Ironie, Zeitkritik und viele Hits
Udo Jürgens startete in Salzburg seine Österreich-Tournee — am 3. März in Linz
Anfangs kommt Udo Jürgens nur aus der Konserve. In „Die Welt braucht Lieder“ hört man die Stimme zu bombastischen Welt-Bildern in Champions League-Atmosphäre nur vom Band. Man ahnt Übles.
Aber im Tourprogramm von „Mitten im Leben“, das am Dienstagabend in der Salzburgarena erstmals in Österreich zu erleben war, blieb der große Udo nicht das Geringste schuldig.
Mehr als das: Der Grand Seigneur der deutschsprachigen Unterhaltungsmusik vergrößerte den Abstand zu sämtlichen Megastars und Sternchen der Schlagerwelt noch um ein Stück: Was der 80-Jährige an intelligenten Liedern, zeitkritischen Texten, an Ironie, rührenden Einsichten und klugen Botschaften präsentiert hat, ist nur von einem zu überbieten: seiner eigenen Musikalität und hoch professionellen Bühnenperformance, verbunden mit seinem unerschöpflichen Repertoire großartiger Hits.
Natürlich geht es auch in der aktuellen Tour nicht ohne „Griechischer Wein“, „Mit 66 Jahren“, „Aber bitte mit Sahne“ oder „Ich war noch niemals in New York“. Dafür bezahlen die Leute, dafür stürzt die artige Salzburger Bürgerschaft mittleren Alters wie eine wild gewordene Horde Teenager an den Bühnenrand und giert nach einem Händedruck des so vitalen wie elegant-sexy wirkenden Großmeisters.
Für andere ein „kopflastiges No-Go“
Aber davor hört man Lieder, wie sie von der jüngeren Generation von Schlagerstars —von Andreas Gabalier bis Helene Fischer — wohl als „kopflastiges No-Go“ abgelehnt würden. Jedenfalls sind derart anspruchsvolle, seriöse, authentische Schlager in deren Programmen bisher nie aufgetaucht.
Udo singt vom Umgang mit Zeit. Von der Gefahr des Überwachungsstaates. Von der Dummheit, Reichtum zu scheffeln für die Kinder, die bloß einen Drachen bauen wollen mit ihrem Vater. Er singt für gesellschaftspolitische und moralische Eigenverantwortung. Wie ein Bürgerschreck bricht er Lanzen für Widerstand und Wut. Und 5000 hören ihm zu.
Auch auf der neuen CD bleibt der Kärntner seinem Erfolgsrezept — fetzig-schwungvoller Schlager zwischen Klavier, Combo und Orchester — treu. Und die Lieder sind, wie seit eh und je, hervorragend gespielt. Im Pepe-Lienhard-Orchester sitzen Topprofis, immer wieder blitzt solistisches Können auf.
Im geschmackvollen Anzug, dem unvermeidlichen weißen Bademantel und — zum letzten Lied — mit legerer Alltagskleidung tanzt und springt er herum auf seiner Riesenbühne, die ihm nach 17 Deutschland-Konzerten im November vertraut sein muss wie unsereins das Stammlokal.
In Salzburg waren am Ausgang jedenfalls nur glückliche Gesichter zu beobachten. Morgen spielt Udo Jürgens in Wien, am 3. März (20 Uhr) dann in der Linzer Sportarena.
Quelle: volksblatt.at