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Freitag, 23. März 2012, 12:34

"Und dann zog er mit Gesang..." - Jürgens-Biographie aus dem Jahre 1963

Hi,

hier eine kleine Jürgens-Biographie aus dem Jahre 1963, welche in Nummer 2 der damals sehr beliebten Zeitschrift FILM-REVUE vom 15.01.1963 unter der Rubrik "Wir machen Musik" erschien:



>>Bereits im zarten Alter von zehn Monaten krähte Udo Jürgens - das ist verbürgt - die ersten Kinderlieder. Mit diesem so frühzeitig offenbarten Gesangstalent zog er später in Europa und Übersee kreuz und quer durch die Lande. Heute ist er nicht nur ein vielversprechender Schlagerstar, sondern auch ein sehr begabter Komponist.

Viele seiner Fans meinen, ihr Udo müsse auf der Rangliste deutscher Gesangskanonen eigentlich viel weiter oben stehen. Auch Fachleute der Musikbranche zerbrechen sich vergeblich den Kopf, warum der begabte Österreicher noch keinen wirklich durchschlagenden Erfolg im Plattengeschäft erzielen konnte. Zwar hat Udo Jürgens mit einigen seiner Nummern - vor allem im Ausland - schon beachtliche Verkaufsziffern erzielen können und hat sich auch bei uns einen weiten Verehrerkreis geschaffen, doch jene Woge der Publikumsgunst, die ihre Lieblinge sonst in einsame Höhen trägt, ist bisher leider ausgeblieben. Vielleicht sollte die launische Glücksgöttin Fortuna hier einmal ein energisches Wörtchen mitreden. Udo selbst wird über fehlenden Lorbeer - den er längst verdient hat - nicht den Kopf hängen lassen. Dazu liebt er seinen Beruf viel zu sehr. Außerdem weiß er, was er kann.
Woher seine künstlerische Begabung allerdings stammt, vermag er nicht zu sagen. Der Herr Papa ist Landwirt, der ältere Bruder, John, Kaufmann, der jüngere, Manfred, studiert Werbegrafik. Ein Onkel, Werner Bockelmann, fungiert sogar als Oberbürgermeister von Frankfurt (Main). Lauter höchst ehrbare Berufe also - die Udo jedoch nicht davon abhalten konnten, seine Schritte in eine ganz andere Richtung zu lenken. Schließlich hatte er diese Neigung mit gekrähten Kinderliedern bereits deutlich genug demonstriert. Mit fünf bekam Udo - der als Udo Jürgen Bockelmann am 30. September 1937 in Klagenfurt geboren wurde - sein erstes Musikinstrument: eine Mundharmonika. Schon zehn Minuten später fiel er seiner Familie mit dem Lied "Die blauen Dragoner, sie reiten" recht ausgiebig auf die Nerven. Die deutschen Kriegsgefangenen dagegen, denen der Achtjährige 1945 im Camp Prasdorf bei Kiel die Langeweile vertrieb, geizten nicht mit Applaus, obwohl auf der Bühne nur ein riesiges Akkordeon und zwei Beine zu sehen waren.

Die ersten Erfolge

Sieben Jahre später, auf dem Kärntner Landeskonservatorium, wurde es endgültig ernst. Udo belegte als Hauptfächer Klavier, Gesang und Komposition. Glücklicherweise nahm die ganze "Paukerei" nicht so viele Stunden in Anspruch, daß Udo auf viele liebe Freizeitgewohnheiten hätte verzichten müssen. Im Gegenteil: Er beteiligte sich - zusammen mit dreihundert erfahrenen Profis - an einem österreichischen Komponistenwettbewerb und wurde Dritter. Viele in Ehren ergraute Musiker staunten nicht schlecht, als bei der Preisverteilung ein Sechzehnjähriger zur Bühne marschierte. Wenig später gewann Udo auf einem Sängerwettstreit sogar den Ersten Preis und zog mit seiner aus Mitschülern formierten Band ans Radio Klagenfurt, das sich lebhaft für den Tausendsasa interessierte. Bald schon schrieb er Arrangements und Kompositionen für das Radio-Tanzorchester, leitete die Aufnahmen, spielte Klavier, Vibraphon oder Akkordeon und sang, wenn es etwas zu singen gab. So "ganz nebenbei" bestritt Udo Jürgens mit seinen Mannen eine allwöchentliche Radioshow am britischen Militärsender BFN. Obwohl Udo gern zugibt, daß er in dieser Zeit viel gelernt hat, dürstete ihn nach größeren Taten.
Der Kärntner Provinzling nahm sich also ein Herz, schickte einige seiner besten Nummern an den Bandleader Werner Müller am RIAS Berlin und harrte der Dinge, die da kommen sollten. O Wunder - sie kamen. Udo wurde eingeladen. Mit zitternden Knien ließ sich der blutjunge Debütant von dem berühmten Orchester begleiten und sang mit wachsender Sicherheit seine Schöpfungen, bis ihm jemand zufrieden auf die Schulter klopfte und den langersehnten Vertrag mit einer Plattenfirma in die Hand drückte. Damit hatte Jürgens zwar im Schlagergeschäft schon etwas Fuß gefaßt - aber von den Nummern, die er dann singen mußte, hält er heute nicht mehr viel. Da nur eine einzige - "Hejo, hejo, Gin und Rum" - wirklich einschlug, riß dem Karriereanwärter der Geduldsfaden. Er fuhr nach Amerika und schaute sich ein knapppes halbes Jahr gründlich im Land um. Wenn auch außer einigen Engagements in Jazzklubs und beim Radio kein Blumentopf in Form eines langfristigen Vertrages für ihn zu gewinnen war, so profitierte Udo doch recht ausgiebig von seinen musikalischen Erlebnissen im Land der tausend Möglichkeiten.
Das greifbare Ergebnis seiner Amerikareise schließlich hieß "Jenny" und war kein Mädchen, sondern ein reizender Schlager, der von einheimischen Produzenten zunächst mit der Begründung "zu anspruchsvoll" abgelehnt wurde. Erst als Udo Jürgens seine "Jenny" 1960 auf dem Europäischen Schlagerfestival in Knokke vortrug und der deutschen Mannschaft damit den Ersten Preis sicherte, erst als belgische und französische Fans vergeblich nach einer Platte fragten, wurden endlich eine deutsche und eine englische Fassung aufgenommen. Auch dann noch lief der Schlager im Ausland mit weit besseren Einspielergebnissen. Zur Zeit existieren dort rund zwanzig verschiedene Fassungen.
Dieser Erfolg ermutigte Udo, weiter zu komponieren. Seine nächste Nummer, "Reach for the stars", wurde in England, mit 500 000 verkauften Platten, und in Frankreich, von Camillo Felgen gesungen, ein Riesenerfolg. Es ist kaum bekannt, daß Udo auch bei vielen deutschen Filmen kräftig Lieder und Texte geschrieben hat, so zum Beispiel für Gus Backus und sich das Duett "I want to dance" in "Und du, mein Schatz, bleibst hier", sowie alle Songs von Gerhard Wendland, Rex Gildo und Kurt Großkurth und sich selbst in "Tanze mit mir in den Morgen".

Immer auf der Achse

Zu Udos großem Bedauern erscheinen nur wenige seiner Lieder auf einer Schallplatte. Deshalb hat er sich entschlossen, selbst unter die Produzenten zu gehen - ein beachtlicher Alleingang für den 25jährigen. Die Jürgens-Kompositionen "Die goldenen Jahre" und "Das kann auch dir geschehen" erscheinen bei Philips; ihr Schöpfer drückt alle Daumen, daß sie beim Publikum auch richtig "ankommen". Bis dahin reist Udo von einem Winkel Europas in den anderen, um Spiel- und Fernsehfilme zu drehen. Hier ruft Davos mit den "Tollen Nichten", dort Baden-Baden mit dem Musical "Annelie-Annelou", zwischendurch laufen zahllose Tourneen in Österreich und Deutschland. Über einen Mangel an Arbeit kann der junge Sänger also nicht klagen. Einige Wünsche bleiben natürlich immer offen: eine gute Rolle in einem nicht minder guten Musikfilm oder - schon etwas höher gegriffen - eine "Goldene Schallplatte" und - sein ganz großer Wunsch - eine eigene Fernsehshow. FILM-REVUE jedenfalls hofft, daß für Udo im neuen Jahr zumindest einer dieser Träume in Erfüllung geht. Er hätte es wirklich verdient.<<


Anmerkung:
Mit dieser Biographie dürfte jene "konstruierte" Geschichte des 50er Jahre Komponisten-Wettbewerbs also endgültig widerlegt sein. Es handelte sich eindeutig um ZWEI Wettbewerbe, und "Je t'aime" wurde von Udo GESUNGEN.
Ein weiterer erstaunlicher Punkt ist die Tatsache, daß Udo sich zu dieser Zeit also noch keineswegs nur auf's Komponieren verlegen, sondern vielmehr sein eigener Produzent werden wollte!
Zumindest ist dabei die Veröffentlichung seiner ersten nicht bei Heliodor/Polydor produzierten Single "Das kann auch Dir geschehn / Das sind unsere goldnen Jahre" herausgekommen, wenn auch nicht wie ursprünglich geplant bei Philips, sondern bei Elite Special / Austroton.
Die einzige Fehlinformation, die auch diese Biographie enthält und die also nicht Beierlein und seinem Management anzukreiden ist, ist der tatsächliche Geburtsname von Udo Jürgens: Nicht Udo Jürgen Bockelmann, sondern Jürgen Udo Bockelmann. Es liegt also die Vermutung nahe, daß diese Version von Udo Jürgens selbst stammt - wahrscheinlich deshalb, um die Künstlernamen "Udo Bolan" und "Udo Jürgens" besser zu rechtfertigen.

MfG,
Thomas2

2

Freitag, 23. März 2012, 13:32

Hallo Thomas2,

vielen herzlichen Dank für diesen superinteressanten Artikel! Ich hatte beim Lesen unweigerlich einige Szenen des "Fagott"-Films vor Augen. Spannend ist vor allen Dingen die Perspektive der Zeit, in denen er verfasst wurde. Da wird erst richtig klar, dass Udo zwar noch nicht SEINEN Weg gefunden hat und er sich in den unterschiedlichsten Projekten mächtig ins Zeug legte; ABER: er war doch schon offensichtlich 1963 einem breiten Publikum recht bekannt und er hatte doch schon einigen Erfolg zu dieser Zeit. Sage und schreibe 20 Versionen von "Jenny", riesige Verkaufszahlen von "Reach for the stars", er spielte in Filmen mit den Stars der Zeit und, und, und. Ich glaube, zu jener Zeit (1963) hatte er auch Plattenerfolge mit "Tausend Träume" und "Kiss me quick". Das ihm sein "Durchbruch" erst 1966 mit dem Grand-Prix-Gewinn gelungen sein soll und er vorher am Hungertuch nagte, erscheint in der Nachbetrachtung doch recht konstruiert. Wahrscheinlich hat Beierlein diesen Gewinn als große Katharsis des Udo Jürgens verkaufen wollen, und zwar mit dem Ziel, einen relativ etablierten Star auf die nächste Ebene zu hieven, nämlich die des Mega-Stars - und das mit Dollar-Zeichen in den Augen. Diese Strategie bzw. diese Legendenbildung war aus Sicht des Managers ja auch nur allzu richtig. Wenn ich mich richtig erinnere, wurde diese These hier im Forum auch schon mal diskutiert.

Was mich ja spontan interessieren würde, ist die Frage, ob es noch Archivaufnahmen von Radio Klagenfurt gibt. Der Gesang und die Kompositionen aus dieser frühen Zeit sind ja vielleicht noch erhalten?


Zitat

Mit dieser Biographie dürfte jene "konstruierte" Geschichte des 50er
Jahre Komponisten-Wettbewerbs also endgültig widerlegt sein. Es handelte
sich eindeutig um ZWEI Wettbewerbe, und "Je t'aime" wurde von Udo
GESUNGEN.
Also, wenn ich den Artikel richtig verstehe, hat Udo den 3. Platz beim Komponistenwettbewerb belegt. Vielleicht hat "Je tàime" ja nur den 3. Platz gemacht und eben nicht den ersten, wie überliefert ist. Den 3. Platz im Komponistenwettbewerb und den 1. Preis im späteren Sängerwettbewerb hat man vielleicht der Einfachheithalber später irgendwie - ob irrtümlich oder bewusst sei dahingestellt - zusammengefasst... Das passt dann etwas besser in das Bild des verkannten Wunderkindes, das all die Jahre keinen Erfolg hatte und seinen Durchbruch vermeintlich erst mit "Merci Cherie" hatte. Wie auch immer, ich will nicht spekulieren, sondern ich finde diese Zeit von Jenny bis Merci Cherie einfach sehr, sehr spannend.

Deshalb nochmals Danke fürs Einstellen.

Viele Grüße,
Heiko

3

Freitag, 23. März 2012, 15:17

Also erst einmal 1000 Dank für diesen historischen Text, der so viel Licht ins Dunkel bringt!
Wir wissen doch auch aus unserer Zeit, dass von den vielen hundert Stars und Sternchen, die uns in Funk & Fernsehen begegnen, nur eine Hand voll zu ganz großen zu zählen ist, die mit ihrem Erfolg über jeden Zweifel erhaben sind.
Warum sollte es in den 1950er und 1960er Jahren anders gewesen sein? Ich sehe dafür keinen Grund.
Und für damalige Verhältnisse war Udo Bolan, Jürgen Udo Bockelmann, Udo Jürgens ... ein gefragter, gern engagierter Musiker. Für welchen von den vielen Zwecken, die er bedienen wollte oder konnte, spielt dabei ja erst einmal keine Rolle.
Wir sehen auch, dass der Prophet im eigenen Lande meist nichts gilt, aber doch nicht zwangsläufig hungern muss.
Und den einzigen und wahrhaftigen und dauerhaften Durchbruch dem Grand Prix 1966 zuzuschreiben ist immer noch eine sehr erfolgreiche Marketing-Idee, die mit der Ära Beierlein leider nicht ihr Ende gefunden hat, ja sogar im "offiziellen" Film verkauft wird, zusammen mit der Geschichtslüge, "Was ich dir sagen will" ins Jahr 1961 zurückzuverlegen, in eine Zeit, in der "Je t'aime" und "Jenny" ihren verdienten Platz hätten.
"Die Straße der Vergessenheit" scheint zu bequem zu sein!

Der Beitrag »unfassbar« von »claus stimpfig« (Freitag, 23. März 2012, 18:02) wurde aus folgendem Grund vom Autor selbst gelöscht: fehler (Freitag, 23. März 2012, 18:03).

5

Samstag, 24. März 2012, 01:32

Hallo Achim, hallo Heiko,

was den Komponistenwettbewerb betrifft, so gibt es bis 1964 keine mir bekannte offizielle Quelle aus der hervorgeht, welchen Titel Udo da tatsächlich eingereicht hat.
Anders sieht es beim zweiten Wettbewerb, dem "Sängerwettstreit" aus. Dort wird an anderer Stelle eindeutig das Lied "Je t'aime" angegeben. Entsprechende Unterlagen dazu sollen auch existieren, wurden aber bislang von Zürich ignoriert.
Sinn und Zweck der ganzen Sache war, "Je t'aime" als Insrumentaltitel zu "verkaufen", obwohl es auch einen von Udo geschriebenen Text dazu gab, der aber wohl wieder an jene Lieder erinnert hätte, von denen Udo sich so vehement distanziert hatte.
Das paßte nicht ins Konzept: Erster großer Erfolg JA - mit einem Text nach Polydor-Manier NEIN!
Was tut man also? Man macht aus zwei Wettbewerben einen, siedelt ihn zeitlich genau zwischen den beiden tatsächlich stattgefundenen Wettbewerben an und schon kann "Je t'aime" als "saubere" Instrumental-Version in die Geschichte eingehen.
Daß man Udos Rußland-Tournee mit Max Greger aus dem Jahre 1959 in das Jahr 1957 vorverlegte, hatte wiederum den Zweck, seinen halbjährigen Amerika-Aufenthalt zu verdecken, der just in diesem Jahr stattgefunden hatte.
Ein Umstand, der später zwar nicht mehr verschwiegen werden konnte - allerdings ohne, daß irgendjemand die zeitlichen Unstimmigkeiten dabei entdeckt hat.
Diese Tatsache finde ich beinahe noch bemerkenswerter, da es nichteinmal 1972, als Udo mit seinem Musical "Helden, Helden" arg unter Beschuß stand, irgendeinem seiner Kritiker aufgefallen ist.
Tja, und war die Tournee also laut Beierlein bereits im Jahre 1957, dann mußte man notgedrungen auch die Einladung von Werner Müller auf das Jahr 1953, sowie den ersten Plattenvertrag in das Jahr 1954 vorverlegen, damit das ganze wieder stimmte, frei nach dem Motto: Was nicht passend ist, wird passend gemacht!
Und die "Hungerjahre"?
Sicherlich gab es vor 1960 mitunter ein paar Tage, wo das Geld knapp wurde, aber erstens waren Frank und Udo halt keine Großverdiener und möglicherweise konnten sie ihr hart verdientes Geld auch noch nicht so gut "verwalten", wie es nötig gewesen wäre.
Fakt ist, daß sie außerdem einen Freund und Gönner hatten, der sie schon das eine oder andere Mal ein klein wenig "aushielt": Friedrich-Karl Flick, Erbe eines der größten deutschen Industrie-Imperien.
Frank Forster kannte ihn aus früherer Zeit und zusammen mit Udo besuchte er ihn auch nach Ende seiner Rußland-Tournee im Jahre 1959 in einem seiner Urlaubsdomizile in Cannes an der französischen Riviera.
Forster hatte Udo bereits zu Ostern 1959 seinem Freund "Fritz-Karl" vorgestellt, und zwar auf Flicks Jagdschloß "Rotman" in der Steiermark. Flick organisierte dort bei einem Holzhaus in seinen Besitzungen ein Scheiben-Zielschießen für die beiden jungen Künstler.
Während Frank Mühe hatte, die hundert Meter entfernte Scheibe überhaupt zu treffen, landete Udo mit seinem Neun-Millimeter-Gewehr einen Glückstreffer genau ins Schwarze - wenn ihn der Rückschlag auch fast umgeworfen hätte...
Seit jenem Jux-Wettbewerb gehörte Udo jedenfalls fest zu dem Freundes-Trio und immer, wenn "Fritz-Karl" in die Nähe von München kam, machten alle drei die Oktoberfest-Wies'n unsicher. Und es waren nicht die einzigen Aktivitäten, die sie im Laufe der Zeit unternahmen!
Soviel also dazu...

MfG,
Thomas2

6

Samstag, 24. März 2012, 20:37

Die Informationen, die Thomas2 hier für uns ausbuddelt, sind wirklcih unglaublich interessant. Subjektiv für mich ist das sooo viel aussagekräftiger und interessanter als die romanhafte Darstellung im "Mann mit dem Fagott"...

Stand in dem Artikel wirklich, dass UJ 1937 geboren ist? Das war ja lange Zeit Usus, das Geburtsjahr ein wenig später zu legen - so wurde lange Zeit in Tony Marshalls Biographie behauptet, er sei 1942 geboren (richtig in dem Fall: 1938).

Jedenfalls führen diese historischen Quellen dazu, dass man sich langsam ein schemenhaftes eigenes Bild zusammenbasteln kann von Udos "Früh-Zeit" - sehr schön, dass hier solche Dinge zugänglich gemacht werden - wie gesagt: herzlichen Dank dafür!

7

Samstag, 24. März 2012, 23:56

Hallo Stephan,

gut beobachtet! Das mit der Jahreszahl war mir erst gar nicht aufgefallen...
Sie haben dort tatsächlich 1937 geschrieben:



Wobei ich aber davon ausgehe, daß es sich hier lediglich um einen Setzfehler gehandelt hat, da auch in allen anderen vorangegangenen Biographien immer das richtige Geburtsjahr, nämlich 1934, genannt wurde.

Das mit dem eigenen Bild hast du schön gesagt, und genau so ist es auch!
"Der Mann mit dem Fagott" ist ein netter, gut gemachter Fernseh-Zweiteiler, aber nie und nimmer eine Autobiographie!
Hier mischt sich eindeutig Wahrheit mit Dichtung und man sollte keineswegs den Fehler begehen, alle dort geschilderten Ereignisse für bare Münze zu nehmen.
Abgesehen davon haben aber meines Erachtens weder Buch noch Fernsehfilm jemals Anspruch darauf erhoben, was auch nur allzu verständlich ist, da man für ein solches Projekt wohl doch ein gewisses Maß an dichterischer Freiheit braucht.
Schöner Nebeneffekt: Auch für die vielen gewollten und ungewollten Fehler muß sich nun niemand mehr rechtfertigen, denn es ist ja nur ein - Film!

MfG,
Thomas2

8

Sonntag, 25. März 2012, 00:30

Was mich ja spontan interessieren würde, ist die Frage, ob es noch Archivaufnahmen von Radio Klagenfurt gibt. Der Gesang und die Kompositionen aus dieser frühen Zeit sind ja vielleicht noch erhalten?
Wieviel und was damals alles archiviert wurde, kann ich dir leider nicht sagen: Es soll aber noch einige Aufnahmen aus jener Zeit geben.
Mir persönlich ist zwar nur eine einzige Nummer der Udo Bolan Band bekannt, die auch heute noch verfügbar wäre, was aber nicht ausschließt, daß da noch einiges mehr existiert...

MfG,
Thomas2

9

Sonntag, 25. März 2012, 03:24

"Wobei ich aber davon ausgehe, daß es sich hier lediglich um einen
Setzfehler gehandelt hat, da auch in allen anderen vorangegangenen
Biographien immer das richtige Geburtsjahr, nämlich 1934, genannt wurde."

Hallo, erst einmal vielen Dank für den interessanten Beitrag! Ein Setzfehler wird es aber kaum sein, da mehrfach in dem Artikel vorkommende Altersangaben - angefangen mit "der Achtjährige 1945" mit dem "Geburtsjahr 1937" korrespondieren. Wenn schon bei diesem simpel recherchierbaren Faktum solch ein Fehler passiert, sollte man alles andere auch nicht einfach als korrekt hinnehmen... Aber vielleicht ist 1937 ja das korrekte Jahr - und Udo hat sich nur älter gemacht, um jünger auszusehen. :)

Gruß, Sabina. ;)

10

Sonntag, 25. März 2012, 03:35

Mag sein, dass auch in diesem Artikel nicht sehr sauber recherchiert wurde - es sind aber, wie Thomas2 richtig schreibt, sehr viele richtige Daten dort genannt - insofern scheint mir insgesamt schon trotz der falschen Alters-Angabe der Artikel "vertrauenswürdig" zu sein.

Ich geb zu - ich bin ja schon froh, dass ich nicht so ganz total allein stehe mit meiner sehr kritischen Haltung zum "Mann mit dem Fagott", was den Wahrheitsgehalt dessen angeht, was da im Film gezeigt wird. Wenn man den Film als interessanten historischen Roman nimmt - okay - aber da sind derart viele krasse Fehler drin (, wenn man die Fakten als Maßstab nimmt und nicht den künstlerischen Anspruch), dass ich für mich subjektiv den Film einfach als Romanverfilmung sehe - ohne, dass ich da großartig Rückschlüsse auf Udos Karriere oder seine Familiengeschichte ziehen würde, weil dafür zu viel handwerkliche Fehler gemacht wurden. - Der Zweck heiligt aber die Mittel: Der Soundtrack ist definitiv großes Kino - die CD 1 des Soundtracks ist durchaus ein Udo-Meilenstein.

In Verbindung mit anderen Biographien aus den frühen 60ern, die Thomas2 uns hier präsentiert hat, scheinen mir doch viele Dinge sachlich korrekt zu sein - allerdings ist die Sache mit dem Geburtsjahr in der Tat ein ärgerlicher Fehler, der leider wohl in der Tat nicht ein Setzfehler zu sein scheint...