter standen ihm Eckart Hachfeld und Walter Brandin zur Seite.
"Helden, Helden" hat seinen unbestrittbaren Verkaufswert: Es besitzt vorzügliche Dialoge, vortreffliche Figuren- und Szenenentwicklungen und ist, gerade was den Einsatz von Musik betrifft, ein makellos gebautes Stück. Aber um so eindringlicher läßt die Anerkennung handwerklicher Meisterschaft die Frage aufwerfen nach der Berechtigung einer Aufbereitung dieses Stoffes für das heutige Theater. Genügt es, sich auf den Spötter Shaw zu berufen und seine damalige Satire gegen Militär und falsche Heldenverehrung und die Erfahrungen zweier Weltkriege in einem Stück, in dem es immerhin auch um Krieg, Leben oder Tod geht, so völlig unberücksichtigt zu lassen? (Musicals wie "Oh, What a Lovely War" und "Enrico 61" bewiesen doch bereits das Gegenteil.) Anders gefragt: Können uns gefällige Protestsongs in einer Lebensfrage genügen? Unterschreitet das Musical hier nicht seine Möglichkeiten und Chancen?
Die Leipziger Inszenierung Wolfgang Weits erfreute sich vor allem an den guten Dialogen, den Figurenzeichnungen und der klaren Handlungsführung. Das dramaturgische Funktionieren der Musik - deren Melodik und Rhythmik etwas einfallslos scheinen, deren Stärke vor allem in der Instrumentierung liegt - wurde in jeder Phase voll ausgenutzt, am augenscheinlichsten in den Balett- und Chorszenen (Choreographie Monika Geppert).
Bestimmend für die Inszenierung schienen mir aber vor allem das Bühnenbild Eberhard Keienburgs und diesem adäquat die Kostüme Dorothea Weinerts zu sein. Durch die gelungene Symbiose von Klarheit und Phantasie wurden viele der "erzählenden Arrangements" und der "typischen Haltungen" der Figuren von Bühnenbild und Kostüm geradezu notwendig erzwungen.
Fragen, die den insgesamt "erquicklichen" Eindruck dieser Inszenierung nicht wesentlich mindern können, tauchen bei der konzeptionellen Sicht einiger Figuren auf. Das Dienerpaar Louka (Christel Guck) und Nicola (Hans-Peter Schwarzbach) wurde als Vertreter des vierten Standes angesehen und schon äußerlich den Volkstypen der commedia dell'arte angenähert. Aber sowohl ihre Handlungen (Louka setzt z.B. alles daran, über ihren Stand hinaus zu heiraten) als auch ihre Songs (Nicola erkennt die Notwendigkeit der Besitzenden, damit es den Dienern gut ergehe) zeigen klar, daß es sich hier um korrumpierte Vertreter des "an sich so guten Volkes" handelt. Das war in Leipzig nicht zu sehen, wurde auch nicht kritisch bewertet. Zweifel an der Richtigkeit seiner Figurendarstellung hinterließ auch Karl Zugowski als Sergius. Wird er im ersten Teil, wenn er kaum auf der Szene ist, durch Raina groß "aufgebaut", so zerschlägt der Darsteller dieses Kapital sofort durch überdeutliches Ausstellen der Lächerlichkeit seiner Figur, er spielt die Kritik zu vordergründig mit. Uneingeschränktes Vergnügen bereiteten das Ehepaar Petkoff (Christa Nowak, Dieter Scholz) und ihre Tochter Raina (Margarethe Junghans, bei den musikalischen Nummern freilich in der Tiefe etwas überfordert). Eine regelrechte Entdeckung wurde Peter Vorwerg als Bluntschli, ihm schien die Rolle auf den Leib geschrieben.<<

Karsten Bartels ( Theater der Zeit, 02/1976 )

>>Theater Stralsund

Helden, Helden

von Gmür / Hachfeld / Brandin / Jürgens

Regie: Werner P. Seiferth
Musikalische Leitung: Osmar Siegler
Ausstattung: Hermann Roloff a. G.



Theater Stralsund 1978

Es scheint, daß das Musical "Helden, Helden" nun doch auf unseren Bühnen heimisch wird (u. a. läuft es jetzt in Leipzigs Musikalischer Komödie seit der DDR-Erstaufführung schon die dritte Spielzeit mit gleichbleibendem Erfolg), und das ist eigentlich auch nicht verwunderlich, bietet es doch von der Shaw'schen Vorlage her eine Menge Witz und Gesellschaftskritik, mit denen Dummheit, Selbstgefälligkeit und romantische Heldenverehrung der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Demzufolge war der Librettist Gmür auch gut beraten, die Originaldialoge im wesentlichen beizubehalten. Und indem er durch Kürzungen die Handlung straffte, schuf er Möglichkeiten, gemeinsam mit Hachfeld und Brandin Lieder und Ensembles einzubauen, die ebenfalls Handlungsträger sind.
Dazu schrieb der sich durch kompositorische Vielfarbigkeit auszeichnende Udo Jürgens eine dramaturgisch durchdachte Musik, die entsprechend der notwendigen Personen- und Situationscharakterisierung folkloristische Elemente genauso berücksichtigt wie das "höfische" der Wiener Walzerseligkeit, was auch durch die eigenwillig-interessante Instrumentierung dokumentiert wird.
Daß die Stralsunder Inszenierung nicht alle Nuancen ausschöpfte, die dem Werk innewohnen, mag daran liegen, daß das Regieteam wohl in dem Bühnenwerk mehr eine Tendenz zur Operette sah und es demzufolge auch nach deren Arten und Unarten zu interpretieren suchte, angefangen von der Ausstattung - die sich in der Vielfalt volkskünstlerischen Kolorits verfing und eher zur gleichthematischen Show-Operette "Der tapfere Soldat" von Oscar Straus gepaßt hätte denn zu diesem sich echt mit gesellschaftlichen Verhaltensweisen auseinandersetzenden Musical - bis hin zur musikalischen Wiedergabe, die auch eher an Dostal oder Raymond erinnerte. In diesem Rahmen erwies sich aber das Petkoff'sche Drehscheibenhaus als sehr praktikabel - es garantierte den erforderlichen flüssigen Handlungsablauf.
Um die in seiner Konzeption herausgearbeiteten individuellen Figurenzeichnungen klar ablesbar zu gestalten, ergeben sich für den Regisseur gerade an solchen kleinen Drei-Sparten-Theatern wie Stralsund oft objektive Schwierigkeiten, ist er doch auf das meist stark begrenzte heimische Sängerpotential angewiesen, mit dem er dieses verwirklichen muß.
Innerhalb des sich insgesamt für das Werk engagiert einsetzenden Ensembles boten Klaus Dickhoff als Praliné-Soldat Bluntschli und Christina Sattler als Raina besonders bemerkenswerte Leistungen.<<

Dirk-Joachim Glävke ( Theater der Zeit, 06/1978 )

MfG,
Thomas2

14

Sonntag, 9. Dezember 2012, 18:55

Hi,

hier mal eine Erklärung, welche Udo Jürgens bereits vier Monate vor der Premiere seines Musicals "Helden, Helden" am "Theater an der Wien" abgab:



>>Udo Jürgens und seine "Helden"

In einer Wohnung am Wiener Parkring spürte die "NZ" Udo Jürgens auf. Schuld an diesem Umzug sind das Theater an der Wien und das Jürgens-Musical "Helden", das im Oktober dieses Jahres seine Welturaufführung erleben wird. Diese "Helden" haben bereits einen langen Weg hinter sich, wozu wir von Jürgens erfahren: "Ich habe vor viereinhalb Jahren einen Stoff gesucht, was sich anscheinend in der Branche herumgesprochen hat, denn unter anderem wurde mir eines Tages das Projekt "Helden" angeboten. Ich war von Anfang an von der Idee begeistert." Das neue Musical ist nach Bernard Shaws "Helden" gestaltet (die "NZ berichtete), und "es lehnt sich genauso an Shaw, wie 'My Fair Lady' sich an 'Pygmalion' gelehnt hat", erzählte Udo - und erklärte weiter: "Dabei müssen wir eine Bestimmung von Shaws Erben berücksichtigen, nach der nicht mehr als 30 Prozent des Originals verändert werden dürfen. Das heißt, wir stützen uns in der Handlung genau auf das Original und verändern es szenisch nur so, daß es einem Musical gerecht wird."
Wir kamen auf die Musik zu sprechen - und hier erklärte ihr Komponist ganz dezidiert: "Da bin ich festgelegt, weil das Stück ja um die Jahrhundertwende und auf dem Balkan spielt, womit eigentlich schon alles gesagt ist. Das ist eine Musik, die folkloristisch an das geographische Kolorit und an die Epoche angelehnt ist. Natürlich ist es ganz klar, daß ich es leicht durch eine moderne Brille sehe, aber ich kann zum Beispiel unmöglich eine Elektrogitarre verwenden. Das würde das Stück sicherlich kaputt machen. Ich war mehrmals auf dem Balkan und habe mich eingehend mit serbischer, bulgarischer und rumänischer Folklore auseinandergesetzt - und habe sie inzwischen irgendwie in den kleinen Finger bekommen."
Udo Jürgens ist von der Buntheit dieser Länder und von ihrer Musik fasziniert, "aber natürlich machen wir nicht stundenlang Zigeunermusik", schränkte er ein, "denn dann hätte man eine Zigeunerkapelle engagieren können und keinen Komponisten gebraucht. Ich habe diese Musik ins Theater und in den Klang eines Orchesters übertragen, das sich folkloristischer Rhythmen, Klangfarben und Instrumentationen bedient, aber doch für unsere Ohren absolut vertraut klingt, weil es auf unsere Melodik übertragen ist."
Da Jürgens ein ausgesprochener Melodienschreiber ist, bot sich ihm dieser Stoff geradezu an - und man glaubt ihm die Prophezeiung, daß es sehr melodiös werden wird. Da es sein erstes Musical ist, das er schreibt, war für uns die Frage nach seiner Arbeitsweise als Komponist interessant, ob er die Melodien nach dem Text schreibe, oder umgekehrt. "Ich schreibe die Musik nach der szenischen Situation, die dann eingetextet wird. Nur ganz selten mache ich die Musik nach einem feststehenden Text."<<

"BF", 22.06.1972



>>Seefried in "Helden"

Für Kammersängerin Irmgard Seefried bedeutete der erste Probentag zu Udo Jürgens "Helden" im "Theater an der Wien" eine Rückkehr in jenes Haus, in dem nach Kriegsende Ensemble und Stars der zerbombten Wiener Staatsoper eine vorübergehende Heimstätte zu improvisiertem und doch gekonntem Spiel des Musikdramas gefunden hatten.
Wie fühlt sich eine Kammersängerin, die an die Stätte ihrer Opernerfolge zurückgekehrt, dort nun Musical singt? - "Herrlich! Es ist beinahe wie 1945. Damals haben wir inmitten der Trümmer nach einem grauenvollen Krieg die Wiener Oper wiedererstehen lassen - und jetzt bin ich dabei, wenn das Wiener Musical aus der Taufe gehoben wird."
Ihre erste Konfrontation mit Udo Jürgens und seinen "Helden" hatte Frau Seefried, als die Schauspieler, die Sänger, der Komponist, der Regisseur und der Dirigent ihr erstes Treffen hatten. Damals lernte die Sängerin Udo Jürgens persönlich kennen, und er hatte für ihre Rolle der Katharina Petkoff, Frau des Major Petkoff und Mutter der jungen Raina, noch keine Note geschrieben. Jürgens wollte aus dem persönlichen Eindruck der Darstellerin und Sängerin heraus ihr die Musik sozusagen nach Maß schreiben. "Noch am selben Tag, an dem wir uns kennengelernt haben", erzählte Frau Seefried, "hat er mir meinen großen Song geschrieben und präsentiert, den ich zur Eröffnung des zweiten Aktes zu singen habe. Er ist ein ganz klein bisserl eine Persiflage auf mein musikalisches Leben - und eine sehr charmante Hymne auf Wien."
Die Frau Kammersänger ist vom Ensemble des Stückes begeistert und findet, daß Direktor Kutschera die Rollen so besetzt hätte, daß in dieser Hinsicht kein Wunsch offenblieb.
Wie steht Gatte Wolfgang Schneiderhan zur Musicalrolle seiner Frau?
"Mein Mann war begeistert. Vor allem als er gehört hat, daß Udo Jürgens die Musik macht und Johannes Fehring die musikalische Einstudierung." Ganz privat ist das Ehepaar Schneiderhan-Seefried ein Herz und eine Seele. Zwei Töchter, Barbara und Monika, beide 1,78 m groß, sind nur ein Beweis dafür. Die ältere, Barbara, heiratet im September und fängt im Oktober an der Wiener Staatsoper als Bühnenbildnerin an. "Eine verschwindet damit aus dem Haus", meinte Frau Seefried wehmütig. Doch wurde sie sofort resolut wie die Mutter Petkoff in "Helden", als wir sie um ihre Zukunftspläne fragten: "Das letzte Ziel, das ich habe, ist das Schauspiel. Konkret: ganz streng, das Charakterfach. Schließlich möchte ich ja bis zu meinem 80. Lebensjahr arbeiten."<<

"BF", 14.09.1972

Weitere "Helden"-Inszenierungen:

Güssing (Burgenland, Österreich)



>>Musical in Güssing und Eisenstadt

Die internationale Musical-Szene wird nach wie vor von den USA und von England beherrscht, der deutschsprachige Raum hat bisher wenige Beiträge zu dieser neuen Form des Theaters, die die Operette weiterführt, geliefert. Unter diesen wenigen ist wohl das Musical "Helden, Helden" von Udo Jürgens eines der bekanntesten und gültigsten, weil es - nach einer Vorlage von G. B. Shaw und Hans Gmür - Gesang, Tanz und Sprechstück in gelungenster Weise vereint.
Es ist kein neues Stück, mit dem da das Münchner "Theater unterwegs" am 18. November in Güssing beziehungsweise am 19. und 20. November in Eisenstadt gastiert, denn nach der Londoner Uraufführung von G. B. Shaws "Arms And The Man" am 14. April 1894 ist die Geschichte vom Pralinée-Soldaten Bluntschli und seiner aus "Feindschaft" entstandenen Liebe zu Raina - eine feine Satire gegen Krieg und Heldentum - im Laufe von fast einem Jahrhundert in verschiedensten Fassungen auf die Bühne gekommen. 1904 in der deutschen Übersetzung von Siegfried Trebitsch, 1908 als Operette "Der tapfere Soldat" von Oscar Straus, 1958 als Film mit O. W. Fischer und Liselotte Pulver und am 27. Oktober 1972 eben als Musical "Helden, Helden" von Udo Jürgens.
Für "Theater unterwegs" hat das Stück Dick Price inszeniert, und es stand ihm mit Günther Schramm (Bluntschli), Nora von Collande (Raina), Angéle Durand (Katharina Petkoff), Günther George (Major Paul Petkoff) sowie Rick Parsé, Christian Marquitan und Roman Frankl eine Besetzung mit prominenten Namen zur Verfügung, die die bisherigen Aufführungen zu großen Erfolgen machte. Es deutet alles darauf hin, daß dieser Erfolg auch den Vorstellungen im Burgenland treu bleiben wird.<<

"BF", 16.11.1988

MfG,
Thomas2

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Wohnort: Steiermark

Beruf: Pension

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15

Freitag, 21. Juli 2017, 23:43

Helden - Helden (1972)

"Wiener Spatzen"
Hallo, bin durch Zufall auf eure Seite gestossen, da ich Nachforschungen mache, über das Musical, da ich damals selbst dabei war: nähmlich einer von den "Wiener Spatzen". Nur leider finde ich leider keine Fotos von damals, bzw das Programmheft vom Theater an der Wien von damals.
Vielleicht hat noch wer Aufnahmen von dem Musical.

Liebe Grüße Wolfgang