Hallo Anna,
danke für das Einstellen dieses hoch interessanten Interviews.
Zitat: Ich entscheide, welche TV-Auftritte sinnvoll sind, kümmere mich darum, dass die Platten in die Hitparaden kommen und die Tourneen auch finanziell erfolgreich sind.
Ob Burgers diesbezügliche Entscheidungen immer zielführend sind, darüber kann man trefflich streiten:
- TV-Shows: Wie kann man Udo als Dauergast einer volkstümelnden künstlichen Jodel-Sendung immer schlecht Vollplayback singend bei Carmen Nebel etablieren? Die Folge: Nominierung für den Echo neben Ute Freudenberg, Semino Rossi und Andrea Berg. Man kann nur von Glück sagen, dass die Gewinnerin, Helene Fischer, auch für professionell gemachte Musik steht.
- Okay, die CDs kommen in die Hitparaden. Sie stehen im Plattenregal neben den Amgios, den Flippers und Andrea Berg. Während es von wirklich ALLEN großen Interpreten sehr gut gemachte Repertoire-Pflege gibt, wissen die verantwortlichen Leute in Udos Umfeld hochprozentig nicht mal, welche Lieder auf dem Markt erhältlich sind. Burger behauptet, eine Wachmittel-Werbung hätte einen Image-Schaden verursacht. - Glaubt er wirklich, die "Meine Stars-Edition" und die "Kronen-Best-Of" sei nicht imageschädigend?
Besonders bitter: Immer wieder werden die ungeklärten Rechte als fadenscheiniges Argument hervorgekramt, alte (z. B. Vogue- oder Japan-) Aufnahmen nicht neu veröffentlichen zu können. In ähnlicher Regelmäßigkeit brüstet sich Burger damit, dass alle Rechte ihm und Udo gehören.
- Thema Tour: Ganz aktuell schreibt Ekki ja, wie gerne Udo lt. eigener Aussage(!) auch mal in einer kleineren Halle Auftritt. Im Sinne rigoroser Gewinnoptimierung lässt Burger aber nicht zu, dass Udo sich diesbezüglich wohl fühlt - wichtiger ist der Mammon - Hauptsache, die Tourneen sind "finanziell erfolgreich". Dass Udos Vorliebe für kleinere Hallen oder gar der Wunsch, die sinfonische Trilogie mal umzusetzen, damit mit Füßen getreten wird, ist egal, weil das ja nicht relevant ist, sondern eben der finanzielle Erfolg.
Interessant ist auch, dass Burger Udos schwere Erkältung (bzw. Grippe?) zum Tour-Start alleine auf Udos Alter schiebt. Sicher ist es wahrscheinlich, dass es einfach Pech war und Udo unbestritten nicht mehr der Jüngste ist. Aber dennoch muss sich Gewinnmaximierer Burger in meinen Augen fragen lassen, ob es wirklich sein musste, Udo in klirrender Kälte einen Silvester-Auftritt hinlegen zu lassen, der noch dazu alle Vorurteile des Schlager-Fuzzis bestens bedient hat (wie so oft Vollplayback und nur die Uralt-Schlager in extrem schlecht gemachtem Mix).
Wieder mal bleibt festzuhalten, dass für 95 % der Fans und Konzertbesucher Burger alles richtig macht, wenn man dessen Ansprüche (finanziell erfolgreiche Tourneen, CDs kommen in die Charts, Udo bleibt populär und bekannt und im Gespräch) zugrunde legt.
Immer wieder frage ich mich - ist es wirklich DAS, was Udo befriedigt? Freut er sich wirklich darüber, dass in -zigfacher Auflage teilweise grottenschlechte "Best Ofs" veröffentlicht werden mit immer gleichen schlechten Versionen und meist mit unglaublichen Fehlern versehen -aber eben in den Charts? Ist ihm das wirklich so viel wichtiger, als vielleicht mal eine Jazz-CD zu veröffentlichen? Oder wichtiger, als den sooo oft zitierten Wunsch nach Re-Release von Kinderliedern zu erfüllen, auch wenn man Burgers Vermögensberater damit nicht Geld in die Hände geben kann, das in Aktien gesteckt wird?
Ist es Udo wirklich so viel wichtiger, Rekord-Konzertbesucherzahlen zu haben als in kleinen Häusern zu spielen, bei denen allerdings dann mal NICHT das Publikum dringend während des Konzerts 3 mal zum Bierstand laufen muss und "Uuuudoooo" brüllt?
Diese Fragen werde ich wohl nie beantwortet bekommen - ich kann mir nur meinen Teil denken.
Summa sumarum bleibt festzuhalten, dass subjektiv für mich Burger Fluch und Segen zugleich ist: Udo ist nicht untergegangen in den letzten Jahrzehnten. Seine Tourneen und CDs laufen - das ist sicher auch zu einem kleinen Teil Burgers Verdienst (zum weitaus größeren Teil aber Udos Verdienst - böse Zungen behaupten sogar, dass Udos langjähriger Erfolg nicht wegen, sondern TROTZ seines Managements zustande kam).
Dass Burger aber alles schleifen lässt, was nicht von finanzieller Relevanz ist, halte ich für bedenklich - auf Dauer gesehen auch im wirtschaftlichen Sinn, weil auf lange Sicht ein Schlager-Fuzzi vermutlich nicht Umsätze erzielen kann wie ein etablierter Entertainer.
Viele Grüße
Stephan