Einfach nur großartig!
Bestgelaunter UJ ...
... der unfreundliche Autogrammjäger und übereifrige Fotografen bestimmt aber höflich des Platzes verweist;
... der die zur Bühnenrechten umherlaufenden und gestikulierenden Ordner rüde zurechtweist (und dafür die Unterbrechung des Liedes „That Lucky Old Sun“ in Kauf nimmt;
... der dem wegen zwei Stützmasten leicht sichtbehinderten Publikum ganz links und ganz rechts empfiehlt, doch einfach ein wenig auf die Treppen auszuweichen;
... der im Übrigen alle herzlich begrüßt, auf das einmalige Bühnenpanorama mit einerseits vielen tausend (2500 ?) bunten Hemden, bunten und fröhliche Gesichter im Arena-Halbrund und andererseits auf der Rückseite der Bühne, am anderen Ufer des Rhein-Herne-Kanals (denn man jetzt auch „Fluss“ nennen darf), verweist, wo weitere nichtzahlende rund 300 Zaungäste sonnen- und wasserbadend dem Konzert lauschen konnten, weil die Techniker extra Boxen zur anderen Kanalseite ausgerichtet hatten
UJ war gesanglich sehr gut disponiert (nach kurzem Einsingen bei "Verloren in mir") und pianistisch gut drauf – begleitet von dem exzellenten Francis Coletta.
Für die Statistiker: 2,5 Stunden Konzertdauer (inkl. Pause) vor 100% enthusiastischem und zugleich (99%) diszipliniertem Publikum, das es geschafft hat, einen zeitgleichen Bühnensturm nach dem ersten Takt von Hautnah (gut, es gab auch nach der Pause Absperrgitter, die die Ordner auf Kommando dann sofort wegräumten) hinzulegen – sozusagen im Galopp; allerdings gab es sowieso nur noch Stehplätze im Amphitheater (obgleich die extra herbeigeschafften Stühle für alle Zuschauer doch eine nette Geste waren und den besonderen, gehobenen Charakter des Abends angenehm unterstrichen).
Ein textsicheres Publikum, so dass selbst UJ lachen musste, nachdem er der einzige war, der bei „Ich war noch niemals in New York“ in der dritten Strophe einen Hänger hatte (übrigens der einzig relevante des ganzen Abends).
Tolle Atmosphäre: Abendsonne auf die Bühne, Rhein-Herne-Kanal ("Fluss") im Background mit etwa 300 Zuschauern, teils sonnen-, teils im Wasser badend - mit extra aufgestellten Boxen und gesonderter Begrüßung durch UJ sowie das zahlende Publikum an die Zaungäste!! Man konnte sich von den oberen Rängen prima zuwinken und gegenseitig zum mitschunkeln animieren. Gelegentliche Schifffahrt gab dem Ganzen noch ein Schuss Romantik mit.
Traumhaftes Wetter: Nicht zu heiß, nicht zu kalt, trocken, herrliche Abendsonne (die Solist und Flügel just bei "That Lucky Old Sun" in goldenes Abendlicht tauchte), leckeres Bier/Wasser/Cola.
Angeblich soll die Zufahrt etwas schwierig gewesen sein, aber wen interessiert das schon nach einem solchen Konzert?
Favoriten: Auf meinem Tisch ein weißer Bogen, Der Schuft, Ich würd es wieder tun, Da Capo, der Mann mit dem Fagott, Frauen (auch wenn ich da nicht gut mitreden kann), Ein ehrenwertes Haus (komplett gesungen!).
Launisch-schmunzelnde Moderationen durch UJ (z. B. Lob der eigenen neuen CD nicht wegen der Reklame, nein, wegen der Werbung; er macht das nur für sich, nicht für Geld, …

rundeten das musikalische Erlebnis prima ab.
Die Reihenfolge aller Titel hab ich nicht mehr in Erinnerung, geschweige denn die gesamte Titelliste, aber da UJ in seiner Programmmappe immer fleißig eine Seite nach der anderen aufgeschlagen hat, darf ich unter Zuhilfenahme der bisherigen Konzertberichte davon ausgehen, dass das gesamte vorgesehene Programm gespielt wurde. Übrigens hat er alle Titel, auch die neuen, auswendig gesungen.
Natürlich war er nach dem Konzert sichtlich k. o., aber hat jemand gemerkt, dass es der 4. Abend in Folge war? Ich nicht!!
Pepe Lienhard, es tut mir Leid: Ich bin auch ein großer Fan deiner Band und freue mich schon sehr auf die nächste Hallentournee, aber vermisst habe ich deinen Sound nicht eine Sekunde lang. Die Lieder waren alle so authentisch, ja eigentlich noch intensiver und textnäher als gewohnt, dass man darin wahrlich versinken konnte.
Wann hat man schon mal ein solches Konzert erlebt? Stecknadeln hätten man fallen hören können, hätte es sie gegeben! In meiner 25-jährigen Tourneegeschichte das einmaligste Konzert, wie ich es mir sicher gewünscht hätte, hätte ich einen Wunsch frei gehabt und über ein derart großes Vorstellungsvermögen verfügt.
Gänsehautfaktor 100.
Dank an Udo, Francis, Gelsenkirchen und alle anderen, sowie Stefan & Evelyn für den Fotoapparat und Stefan & Helena fürs Taxi nach Hause.
Bilder folgen unter www.achimhohlfeld.de in Kürze.
[Edited by Achim on 06-27-2005 at 10:40 PM GMT]