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Mittwoch, 8. Februar 2012, 15:27

Oberhausen - Impressionen



Vertrautes und Gewohntes hilft einem ja sehr durch's Leben. Aber muß jedes Udo-Jürgens-Konzert in Oberhausen von sibirischen Temperaturen begleitet sein? Offenbar. Umso glücklicher ist man dann, befreit von warmer Über- und Unterwäsche, in der wohltemperierten „Arena“ neben vielen bekannten Gesichtern und noch viel mehr ebenso textsicheren Zuschauern Platz nehmen zu dürfen. Davon haben etwa 8.000 den Weg hierher gefunden – alle Plätze, bis auf die allerobersten Sitzreihen: belegt.
Natürlich trifft man auch einige gute Freunde und Freundinnen wieder, die man sonst nur virtuell bspw. bei udofan.com trifft. Alles in allem also: Sehr familiär.
So steht trotz schwerer Erkältung des Verfassers einem gelungenen Abend nichts mehr im Wege – auch die Platzwahl hat sich als sehr gut erwiesen, wenn auch ein Bühnensturm von dort aus nicht möglich war. (Muß ja nicht jedes mal sein und pflichtbewußtes Personal soll man nicht überfordern …)
Der Tourneestart verlief für Udo Jürgens etwas unglücklich – nach drei Vorkonzerten mußten vier Konzerte wegen grippalem Infekt abgesagt werden. So war dann Premiere zwei Tage zuvor in Köln (auch in einer „Arena“), der Vortag spielfrei und nun: Oberhausen. Praktisch das zweite reguläre Tourkonzert. Und das war gut so.
Udo Jürgens merkte man wohl die Erkrankung noch etwas an, aber das tat seinen Sangeskünsten, seinem Klavierspiel und seinem Spaß am „Musikant“ sein keinen Abbruch. Gut gelaunt moderierte er sich durch den Abend, sparte nicht mit Selbstironie („Wir spielen in der ersten Hälfte nur neue Lieder, die alten Hits [deutet je anderthalb Takte „Aber bitte mit Sahne“ und „Ich war noch niemals in New York“ an] kommen erst später, damit Sie nach der Pause alle wiederkommen!“) und Lob für die Band („Mit Pepe Lienhard bin ich jetzt schon 36 Jahre zusammen; Ehen halten nicht so lange. Falls jemand dafür eine Erklärung hat, schreiben Sie mir bitte.“).
Die hat insgesamt wieder sehr überzeugt – auch alles bekannte Gesichter, aber neue Streicher und Sänger. Instrumentalsoli der Band hatten wir bei früheren Tourneen schon mehr, dafür konnte sich diesmal die 1. Violinistin („aus Moskau“) profilieren; meine Nachbarin meinte „wunderschön“ - und meinte damit ihr Violinspiel. Dem sei nicht widersprochen, obgleich zum Star der Klassikszene, der sie laut Udo Jürgens werden könne, meines Erachtens noch einiges fehlt und ein solches Engagement vielleicht auch nicht die beste Voraussetzung ist (aber wer mich kennt, weiß, daß meine Ansprüche in dieser Hinsicht nicht überschätzt werden können). Besondere Erwähnung genoß auch Francis Coletta, dessen Mitwirkung Udo Jürgens immer besonders freut und der auch ein paar Soli zum gelungenen Abend beisteuern konnte.
Warum gelingt die Abmischung der Band oft so unbefriedigend, und warum muß der auf den CDs völlig deplatziert verewigte Echoeffekt der Gesangsstimme jetzt auch im Konzertsaal eingesetzt werden? Da macht die Technik hinter den Mikrofonen etwas schlechter, was vor den Mikrofonen noch viel besser ist.

Wer Udo-Jürgens-Tourneen kennt, für den ist es unnötig zu erwähnen, daß kein Lied so gespielt wurde, wie man es von Platte oder CD kennt. Das ist das Schöne an seinen Konzerten, daß alles immer noch mal neu arrangiert wird (unübertroffen allerdings bleiben für mich bislang Thorsten Maaß' Arrangements aus 2006 / „Jetzt oder nie“).
Damit wäre das erste Spannungsmoment jeder Tournee erwähnt: Die Live-Arrangements. Das zweite ist die Titelauswahl. Dazu später mehr. Das dritte: Die Eröffnungsnummer.
Es gibt wenige wirklich gut für ein Opening geeignete Lieder unter den etwa tausend, aber das eine, das allen anderen in jedem Zweifelsfall vorzuziehen wäre, gab es diesmal – man möchte sagen: endlich! Seit 1978 das erste Mal. Als ob Wünsche erhört worden wären.
Hier also die Titel in ihrer Reihenfolge aus dem ersten Teil (75 Minuten Spielzeit):
[...]
Ich fand es mutig, eine knappe Viertelstunde Filmausschnitte (kreuz und quer durch 100 Jahre Familiengeschichte) ans Ende der ersten Hälfte, direkt vor die Pause zu setzen. Seit „Wort“ bei der udo'80-Tournee hatten wir dann auch mal wieder ein Halbplayback bei der Live-Tournee. Nun ja. Das hätte mit etwas gutem Willen die mit vier Streichern und Sängern ergänzte Pepe-Lienhard-Band notfalls auch selbst hinbekommen. Schon bei der Anmoderation gab es kräftigen Applaus, am Schluß dann sogar standing ovations – vor der Pause. Die dauerte wie immer 30 Minuten.

Dann kam der zweite Teil. Die (An-) Spannung des ersten Teils schien nun ganz verflogen, Udo Jürgens steigerte das hohe Niveau zusehends. Besonders schön, und auch eine Tourpremiere, die Ergänzung der fagottalen Familiengeschichte um eine Hommage an den malenden Bruder. Hier sei einmal zu erwähnen, daß die Fortschritte der Projektionstechnik nunmehr zu gestochen scharfen, großformatigen Leinwandbildern hinter dem Orchester führten (welches daher in anderer Aufstellung saß, damit man im Saal mehr sehen konnte), und wovon durch Nahaufnahmen, Filmeinblendungen und andere Effekte stilsicher das Konzerterlebnis bereichert wurde. Man muß nicht mehr vorne sitzen, um alles genau sehen zu können.
Der Backgroundchor „The Voices“ machte eine gute Figur, wurde aber weit hinter seinen Möglichkeiten eingesetzt. Da hätte Udo Jürgens dann ein bißchen von seinem Anteil am Abend abgeben müssen, was aber diesmal überhaupt nicht geschah. Im Gegenteil: Von Schonung kann in diesem Programm keine Rede sein; selbst bei dem Filmteil dirigiert er noch, wenn er nicht gerade singen und/oder Klavierspielen mußte.
Über die Verschmelzung von Jürgens' „Flieg mit mir“ und Sinatras „Come fly with me“ mag jeder denken, was er will. So schlecht wie manche meinen finde ich das nicht. Doch: „The Voices“ hätten mehr verdient gehabt. Dazu wäre im Mittelteil von „Ich war noch niemals in New York“ Gelegenheit gewesen, die aber ungenutzt blieb; schade. (Ich meine, daß man die Choreografie dieses Stücks nicht jedes mal ganz groß anlegen muß; das passierte seit 1982 schon zu oft zu gut. Aber diesmal war's, 'tschuldigung, einfach mißlungen.)
Hier die Titel in ihrer Reihenfolge aus dem zweiten Teil (55 Minuten Spielzeit):
[...]
Schließlich folgte das unvermeidliche Bademantelfinale (in selbigem), etwa acht Minuten.
[…]
Und so plötzlich wie es begonnen hatte war dann auch schon wieder Schluß. Viel zu schnell – wie jedes mal. „Bleiben Sie gesund und kommen Sie gut nach Hause!“

Vielen Dank für einen wahnsinnigen Abend und auf Wiedersehen im Herbst 2012.


Den vollständigen Text - mit allen gespielten Titeln - und einem Link zu mehr Fotos gibt es hier.

2

Mittwoch, 8. Februar 2012, 17:24

Vielen Dank, Achim, für diesen unglaublich detaillierten und toll bebilderten Bericht! Ich muss sagen - je mehr Einzelheiten man erfährt, desto größer wird die Freude! :-)

Das Einzige, was mich aus dem Bericht etwas betrübt hat, ist der Hinweis auf das Halbplayback beim "Fagott" (finde ich enttäuschend bei einem Vollblutmusiker wie Udo. Hat nicht jemand geschrieben, die Live - Version mit Pepe klinge besser als auf der CD?) und das Bademantelfinale ohne "Oktoberwind". Schade, dass er das wieder rausgenommen hat. So finde ich den zweiten Teil ein wenig zu Hit - lastig. Aber na ja ...
Wie sieht es eigentlich aus mit dem Programmheft? Was ist da diesmal Thema? Und - gab es Autogramme?

Viele Grüße

Tobibub

unregistriert

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Mittwoch, 8. Februar 2012, 18:33

Das Konzert war super schön und Udo sehr gut gelaunt. Die Liedauswahl hat mir gut gefallen, das Opening, Glut und Eis sowie Mein Bruder ist ein Maler waren Highlights. Zu hitlastig fand ich es absolut nicht.

Udo hat auch wieder mehr geplaudert, das schien ja in Köln eher weniger der Fall gewesen zu sein. Ich denke, die Schwierigkeiten in Köln und davor waren seiner Krankheit geschuldet. Dass er es noch voll drauf hat, hat er in Oberhausen gezeigt. Ich denke, er wird jetzt mit jedem Konzert und fortschreitender Genesung immer souveräner werden. Ein paar Texthänger bzw. Textfehler gab es, aber das ist ja nichts neues und hat nicht gestört. Bei Facebook gibt es derzeit eine Diskussion, ob Udo der Sache noch gewachsen ist. Das kann man nach der gestrigen Leistung in Oberhausen absolut bejahen.

Autogramme gab es keine.

Viele Grüße
Tobibub

4

Mittwoch, 8. Februar 2012, 18:48

P.S.
Programmhefte habe ich keine gesehen - habe mich aber dafür auch schon lange nicht mehr interessiert. Jedoch flogen überall Flyer herum (deswegen heißen die ja so), mit denen "wegen des großen Erfolges" auf die Zusatzkonzerte im Herbst hingewiesen wird.

P.P.S
Sollen die bei Facebook mal diskutieren. UJ ist 77 Jahre alt. Alt! Er hat einen grippalen Infekt soeben überstanden, von Auskurieren kann keine Rede sein. Die Stimme etwas rauher als nach den allgemeinen Umständen zu erwarten, und anfangs auch sichtlich leicht aus der Puste. Er macht nun dennoch ein völlig ungekürztes und gegenüber früheren Tourneen unverändert langes Konzertprogramm, und anders als bei der letzten Tour vor drei Jahren hatte ich überhaupt nicht den Eindruck, die Dramaturgie des Abends sei darauf angelegt, ihn zu schonen. Im Gegenteil! 140 Minuten 100% (eher mehr). Das soll ihm erst einmal jemand nachmachen (als bisweilen ausübender Musiker weiß ich, wovon ich rede)!!
Doch jetzt kommt ein warmer Sommer, dessen Strahlen werden ihn dann den Herbst hindurch wärmen! Und dann weht bestimmt auch ein "Oktoberwind" (obgleich ich ihn schon jetzt sehr vermißt habe).

P.P.P.S
Zu den kritischen Einträgen bei Facebook will ich nichts sagen; alles, was zu sagen wäre, haben dort schon verschiedene Leute gesagt (manches sagt halt mehr über den Verfasser selbst als über den Gegenstand der Kritik). Insbes. unsere holländischen Fans, die wir traditionell in Oberhausen zahlreich begrüßen konnten.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »achimhohlfeld« (8. Februar 2012, 19:41)


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Freitag, 10. Februar 2012, 02:05

Köln und Oberhausen

Hallo,

erst mal - vielen Dank an Dich, Achim - wie von Dir gewohnt - eine kurzweilige und pointierte Beschreibung des Oberhausener Konzerts - Klasse... - ich beschreibe jetzt noch mal ausführlich meine Eindrücke von Köln und Oberhausen:

Wie von Achim beschrieben, war auch für mich das Oberhausener Konzert (hier insbesondere die erste Hälfte) ein absolutes Highlight - Udo wie ich ihn kenne und seit Jahrzehnten liebe. Die neue CD gefällt mir ja schon sehr gut – eine der besten Scheiben seit vielen Jahren. Dass die Live-Umsetzung viele Lieder noch mal aufgewertet haben, ist für mich eine tolle Überraschung.

In Köln war Udo ganz offensichtlich noch nicht ganz gesund. Sein Konzert war zwar absolut in Ordnung, aber es gab kleine Kritikpunkte, die in Oberhausen vom Tisch waren. Viele beklagen in den einschlägigen Foren Udos Textunsicherheiten. Auch wenn sich tatsächlich einige Fehler eingeschlichen haben, finde ich das angesichts der nicht kurierten Krankheit noch in Ordnung und allemal viiel besser als diese ätzenden Teleprompter, die den direkten Publikumskontakt doch sehr blockieren. Auch die belegte Stimme in Köln war sicher schade – aber dafür kann Udo nun wirklich nichts. Dass er trotzdem das Letzte aus sich rausholte, ehrt ihn.

Sehr kontrovers wird der Backgroundchor „the Voices“ gesehen. Ich persönlich mag den Chor sehr – ich gebe zu, sehr sympathisch und menschlich kommen sie nicht rüber – aber sie singen in bester „Bortho-Lucas-Chor“ und „Rosy-Singers“-Manier perfekten Satzgesang, was subjektiv mir lieber ist als Individual-Solisten, die aber das Mannschaftsspiel nicht beherrschen (, was definitiv keine Kritik an Stevie Woods oder Natascha Wright sein soll, sondern allgemein gemeint ist). Und wem der Chor nicht gefällt, der soll sich mal an Konzerte erinnern, bei denen nur eine einzige Sängerin (unterstützt von einem Effektgerät) im Hintergrund sang – nach meiner Erinnerung war das bei der „Geradeaus“-Tour der Fall? Ich erinnere mich nicht genau. Come Fly With Me – der Satzgesang war sehr toll und professionell – aber auch bei sehr vielen der neuen Lieder konnte der Chor mich überzeugen. Die aktuelle CD beinhaltet viele Songs, bei denen der Backgroundchor eine große Rolle spielt – es ist für mich daher nur folgerichtig, einen solchen Chor auch live einzusetzen.

Was das Gesamt-Programm angeht, ist festzustellen, dass Udo sehr viel aktuelles Material verwendet und (- da muss ich Fülli widersprechen -) vergleichsweise wenig „Hits“ eingebaut hat. Ich persönlich begrüße das sehr und bewundere Udo, dass er auch mit 77 Jahren sich immer wieder neu erfindet. Elton John z. B. tourt gerade mit seinen „greatest Hits“ – und es gibt sicher nicht wenige Menschen, die sich so was von Udo wünschen würden: Einfach ein Konzert – bestehend nur aus „Best Of“. Das wäre zwar abendfüllend, würde mich aber wenig begeistern und zum Glück ist das auch nicht Udos Ansinnen – auch wenn ich von kompetenter Seite so einen Gedanken vernommen habe: Einfach mal ein Riiiiesen-Medley über eine halbe Stunde oder so mit ALLEN Hits. – Dass Udo selbst den „Griechischen Wein“ komplett auslässt, spricht schon Bände… Ich sage – gut so!

Drei Ansagen von Udo fand ich in Oberhausen bemerkenswert (in Köln sprach er ja nicht viel): Erstens gab er sich sehr selbstironisch mit dem Hinweis, dass in der ersten Hälfte die Hits Pause haben, weil dann keiner mehr zur zweiten Hälfte kommt – diese Selbstironie trifft voll mein Humorzentrum – Klasse!!

Eine Ansage hat mich seeeehr nachdenklich gemacht: Udo sagte beiläufig in einem Nebensatz – „lasst diesen Liedern Zeit – sie haben die Chance, sich toll zu entwickeln und Hits zu werden“ (ich gebe das mit meinen Worten wieder, Udos genaue Wortwahl habe ich nicht mehr im Kopf). Ich bin sicher: Udo hat Recht – Lieder wie „Gegen den Wind“ können Klassiker werden mit Hit-Potential – das bleibt abzuwarten. – Mir hat diese Äußerung aber durch die Blume zugeflüstert: „Lasst mich mit Euren Forderungen nach Ausgrabungen alter Lieder in Frieden – ich will die neuen Hits pushen“ – und das sehe ich sehr anders. Und dabei geht es definitiv nicht um „Hejo, Gin und Rum“ oder so – aber es gibt sooo viele unglaubliche großartige Lieder, die „schlummern“ und auch verdient hätten, live interpretiert zu werden wie „Musik war meine erste Liebe“, „Peace Now“ etc. – so ganz sollte Udo die alten Songs nicht schlecht reden.

Und drittens – kurz vor der Pause in Oberhausen – meine Co-Autorin Alexandra- äh, Michaela.. – da frag ich mich: Wer mag diese ominöse Alexandra sein? Doch nicht die von den „Illusionen“? -

Ein deutliches Indiz, warum das diesjährige Programm mir so gefällt, ist, dass ich nicht (wie bei der „Einfach ich“-Tour) auf einige aktuelle Lieder gern verzichtet hätte, sondern im Gegenteil schade finde, dass Lieder fehlen – ganz besonders vermisse ich das mir ans Herz gehende „Gute Reise durch das Leben“ – hoffentlich hat die „vergiss nicht AUF die Liebe“-Diskussion (ein Austriazismus? Man weiß es nicht!) Udo nicht den Spaß an diesem Lied vermasselt…

Eine letzte kleine Randnotiz noch vorab: Im Programmheft steht, dass Udo u. a. tatsächlich wohl „die Angst des Schützen vor’m Elfmeter“ auf dem Schirm hatte – ich danke dem Schicksal oder wem auch immer, dass das noch mal gut gegangen ist – puuuh…

Zum Programm:

Noch 3 Minuten
Der Traum vieler Fans ist tatsächlich wahr geworden: Eines der schönsten Konzert-Openings wurde reaktiviert und wunderbar dargeboten. Sehr emotional der Moment, wenn der Spot auf Udos Flügel gerichtet ist – und kurz darauf der Vorhang sich hebt – Gänsehaut pur! Kleiner Kritikpunkt einiger Fans: Irgendwie gehört zum Openig „Sag ihr, ich lass sie grüßen“ in instrumentaler Form – an den Big-Band-Sound muss ich zumindest mich erst gewöhnen – dennoch ist schon der Konzertbeginn ein echtes Konzert-Highlight.

Schenk mir einen Traum
Der Song ist ohnehin eines meiner Lieblingslieder der CD. Auch wenn ich persönlich dieses Lied mir gegen Konzertende als Partyknaller gewünscht hätte, weil ich dabei am liebsten lostanzen möchte, ist auch diese Position im Programm toll – mit dem zweiten Lied wird gleich das zweite echte Highlight präsentiert. Sensationell der großartige Big-Band-Sound des Pepe-Lienhard-Orchesters (, wobei mich irritiert hat, dass Udo bei beiden Konzerten nur das „Orchester“ hervorgehoben hat – und nicht etwa (wie von mir erwartet) das „Orchester Pepe Lienhard“. – Weiterhin finde ich die kleine Textänderung: „weil mich das SAUER macht“. Was mir gut gefällt: Der Song wird live noch schneller gespielt als in der CD-Version – mir gefällt’s!

Dafür brauch ich dich
Ein klassisches Udo-Liebeslied, bei dem nicht zum letzten Mal Billys „Chimes“ (Windspiel) das Ende einläutet – ein bißchen hab ich bei dem Song noch immer die Enttäuschung im Hinterkopf, dass Udo es bei „Wetten, dass…“ singen musste statt des „Wahnsinns“ und dann auch noch von Gottschalk verarscht wurde mit billigen Reimen der Marke „Dann besauf ich mich“ – aber da kann Udo nix zu.

Gegen den Wind
Abgesehen davon, dass ich mir manchmal wünschen würde, Udo würde das, was er in diesem Lied singt, selber auch leben, finde ich das Lied schon auf der CD sehr gelungen – nicht umsonst ist es ja auch ein kleiner Radio-Hit geworden (wie teuer ist eigentlich die Maxi-CD in Fankreisen?:)). Der Text hat eine starke Aussage und wird musikalisch toll umgesetzt – auf Anhieb besonders in Erinnerung habe ich die tollen von Billy gespielten Percussions (ich weiß nicht, ob es eine Triangel ist, auf der Billy spielte – aber das Tempo, in dem er den Rhythmus spielte – wow… Respekt!). Bemerkenswert fand ich auch die Ansage in Oberhausen, die in Köln fehlte: Nicht der Rückenwind, sondern der Gegenwind helfen beim Abheben. Wie sehr würde ich mir wünschen, Udo würde sich das selber mal hinter die Ohren schreiben…

Die Frau, die ich nie traf
Auf der CD wirkt der Song für mich ein bisschen wie eine Fortsetzung von „Letzte Ausfahrt Richtung Liebe“ – in der Live-Version kommt die in dem Lied erklingende unerfüllte Sehnsucht nach etwas Unerreichbarem schon sehr authentisch – selbst dies Lied, das eigentlich nicht gerade mein Lieblingslied war, hat mich „live“ gepackt.

Du bist durchschaut
Als das Lied in Köln erklang, bekam ich erst einen Schrecken: Ups – ein Reggae-Song? Doch nicht „Die Sonne und Du“? Schreck lass nach! – Nein, Udo überrascht mit einem sehr witzigen Arrangements dieses CD-Highlights. Was mich wundert: Das Thema liegt Udo offensichtlich am Herzen. Das (in den Augen vieler Fans doch sehr merkwürdige) Focus-Interview spricht da Bände. Ich persönlich hatte bei dem Song erwartet, Udo würde es ausführlich ansagen und Seitenhiebe verteilen – aber vielleicht wirkt gerade, dass er das Lied für sich sprechen lässt. Wie gesagt – auch hier überzeugt mich das Arrangement.

Glut und Eis
Gleich das erste Lied aus der „Klassiker-Kiste“, Glut und Eis, hat Gänsehaut-Faktor. Udo schildert beeindruckend den Gegensatz zwischen „kalt und heiß“ – und den ständigen Kampf zwischen Vernunft/Verstand und Leidenschaft/Herz – ein spannendes Thema, wie ich finde – großartig umgesetzt mit dem glänzend aufgelegten Pepe-Lienhard-Orchester.

6

Freitag, 10. Februar 2012, 02:06

Teil 2

Flieg mit mir/Come fly with me
Vor dem Konzert hat mir jemand berichtet, dass „Flieg mit mir“ erklingen würde. Ich konnte es nicht fassen – da liegen so viele Klassiker unberührt in der Kiste („Musik war meine erste Liebe“, „Peace Now“, „Lieder, die auf Reisen gehen“ und und und – schöne Grüße an Marc..) und Udo kramt ausgerechnet DAS raus? Na gut – immer noch besser als „Die Angst des Schützen…“ --- als ich aber sah, was da gemeint war, war ich sehr angetan. Erstens liebe ich den Jazz-Udo. Das, was Paul McCartney Recht ist, muss doch Udo billig sein – wann kommt endlich die komplette Jazz-CD? (…wobei: Der „Fagott-Soundtrack“ war da schon ein sehr guter Ansatz..). Zweitens – der Satzgesang des Chors war sensationell gut – und ich teile die Auffassung nicht, dass Chor und Bombast-Orchester Udo in Grund und Boden singen – nein – im Gegenteil: „that’s jazz!“. Sicher – „Flieg mit mir“ ist genau so wenig Udos bester Song wie „Come Fly With Me“ Sinatras Top-Nummer ist – um so erstaunlicher ist, wie Udo das packt. Wenn ich bedenke, wie schwach Sinatra mit ca. 70 Jahren war (ich habe ihn ein mal live gesehen) und wie stark Udo noch heute ist, bin ich um so beeindruckter von Udos Leistung.

Wer nie verliert hat den Sieg nicht verdient
Ich gebe zu, dass ich dieses Lied und den damit verbundenen Gedanken, dass erst die Niederlage den Sieg richtig toll macht, unheimlich beeindruckend und toll finde. Das Lied passt gut ins Programm, allerdings ist es im Gegensatz zu anderen Liedern nach meiner Erinnerung durchaus angelehnt am Original und ja auch schon bei der Solo-Tour 2010 Bestandteil des Konzerts.

Der ganz normale Wahnsinn
In Oberhausen betonte Udo, dass der Song ja das Tour-Motto ist. Ich finde, live geht der Song ganz toll ab – das war schon bei der Solo-Tour so. Und ich sage jetzt mal etwas Gewagtes, für das ich bestimmt „geprügelt“ werde: In der Live-Version hat das Schlagzeug richtig Groove und wurde nicht „kaputt gemischt“.

Auszüge aus der Filmmusik + Der Mann mit dem Fagott
Ich glaube, einige Fans sind enttäuscht, wenn Udo die Ansage beginnt mit: „Lassen Sie uns einen Blick zurückwerfen..“ - da habe ich gedacht: „Ups – jetzt kommt also das erste Hit-Medley“ – aber der Blick geht nur ein paar Monate zurück – auf den TV-Film „Der Mann mit dem Fagott“.


Wieder mal scheiden sich die Geister: Es gibt Fans, die es toll finden, wenn eine knappe Viertelstunde Kino ins Programm gebaut wird – ich bekenne: Mein Fall ist das nicht – vor allem in dieser epischen Breite. Wenn Udo wenigstens den „Mondschein von Portofino“ gespielt hätte – seufz.. (kleiner Scherz). Aber Spaß beiseite: Grenzwertig ist Udos Ansage: Wir spielen die Filmmusik „live“. Da ich mich ja schon mal schwer vertan habe, bin ich vorsichtig – aber Achim und andere Musiker-Fans haben mir das auch so gesagt: So voluminös wie das Filmorchester Babelsberg können ca. fünf Streicher nicht klingen.. ich persönlich bin mir da nicht 100 % sicher, da der Chor mit eingebunden wurde und die heutigen technischen Sound-Möglichkeiten nicht zu unterschätzen sind. – So oder so: Es ist mutig, den ersten Teil mit derart „schwerer Kost“ zu beenden (auch wenn der Schluss der Filmmusik zum Mitklatschen gedacht ist und Udo den „Vorklatscher“ macht). Ich fand das zu langatmig und finde, dass „Kino“ nicht in ein Konzert gehört – aber weiß, dass viele Fans das ganz anders sehen.

Fazit bis dahin: Die erste Konzerthälfte ist für mich das Stärkste, das Udo seit vielen Jahren zu bieten hatte – es gibt keine „Füll-Lieder“, jeder Programmteil ist stark. Sehr mutig, in einer Hälfte KOMPLETT auf Hits zu verzichten – bei „Einfach ich“ hat Udo zumindest noch die „Tante Emma“ oder „Alles im Griff“ bemüht.

2. Teil

Heute beginnt der Rest deines Lebens
Ich war sehr begeistert, als ich mich nach der Pause wieder hinsetzte und die ersten Takte dieses Udo-Klassikers hörte – ich liebe dieses Lied – und die „neuen“ Taktschwerpunkt-Verschiebungen finde ich großartig – ein wunderbarer Einstieg in den zweiten Teil des Konzerts.

Mein Bruder ist ein Maler
Für viele – auch für mich – ist die „Ausgrabung“ dieses Lieds eines der ganz großen Highlights der diesjährigen Tour. Das zeigt, dass auch alte Lieder neu interpretiert durchaus „mitten ins Herz“ gehen können. Besonders gefällig sind Modulation und Übergang in die neue Tonart – aus kompetenter Quelle wurde mir zugetragen – sogar um einen Ganztonschritt – große Klasse! Und die in exzellenter Bildqualität gezeigten Bilder von Udos Bruder runden dieses Konzert-Highlight beeindruckend ab.

Wenn ein Lied so wär wie du
Ich bekenne: Neben „Schenk mir einen Traum“ ist dieses Lied mein Favorit der aktuellen CD. Wie erhofft, ist die Live-Version sensationell gut – Pepes Bigband-Sound passt zu diesem Song perfekt.. Udos lässige Ansage im Lied „Dein Charme, Deine Schönheit, Deine Intelligenz…“ hat Pfiff. Und richtig witzig finde ich den letzten Schluss, der wie ein musikalisches Augenzwinkern wirkt – ein bombastisches Arrangements voller Spannungen – und dann dieses primitive „Trööt“ am Schluss – einfach nur witzig – oder besser gesagt: gewitzt. Udos Gesichtsausdruck, wenn der Schlusspunkt gesetzt wird, ist einfach köstlich – noch ein Lied, bei dem ich schon zu gerne vor der Bühne „abfeiern“ würde…

Liebe lebt
Die Fans sind sich einig: Udo ist und bleibt der „Sänger mit dem hohen i“ („kein Meer ist so wild wie die Liiiiiiiebe“, „Siiiiebzehn Jahr…“, „Fliiiiieg Flamingo“ und und..) – mit dieser „Hymne auf die Liebe“ beweist er das einmal mehr eindrucksvoll. Beeindruckend ist für mich, wie Udo diesen Song auch stimmlich „gepackt“ hat – sehr emotional.
Kleine Nebenbemerkung: In Köln hat Udo die Reihenfolge etwas vertauscht und erst „Liebe lebt“ und dann „Wenn ein Lied so wär wie Du“ gespielt. Es mag sein, dass gewisse Fans in anderen Foren das kritisch sehen – ich nicht. Im Gegenteil: Ich fand es SENSATIONELL, wie das Pepe-Lienhard-Orchester sich angepasst hat. Hätte Udo den Lapsus nicht im Anschluss augenzwinkernd bemerkt – mir wäre nichts aufgefallen. Alle Musiker haben diesen Fehler professionell überspielt – sensationell – für mich ein weiterer Beweis dafür, dass das Prädikat „Weltklasse“ bei Pepe und seinen Musikern nicht übertrieben, sondern definitiv angemessen ist.

Alles ist so easy
Ich finde die Idee, Anglizismen in der deutschen Sprache unterzubringen, zwar witzig – und Udo gefällt mir als Rapper nicht schlecht – aber ich finde, dass der Song subjektiv für mich etwas „hölzern“ rüberkommt.. vielleicht, weil ich kürzlich das thematisch verwandte „Wie gut ist Dein Deutsch“ von Bastian Sick gehört habe – in meinen Augen hat Sick das Thema witziger aufbereitet. – Insofern ist erfreulich, dass genau dieses Lied sich als Startschuss für den Bühnensturm herauskristallisiert hat… - die aufkommende Unruhe ist gerade bei diesem Song nicht sooo störend.

Ich war noch niemals in New York
Achim hat’s schon sinngemäß geschrieben – der Song ist inzwischen wohl unvermeidlich.. Die „Voices“ mussten „New York“ interpretieren und wirken damit weit unterfordert – sei’s drum – die breite Masse will das hören – und es gehört nun mal zur Party.

Siebzehn Jahr, blondes Haar / Aber bitte mit Sahne
Wie schon in vergangenen Konzerten fällt auf, dass Udo bei „Siebzehn Jahr“ bemüht ist, den Motown-Sound rüberzubringen – ist ihm gut gelungen. Schade, dass auf allen „Best Of“-Compilations immer die gruselige Version zu finden ist – mir scheint, dass Udo das nicht bewusst ist angesichts dessen, dass er gerade in den letzten Jahren sehr bemüht ist, die ORIGINAL-Version live zu interpretieren.

Was ich dir sagen will (3-sprachig)
Ein echter Klassiker, der zeitlos ist. Auch wenn Udo auch dieses Lied schon bei der letzten Solo-Tour bemüht hatte – Fuchsbergers Text und Udos herrliche Komposition sind bis heute hörenswert. Melancholisch werden einige Fans bedenken, dass das Lied um die Welt ging und damit auch durchaus weltweit dauerhafter Erfolg möglich gewesen wäre – aber oft genug gab man ja auch hier zu bedenken, dass wir froh sein können, dass Udo vornehmlich im deutschsprachigen Raum erfolgreich ist – nur so können wir ihn HIER genießen.

Ein ehrenwertes Haus
Gehört zur Party – souverän rübergebracht, allerdings ohne Überraschungen in Text und/oder Arrangement.

Zum 3. Mal 25Bei dieser weiteren Anleihe der Solo-Tour wird Udo kurz vor Schluss noch mal melancholisch – das thematisch „Deine besten Jahre“ hätte mir zugegebenermaßen an dieser Stelle besser gefallen – aber auch hier sind Geschmäcker definitiv unterschiedlich.

Medley : ich weiß was ich will, Gaby wartet im Park, Mit 66 Jahren
Udo fasst hier Klassiker in bewährter Form zusammen. Wie gut das Konzert war, lässt sich daran messen, dass eine bestimmte Person, die das „Gaby-Lied“ hasst, trotzdem in Oberhausen begeistert mitgesungen hat… - mir persönlich ist auch noch aufgefallen, dass ich irgendwie das Gefühl habe, dass der ansonsten glänzend aufgelegte Francis Coletta irgendwie bei seinem Solo nicht ganz ins Gefüge passt –vielleicht täusche ich mich aber auch.

Am Ufer
Die Abschies-Lieder („Wenn der letzte Vorhang fällt“, „Der große Abschied“, „Ich lass Euch alles da“, „Da Capo“ usw.) haben bei Udo Tradition – so sorgt Udo auch diesmal dafür, dass „sein letztes Lied“ sein Publikum emotional berührt und sich auf ein Wiedersehen freut.

Bademantel-Finale
Das Konzert klingt aus, wie man es von Udo schätzt und liebt – zum „Bademantel“-Finale muss nicht viel gesagt werden – außer zwei Dingen: Erstens hat Udo in Köln den „Oktoberwind“ gespielt, in Oberhausen nicht (zum Leidwesen vieler Fans) – und zweitens hat Udo in Köln seinen berühmten Abschiedsgruß („Kommen Sie gut nach Hause! – Servus!“) nicht angebracht – ich vermute, weil er noch nicht ganz fit war.

Viele Grüße

Stephan

Der Beitrag von »achimhohlfeld« (Freitag, 10. Februar 2012, 13:30) wurde aus folgendem Grund vom Benutzer »PatrickS« gelöscht: Doppelpost ;) (Freitag, 10. Februar 2012, 14:33).

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Freitag, 10. Februar 2012, 13:31

Lieber Stephan,
Dir ein ganz herzlicher, riesengroßer Dank für diese ausführliche Ergänzung meines Konzertberichtes. Aufmerksamen Lesern wird nicht entgangen sein, daß ich mich mit der Verschriftlichung der musikalischen Bewertung von Konzerten schwer tue und es daher lasse. Du machst das umso besser, und das ist gut so!
Drei Dinge möchte ich gerne ergänzen:

1. Keine Hits im ersten Teil - die neuen Lieder könnten welche werden
Udo Jürgens' Schaffen steht in unvergleichlicher, bei deutsch(sprachig)en Sängern/Musikern/Künstlern bislang unbekannter altersreifer Blüte. Das weiß er selbst nur zu gut. Und weil er sich selbst als Künstler ernst nimmt - und nicht als Massenstimmungssimulator - hat er das absolute Recht, sein aktuelles Schaffen in den Mittelpunkt seines öffentlichen Wirkens zu stellen. Da ein Konzert aber nun einmal zeitlich begrenzt ist, bleibt dann nicht mehr so sehr viel Raum für die älteren Schätze. Von diesen Schätzen sind einige große Hits geworden, die dann notwendiger- und erfreulicherweise zum kleineren Teil geboten werden und das Bild eines über fünf Jahrzehnte währenden Schaffens vervollständigen. Zur Abrundung dieses Bildes durch "Lieder, die im Schatten" blieben und dennoch wertvolle Perlen seines Schaffens sind, bleibt dann nicht mehr viel Gelegenheit. Die aber nutzt UJ! "... noch drei Minuten" und "Glut und Eis" sind auf dieser Tournee ganz wunderbare Beispiele.
Dazu kommt Udo Jürgens' Credo: Es ist zu einfach, mit populären, lauten Songs in ein Konzert hinein- und wieder hinauszugehen; schwieriger aber überzeugender ist es, dies mit leisen Songs zu tun. Und das ist bei dieser Tour gleich dreifach gelungen: Die Eröffnung mit "... noch drei Minuten", der offizielle Schluß mit "Am Ufer" - welcher Schlagersänger könnte das, traute sich das, würde damit akzeptiert? Eben! UJ ist kein Schlagersänger. (Die Kulturterminezeitschrift "coolibri" kündigte den Abend im Programmkalender unter der Rubrik "Konzerte" mit dem schlichten Zusatz "Udo Jürgens; Lieder" an!!) Und zum dritten: Das Ende des Bademantelfinales wahlweise mit "Oktoberwind" oder dem von vielen für diesen Moment ersehnten "Merci Chérie", das zwar zwar zum Zwecke des Grand-Prix-Erfolges genauso getextet und komponiert wurde, aber ungeachtet dessen innere Größe besitzt. Und ein leiser Song ist, wie wir alle hören konnten.

2. Der Mann mit dem Fagott
Schwerpunkt des Films ist die Familiengeschichte der Bockelmanns in drei Generationen vor dem Hintergrund der Ereignisse und Verwerfungen des 20. Jahrhunderts (genauer: die ca. fünf Jahrzehnte von etwa 1914 bis 1967). UJ selbst ist der Anlaß des Films, aber die Großelterliche und elterliche Geschichte dominiert. (Weswegen einige Verzerrungen bei der Darstellung der Karriere von UJ zwar schmerzlich, aber dramaturgisch verzeihlich sind.) Will man also diesen Film in die Konzerttournee einbringen, dann wird man es wohl so machen müssen, wie geschehen. Das ist mutig. In Oberhausen hatte ich den starken Eindruck, daß sehr viele Zuschauer den Film oder zumindest die Geschichten daraus kannten. Und so wenig wir alle heute mit den Bockelmanns, mit Rußland, mit den Nazis (der "Hitler-Zeit") und den Wirtschaftswunderjahren zu tun haben, so sehr können wir doch alle unsere eigenen Familiengeschichten (einschließlich der Eltern- und Großelterngenerationen) daran andocken. Bsp.: Meine Onkels waren im 2. Weltkrieg als Soldaten in Rußland und in Gefangenschaft; mein Großvater mußte daheim die Nazis fürchten; keine Eltern sind aus bitterster Armut mit dem Wirtschaftswunder und in Begleitung der Musik der 50/60er Jahre zu bürgerlichem Wohlstand gelangt.
Eine Alternative Vorgehensweise, "Der Mann mit dem Fagott" ins Konzertprogramm zu integrieren wäre gewesen, die Geschichte des Udo Jürgens alleine in den Mittelpunkt zu stellen. Das hätte aber nach meiner Überzeugung nicht zu UJ's Ansinnen gepaßt, gerade die anderen Dinge zu erzählen und der Nachwelt zu bewahren. Dennoch wären daraus brilliante Konzertideen zu realisieren gewesen, die ich mir auch erträumt hatte: Udo Jürgens' Karriere live auf die Bühne zu bringen. Ein bißchen Jazz-Combo à la Harlem; ein bißchen - nein: nicht "Portofino" -, aber: "Weiße Chrysanthemen", "Swing am Abend" und "Jenny" hätten doch ein guten Eindruck gemacht, oder? Auch nicht mehr als 15 Minuten vor der Pause, nur eben ein ganz alternatives Konzept ...

[Lieber Udo Jürgens, sollten Sie das hier gelegentlich mal lesen - ich bin sicher, Sie werden sich erinnern, darüber im Vorfeld der Tour nachgedacht zu haben?]

3. Gesamtkonzeption
Die Gesamtkonzeption eines Tourprogramms schien noch nie so stimmig wie diesmal - bei einer Titelauswahl, die sich auf 2,5 Prozent des Gesamtschaffens beschränken muß!

Fazit
"Am Ufer aus gelebter Zeit" ist Udo Jürgens noch lange nicht angekommen. Eher schöpft er Kraft aus den Sonnenstrahlen des zurückliegenden Sommers im Oktober seines Schaffens.


Apropos Oktober: Ich werde da sein.


9

Freitag, 10. Februar 2012, 13:35

Hallo an Stephan und Achim,

vielen Dank für Eure tollen Berichte.

War Udo denn in Oberhausen textsicherer oder hatte er immer noch soviele Patzer oder Hänger?

Liebe Grüße
lemli

10

Freitag, 10. Februar 2012, 13:53

Lieber Maximilian,
wenn Du die Berichte hier und anderswo aufmerksam verfolgt und verglichen hast, dann wird Dir sicher aufgefallen sein, daß es sich schon alleine aus Respekt vor der uneingeschränkt großartigen Leistung des Künstlers verbietet, irgendwelche Fehler zu zählen! Ach, was heißt hier eigentlich "Fehler"?
Ich habe im Konzert fleißig mitgeschrieben, wie mein Bericht zeigt; aber eine Strichliste zu führen - nein, auf den Gedanken würde ich nie kommen!
Nur soviel, und nur um Deine vorwitzige Neugierde zu befriedigen:
UJ war sehr textsicher. Lediglich zur besonderen Freude einer besonderen 'Freundin' von Gaby (die, die im Park wartet) hat er eine uns bekannte "Michaela" mit einer uns unbekannten "Alexandra" verwechselt (das aber sogleich korrigiert, und das war auch nur in der Anmoderation zum Fagottfilm).
So, das war's dazu.

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