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Sonntag, 20. Dezember 2015, 18:49

Aktuelle Interviews

Auf der Website diepresse.comwurde soeben ein neues Interview mit Udo Jürgens' Bruder Manfred Bockelmann veröffentlicht:


Udo Jürgens-Bruder erinnert sich: "Geliebtsein kann anstrengend sein"

Vor einem Jahr starb Udo Jürgens. Sein jüngerer Bruder, der Maler und Fotograf Manfred Bockelmann, erinnert sich an seine Wirkung auf Frauen.

Die Presse: Welche Lieder hören Sie, wenn Sie Ihrem Bruder Udo nahe sein möchten?

Manfred Bockelmann: Wenn ich höre, dann höre ich am liebsten, wenn er Klavier spielt. Das ist am meisten Udo.


Was waren Sie einander?

Zunächst war ich sein Dienstbote und er der größere Bruder. Er hat gesagt: „Ich möchte gern eine Zigarette rauchen.“ Das war dann der Hinweis für mich, dass ich meiner Mutter, die eine starke Raucherin war, eine Zigarette entwenden soll.


Da ist also schon sehr früh eine enge Komplizenschaft entstanden?

Ja. So richtig bin ich für ihn aber erst aufgetaucht, da war ich schon schulpflichtig. Wir waren ja neun Jahre auseinander. Er hat da erstmals gemerkt, da ist jemand, der auf besondere Weise auf ihn und seine Musik reagiert.


Waren Sie irritiert, als sich Ihr musikalischer Erzieher sehr früh mit dem Genre der Unterhaltungsmusik arrangierte?

Ich, der zum Hardcore-Jazz erzogen worden war, dachte: „Schon irgendwie lässig, aber Unterhaltungsmusik halt.“


Wie wurde aus dem leidenden Außenseiter der Frauenheld?

Er war Mädchen gegenüber anfangs extrem schüchtern. Aber er hat früh erkannt, dass der hübsche Bruder auf dem Hof überhaupt keine Rolle spielt, wenn er sein Akkordeon auspackt. Er hat gewusst: Mit der Musik kann ich alle erwischen. Gerade wenn du von Frauen geliebt wirst, ist das die höchste Anerkennung für einen Mann. Denn dann wird man auch von den anderen Männern bewundert, weil die sagen: „Was kann der, was ich nicht kann? Ich komm da mit dem Porsche daher und die steigt bei dem im VW ein.“ Jeden Buben interessieren Mädels, ihn vielleicht noch mehr, weil sie ihn wegen seiner abstehenden Ohren gehänselt haben. Das hat ihn sehr belastet.


Was war mit seinen Ohren?

Da ist er einmal im Wiener Volksgarten aufgetreten und hat während einer Pause mitgekriegt, wie sich ein Mädchen dem anderen gegenüber über seine abstehenden Ohren lustig macht. Er hat mir erzählt, wie sehr ihn das getroffen hat. Zurück in Kärnten hat er sich gesagt: „Ich muss mir meine Ohrwascheln richten lassen. Die sind ein Wahnsinn!“ Als man Udo den Verband abnahm, stellte sich heraus, dass der Arzt das perfekt gemacht hatte. Udo war geheilt und endlich fesch.


Wie kam es eigentlich zum Lied „Mein Bruder ist ein Maler“?

Das entsprang einem Gespräch zwischen uns. Er hat immer wieder gesagt: „Manfred, ich beneide dich, wie du das handhabst mit deiner Familie, deiner Malerei. Ich würde das auch gern so schaffen.“


Sie waren auf dem Weg zu einer seriösen Künstlerkarriere und fanden sich in einem Schlager wieder?

Das Lied ist wirklich sehr schön, aber es hat nur teilweise mit mir zu tun. Ich habe es auch gemerkt, dass mich die Leute zwischendurch nur noch als „Bruder vom Udo“ vorgestellt haben.


War Udo heimatverbunden?

Der Udo hatte eine starke Bindung zu Ottmanach. Wenn er hier ankam, war er wie beseelt. Er hat dann erzählt: „Wenn ich hier durch die Landschaft fahre, dann sehe ich meine Kindheit. Es ist so wunderbar hier und wie hier alles riecht!“


War er oft hier?

Er war immer wieder da. Vor seinem Tod war er aber zwei Jahre nicht mehr hier. Wir haben ja noch seinen 80. Geburtstag in einem sehr kleinen Rahmen gefeiert. Wenn man im Nachhinein weiß, dass man sich da verabschiedet hat... Ich bin gar nie auf die Idee gekommen, dass er überhaupt irgendwann stirbt.


Was war Zürich für ihn?

Er war dort zu Hause, aber Heimat war es für ihn nicht.


Blieb er dort ein Fremder, so wie die Gastarbeiter in „Griechischer Wein“?

Der Udo hat sich gut assimiliert, der konnte auch perfekt Schwyzerdütsch. Aber er tendierte zurück nach Kärnten. Es gab zuletzt ein Gespräch am Grab unserer Eltern in Ottmanach. Ich wusste, dass ihm in Wien ein Ehrengrab angeboten worden war. Er war da ziemlich sauer, fand es geschmacklos, dass man ihm so etwas anbot. Aber ich habe ihn auf die Option für das Ehrengrab angesprochen und er hat da zu mir gesagt: „Manfred, ich hoffe, du verstehst das, aber ich werde das annehmen in Wien. Weil da finden mich meine Fans.“


Als Sie von seinem Tod hörten, was ging damals in Ihnen vor?

Man glaubte es einfach nicht. Ich war völlig unvorbereitet. Der Udo war derartig diszipliniert. Der ist nie ungepflegt aus dem Haus gegangen, hat immer darauf geachtet, dass er aufrecht ging, auch wenn ihm etwas wehgetan hat.


In einem Interview hat er aber auch von Exzessen gesprochen, etwa von zwei Flaschen Wodka und 40 Zigaretten am Tag. Eine Übertreibung?

Der Udo hat einmal zu mir gesagt: „Manfred, wenn du Geschichten erzählst, ist es nicht wichtig, ob sie wahr sind. Wichtig ist, dass sie spannend sind.“ Und in diese Kategorie fallen diese Geschichten.


Haben Sie ihn öfter berauscht erlebt?

Das schon. Aber es waren lachende Räusche, nicht diese Verzweiflungsräusche, wo du allein im Rinnsal liegst.


Hat er auch Drogen genommen?

Nein. Ich habe ihn nie mit einem Joint gesehen.


Würden Sie sagen, dass Udo unter seiner großen Fangemeinde sogar gelitten hat?

Das Geliebtsein kann anstrengend sein. Weil man auch Menschen trifft, die man nicht unbedingt liebt, bei denen man sich fragt: „Warum mag mich der eigentlich?“ Das Schlimmste waren die Menschen, die immer in der ersten Reihe sitzen und bei denen er sich fragte: „Wie ist es möglich, dass sie sich immer wieder mein Konzert anhören?“ Das hat ihn total irritiert.


Hat das auch für seine weiblichen Fans gegolten?

Das Sichanbieten der Frauen wurde für ihn zusehends ein Problem. Er hat das schon genossen, aber irgendwann hat ihm das nichts mehr bedeutet.

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Sonntag, 20. Dezember 2015, 23:57

Abendzeitung-muenchen.de:


Vor einem Jahr starb der Entertainer - Pepe Lienhard: So erlebte er den Tod von Udo Jürgens

Vor einem Jahr starb Udo Jürgens kurz nach seinem 80. Geburtstag. In der AZ erinnert sich Pepe Lienhard an den Künstler und Menschen, den er fast vier Jahrzehnte als Musiker und Freund begleitete.



Pepe Lienhard spielte mit seinem Orchester 37 Jahre lang an Udo Jürgens’ Seite, nun kommt er zum „Ball total“ nach München. Das Udo-Jürgens-Musical "Ich war noch niemals in New York", das bislang in München über 100.000 Besucher gesehen haben, läuft noch bis zum 10. Januar im Deutschen Theater.

Ein AZ-Interview mit dem 69-jährigen Schweizer Saxophonisten und Bandleader, der 1980 sein legendäres Orchester gründete.



AZ: Herr Lienhard, am 21. Dezember 2014 starb Udo Jürgens. Wie haben Sie diesen Tag erlebt?

PEPE LIENHARD: Ich war noch am Abend vorher mit Udo essen, ganz entspannt und sehr fröhlich. Er hatte einen Monat Urlaub vor sich und wollte sich ausruhen vom ersten Teil der Tour. Wir haben ein bisschen zurückgeblickt auf die Tour, die ja seine erfolgreichste überhaupt war. Er hat mich zum Abschied umarmt und sich bedankt für die Zusammenarbeit. Am nächsten Tag kam ich von einem Spaziergang mit dem Hund nach Hause, als mir meine Frau sagte, wir müssten sofort ins Spital, der Udo sei zusammengebrochen. Wir haben dort zwei Stunden gewartet und gehofft, dann kamen die Ärzte und haben uns mitgeteilt, dass sie nichts mehr machen konnten.

Und für Sie brach eine Welt zusammen?

Auf jeden Fall. Wir haben seit 1977 zusammengearbeitet, also 37 Jahre lang. Und wir waren uns sehr nah. Gerade in den letzten Jahren, als er an den Bodensee gezogen ist, haben wir uns auch außerhalb der Tourneen ein, zwei Mal die Woche zum Essen getroffen und einen schönen Wein getrunken. Die Zusammenarbeit vor der letzten Tour war sehr intensiv. Und sein Tod bedeutet für mich auch, dass ein wichtiger Teil von meinem Leben endgültig vorbei ist. Immerhin ist Udo auf seinem Höhepunkt abgetreten.

Haben Sie mit ihm häufig über den Tod gesprochen?

Nein, darüber hat er nie groß gesprochen. Er hatte allerdings Angst davor, im Alter krank zu werden oder mal auf den Rollstuhl angewiesen zu sein. Aber eigentlich gingen wir davon aus, dass wir noch ein paar Tourneen machen würden.

Warum dachte er nicht darüber nach aufzuhören?

Udo war am glücklichsten auf der Bühne. Er hatte melancholische Momente im Leben, er hat sich auch über das Altern nicht gefreut. Aber auf der Bühne hat er das alles vergessen, da war er glücklich, da hat er Kraft getankt.

Wenn Sie heute im Auto sitzen und im Radio kommt ein Lied von Udo Jürgens, singen Sie dann mit oder schalten Sie um?

Das kommt ein bisschen auf die Stimmung und das Lied an. Ich habe vor ein paar Tagen ein Radiointerview gegeben, und vor dem zweiten Teil wurde „Zehn nach Elf“ gespielt, das ist das letzte Lied, das ich überhaupt mit Udo zusammen gespielt habe, der letzte Song vom letzten Konzert. Da musste ich schon mit den Tränen kämpfen. Auch Lieder wie „Was wichtig ist“ gehen mir unheimlich nah, nach wie vor. Und die ersten Monate nach Udos Tod konnte ich die Musik gar nicht hören. Es war zu traurig.

Wer hat denn den Sound der Tourneen gemacht, Sie oder Udo Jürgens?

Udo war sehr aktiv an allem beteiligt, er hatte immer ganz klare Vorstellungen, wie etwas zu klingen hat. Er wusste, was am besten ankommt, wie er seine Musik haben möchte. Aber er war auch offen für Ideen. Udo hat sich Gott sei Dank den Luxus geleistet, mit einer großen Band auf Tour zu gehen. Das war auch mein Glück. Auch in der Zeit, als die Musikwelt immer elektronischer wurde, hat Udo mir gesagt: Ich kann mir das leisten und ich will mir das leisten, mit Deiner Big Band auf Tournee zu gehen.

Es gab aber auch schon einen Pepe Lienhard vor der Begegnung mit Udo Jürgens.

In den 70er Jahren hatte ich ein Sextett, wir hatten damals einen Hit mit dem Song „Swiss Lady“ und waren auch überall in den Hitparaden mit dabei. Ab 1980 habe ich dann die Band vergrößert, die dann auch immer mit Udo gespielt hat. Mein Manager Freddy Burger, der ja dann auch Udos Manager wurde, hat uns zusammengebracht, da hat sich schnell eine Nähe ergeben.

Gibt es ein Lied, von dem Sie sagen würden, man könnte Ihren Einfluss auf Udo Jürgens hören?

Nein, die Feder möchte ich mir jetzt nicht an den Hut stecken. Udo hat immer alleine komponiert und sich dann mit den Textern zusammengesetzt.

Sie haben Jahrzehnte neben Udo Jürgens auf der Bühne gestanden, trotzdem stand er im Mittelpunkt. Waren Sie auch mal neidisch auf ihn?

Wirklich nicht. Ich bin nie ein neidischer Mensch gewesen. Ich bin sehr selbstsicher und habe keine Egoprobleme. Ich hatte ja vor Udo schon mit dem Sextett Erfolge, aber als ich mich entschieden habe, eine Big Band zu gründen, da war mir ganz bewusst: Ich werde Leute begleiten. Das ist ein ganz normaler Job, es ist vollständig klar, dass der Sänger im Mittelpunkt steht. Udo hat uns aber immer sehr respektvoll behandelt und auch den Musikern viele Entfaltungsmöglichkeiten gelassen.

Bedeutet Udo Jürgens’ Tod für Sie und Ihre Band, dass nun die Zeit der riesengroßen Hallen vorbei ist?

Davon gehe ich aus. Wir machen jetzt unsere „Swing live“- Tournee in der Schweiz und in Deutschland. Es wird da auch Udo-Jürgens-Lieder in Swing-Versionen geben, aber das Ganze ist definitiv kein Udo-Jürgens-Programm. Früher habe ich nie Udos Lieder gespielt, wenn er nicht dabei war, aber jetzt wird das natürlich von mir erwartet. Wir haben beim Bundespresseball gespielt, das Medley ist tierisch gut angekommen, das machen wir in München auch. Aber wir sind nicht die Udo-Jürgens-Coverband, wir waren ja die Originalband.

Mochten Ihre Bandmitglieder eigentlich die Musik von Udo Jürgens?

Es sind ja viele Jazzmusiker dabei, und am Anfang dachten einige: guter Job, gut bezahlt. Aber im Laufe der Zeit sind die alle Fans geworden. Wenn wir in Köln gespielt haben, kamen die Kollegen der WDR-Bigband. Die Reaktionen waren immer gleich: Die wären normalerweise nie in ein Udo-Jürgens-Konzert gegangen, aber dann waren sie von der Musik, den Arrangements und den Musikern doch sehr begeistert.

Selbst bei Udo Jürgens gab es einen kleinen Karriereknick.

Ja, ich habe das gemerkt, dass irgendwann – und sehr zu Udos Leidwesen – die Konzertbesucher und auch die Damen immer älter wurden. Aber dann gab es überall diese 70er-Jahre-Revival-Partys, auf denen ja doch viele Lieder von Udo Jürgens gespielt wurden. Von da an hatten wir auch wieder die jungen Menschen im Konzert: Vorne stand alles voller junger, hübscher Menschen. Und die Geburtstagsshow zu Udos 80., die ja im TV ausgestrahlt wurde, die hat einen Schub gebracht, der für uns alle unfassbar war. Für den zweiten Teil der Tournee hatten wir schon wieder 180.000 Karten verkauft, die wir alle wieder zurückgeben mussten.

Viele Menschen haben erst sehr spät entdeckt, welche musikalische Qualität viele seiner Lieder haben.

Genau, auch das Feuilleton hat Udo erst ganz spät entdeckt. Der galt denen als Schlagerfuzzi, die haben gar nicht erst hingehört. Udo hat diesen späten Triumph sehr genossen, er wollte immer ernst genommen werden.

Gab es nach so langer Zeit auf der Bühne noch musikalische Konzerthöhepunkte für Sie?

Seit ich mit Udo unterwegs war, hat er den Song „Immer wieder geht die Sonne auf“ nicht mehr ausgesungen, sondern im Medley verpackt. Im Musical „Ich war noch niemals in New York“ aber wird der Song als Duett gesungen, das hat mich sehr berührt. Ich habe Udo gesagt, dass wir das im Konzert auch so machen sollten, er mit einer Sängerin. Er hat es dann versucht, und es ist extrem gut angekommen.

Wie oft haben Sie das Musical gesehen?

Sicher 30 Mal, ich habe auch mit dem Orchester geprobt beim Gastspiel in Zürich. Das Musical wurde ja bewusst im Sound von meiner Band gemacht. Udo war sehr zufrieden und sehr stolz, natürlich auch darauf, dass es so gut läuft.

Im Musical ist „Schöne Grüße aus der Hölle“ ein heimlicher Hit – ein Song, der in Udos Karriere kein Hit war.

Dabei hatten wir uns damals so viel von der Nummer versprochen! Die geht richtig ab, die Musiker haben wahnsinnig viel Freude daran. Aber wenn wir es live gespielt haben, passierte nichts. Das war eine totale Enttäuschung. Genau den Effekt, den wir für den Song geplant hatten, erfüllt er nun im Musical. Aber so ist das im Musikgeschäft. Man kann mit noch so viel Routine planen und Stücke zusammenstellen, von deren Wirkung man überzeugt ist, aber das Publikum macht, was es will. Wir haben auch auf der letzten Tour noch Stücke geändert. Wir hatten ein Medley mit Uraltsongs von „Cotton Fields“ bis „Anuschka“ und waren sicher, da werde die Hölle los sein. Wir haben das Medley ein paar Konzerte lang versucht und dann aus dem Programm geworfen.

Welcher Song durfte beim Konzert nie fehlen?

Da gab es einige. Aber der Song, der den größten Effekt hatte, obwohl er bei der Veröffentlichung kein Hit war, ist natürlich „Ich war noch niemals in New York“. Wir durften das immer erst später im Programm spielen, weil die Leute sofort nach vorne stürmten.

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