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Montag, 17. Dezember 2012, 11:07

Udo erobert Afrika

Hi,

hier mal ein paar Impressionen von Udos Südafrika-Tournee, die er zum Jahreswechsel 1970/71 unternommen hatte.
Beierlein, der alte Fuchs, hatte Udo nach Ende seiner großen "Udo '70" Tour wohlweislich ins Ausland geschickt, um einer sogenannten Udo-Übersättigung am deutschen Markt vorzubeugen.





Als Krönung zu dieser Tournee wurde sogar eine Single in "Afrikaans" aufgenommen: "Daar is niks soos ware liefde / Solank daar treine loop".
Dies geschah allerdings nicht erst, wie allenthalben vermutet, in Johannesburg, sondern die Aufnahmen wurden bereits wenige Wochen vor Udos Abreise in einem Wiener Plattenstudio gemacht.
Die Pressung der Single erfolgte dann später bei Ster records, welches gleichsam Udos "Haus-Label" in Südafrika wurde. Die Titelbezeichnung "Solank daar so treine loop" auf der Rückseite des Covers ist allerdings nur wieder ein Satzfehler: Es ist das allseits bekannte "Solank daar treine loop", welches wir auch von den LP's her kennen. Auf dem Label selbst ist der Titel sogar korrekt angegeben.

>>Auch in Afrika:
Rote Rosen
für Udo Jürgens






"Eine Rose für dich" sang Udo, und eine wahre Rosen-Flut überschwemmte den Pop-Sänger im südlichsten Afrika.





Immer wieder ging der Star mitten ins Publikum, um sich für den Applaus zu bedanken.

Die Afrika-Konzerte bei hochsommerlichen Temperaturen führten den Tournee-Weltrekord-Inhaber Udo manchmal bis an den Rand totaler Erschöpfung. Mehrmals mußte er hinter den Kulissen Sauerstoff inhalieren...





Freunde gewann Udo auch unter den Farbigen Südafrikas.





Den Kindern des Ndebele-Stammes überreichte er spontan Geschenke, die er eigentlich für seinen Sohn Johnny und seine Tochter Jenny eingekauft hatte. Außerdem brachte er bei seinem Besuch im Ndebele-Dorf Süßigkeiten mit.
Auch bei den schwarzen Schönen hinterließ Udo einen tiefen Eindruck. Sie schenkten ihm zum Abschied Perlenschmuck - für seine weiße Frau.

Die Begeisterung des südafrikanischen Publikums nahm ähnliche Formen an wie bei der schon legendären Tournee "Udo 70". Autogrammstunden, zu denen auf Udos ausdrücklichen Wunsch auch Farbige zugelassen wurden, konnten nur noch mit Hilfe der Polizei über die Runden gebracht werden. Die Presse verglich Udo mit so prominenten Stars wie Marlene Dietrich und Maurice Chevalier, und seine Platten wurden Gipfelstürmer der Hitparaden.





Eine besondere Ehre wurde Udo in Johannisburg zuteil: Vor dem Volkstheater verewigte er Fuß- und Handabdruck sowie seinen Namenszug in frischem Beton. Die Platte wurde in das Pflaster vor dem Hauptportal eingesetzt. So wurden dort schon Caterina Valente, Gilbert Bécaud und Bob Hope ausgezeichnet.<<





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Natürlich gab Udo in diesem "Civic Theatre" auch Konzerte. Hier das damalige Begleitheft.





>>Eine wohlverdiente Erfrischungspause verbrachten Udo und seine fünf Musiker im Swimmingpool ihres Johannisburger Hotels, wo man ihnen deutsches Bier servierte. Udo: "Das hat noch nie so gut geschmeckt wie hier in Afrika."

Hans R. Beierlein zu seinem Star, nachdem dieser von seiner Sechs-Wochen-Tournee durch Südafrika zurückgekehrt war:
"Alle in Deutschland erschienenen Schallplatten von Udo sind auch in Südafrika erhältlich, und die englisch gesungenen Titel sind Top-Hits geworden. Der Tagesverkauf beträgt etwa 2.000 Stück pro Langspielplatte, eine Zahl, die 95 Prozent aller deutschen Schlagersänger nicht annähernd erreichen. Eine in 'Afrikaans' gesungene Single überschritt die Fünfzigtausender-Marke. Die am besten gehenden Platten sind 'Jenny' und 'Wahre Liebe ist ganz leise' sowie die Bundesbahn-LP der BUNTEN, 'So weit die Züge geh'n'".***
Von Udo ist man solchen Erfolg gewohnt. Allerdings hat er auch diesmal keine Mühen gescheut, um "sein" Publikum auf dem Schwarzen Kontinent zu gewinnen. In einer Non-Stop-Tournee gab er über 50 Konzerte - teilweise bei Temperaturen um 40 Grad - und reiste bis zum Rande der Steppe.<<

*** Diese Behauptung entsprach wohl nicht der Wahrheit, sondern sollte nur eine Geste gegenüber der BUNTEN sein: Eine ZA-LP "So weit die Züge geh'n" hatte es nie gegeben.

>>Udo Jürgens bei den Hereros in Südwestafrika





Recht schnell Freundschaft schlossen die kleinen schwarzen Kinder von Katatura mit dem fremden weißen Mann. Kein Wunder, dieser "große Unbekannte" verwöhnte sie ja auch recht großzügig mit Süßigkeiten. Udo Jürgens ließ es sich bei seiner Südafrika-Tournee nicht nehmen, die Eingeborenen-Stadt Katatura bei Windhoek (Südwestafrika) zu besuchen. In dieser Stadt leben noch 40.000 Schwarze und Farbige der verschiedensten Stämme, u.a. auch Hereros, deren Frauen noch heute die alten viktorianischen Trachten tragen. Auch deutsche Vornamen sind dort seit Kaiser Wilhelms Zeiten sehr beliebt.
Spontan überreichte Udo einer Frau mit vier kleinen Kindern Geschenke, die er eigentlich für seine Familie eingekauft hatte.<<

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Montag, 17. Dezember 2012, 11:22

Eine nette Geschichte am Rande wußte "Das Neue Blatt" zu berichten:


>>Udo Jürgens hilft einem todkranken Mädchen


Während seiner Afrika-Tournee setzte sich der beliebte Sänger selbstlos für ein todkrankes Negermädchen ein, obwohl seine eigene Gesundheit schwer bedroht war.





Udo Jürgens: "Jeden Abend mußte ich unter die Sauerstoffmaske"


Sein Name steht auf Platz 1 bei allen Hitparaden. Wo immer er auftritt, wird er umjubelt und gefeiert. Udo Jürgens, Sänger und Komponist, der Mann mit der samtweichen, einschmeichelnden Stimme, ist ein wirklicher Star. Einer der Größten.
Aber der Ruhm und der Erfolg sind dem sympathischen Österreicher nicht zu Kopf gestiegen. Udo Jürgens kennt keine Starlaunen. Er mag die Menschen, für die er singt, und die Menschen mögen ihn.
Daß er ein Herz hat für andere, daß er sich ihren Sorgen und Nöten nicht verschließt, bewies der Sänger jetzt in Afrika.
Seit Anfang Dezember machte Udo eine große Tournee durch Süd- und Südwestafrika. Bei 40 Grad Hitze im Schatten mußte er über 50 Konzerte geben, unzählige Hände schütteln, Empfänge besuchen und Autogramme geben.
Pausenlos war er unterwegs, ruhige Minuten gab es auf dieser Mammuttournee nicht für ihn. Aber trotz der Anstrengung, die den Sänger körperlich auf das schwerste belastet hat, ließ er sich nicht davon abhalten, einige Vorstandsmitglieder eines karitativen Verbandes zu empfangen, die ihn dringend um eine Unterredung gebeten hatten.
"Helfen Sie uns", baten die Männer dieses nur aus Schwarzen bestehenden Verbandes. "Ein kleines Mädchen ist rettungslos verloren, wenn es nicht sofort von Professor Barnard in Kapstadt operiert werden kann. Der berühmte Chirurg hat versprochen, eine Herztransplantation an dem Mädchen vorzunehmen. Aber die Eltern des Kindes können das Geld für die Operation nicht aufbringen.
Wir haben jetzt beschlossen, ein Wohltätigkeitskonzert in Kapstadt zu geben. Wenn Sie dort auftreten würden, sind wir sicher, daß das Konzert ausverkauft ist, und wir das Geld für die Herzverpflanzung aufbringen können. Helfen Sie, Mister Jürgens!"
Für Udo Jürgens gab es nicht eine Sekunde des Überlegens. "Ich komme zu Ihnen nach Kapstadt." Mehr sagte er nicht.
Ob er im gleichen Augenblick an seine vierjährige Tochter Jenny gedacht hat? Ein kleines todkrankes Mädchen brauchte seine Hilfe. Daß dieses Kind eine schwarze Hautfarbe hat, störte den Sänger nicht. Für ihn sind alle Menschen gleich.
Obwohl er sich fast bis an die Grenze seiner Kraft verausgabt hatte und nach jedem Konzert sofort unter die Sauerstoffmaske mußte, um überhaupt durchzuhalten, gab er das Konzert in Kapstadt. Die große Halle war ausverkauft. Das Publikum, das ausschließlich aus Schwarzen bestand, hielt den Atem an, als Udo auf die Bühne kam.
Dann brach prasselnder Beifall los. "Udo, Udo", riefen die Zuschauer. Immer wieder mußte er eine Zugabe geben.
In der ersten Reihe saß eine kleine unscheinbare Frau. Mit Tränen in den Augen kam sie nach dem Konzert in Udos Garderobe.
"Danke", sagte sie leise. "Mein Kind wird wieder gesund, ich spüre es, und Sie haben das ermöglicht."
Schweratmend lag der große Star nach diesem anstrengenden Abend unter der Sauerstoffmaske. Er fühlte sich müde und abgespannt. Aber dieses einfache "Danke" einer Mutter ließ ihn für einen Augenblick Strapazen und Schwäche vergessen. Er hatte helfen dürfen. Das allein wog allen Einsatz der letzten Kräfte auf.





Auch die Eingeborenen schwärmten von Udo. Hier ist er in Katatura bei Windhoek (früher Deutsch-Südwest).





Von Pretoria aus, der Hauptstadt Südafrikas, machte Udo eine Reise zum Ndebele-Stamm.





Erinnerungsfoto an Windhoek: Udo posiert vor dem Denkmal der deutschen Schutztruppe.





Beim Ndebele-Stamm erholte sich Udo etwas von den Strapazen.





"Wenn ich mit Kindern spiele, kann ich herrlich abschalten".

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Montag, 17. Dezember 2012, 11:46

>>Udo erobert Afrika




Udo Jürgens strahlt! Daran ist nicht allein die farbige Jasmin, Tochter eines reichen Diamanten-Minen-Besitzers im südafrikanischen Kimberley, schuld. Der europäische Pop-Star hat mit seinen Songs den schwarzen Kontinent erobert! Jasmin ist nur eine von Tausenden von Fans, die Udo während seiner Südafrika-Tournee mit einer Super-Show begeisterte. Seit dem 5. Dezember reist der Star durch die Südafrikanische Republik. 50 Konzerte standen auf dem Sechs-Wochen-Tournee-Plan - bis zu zehn Auftritte in einer Stadt! Und überall hieß es für den internationalen Show-König: Willkommen, Udo.





In Kimberley, der dritten Station seiner Südafrika-Tournee, holten Udos Verehrerinnen ihren Star vom Hotel ab. Man hatte für Udo sogar Straßen geschmückt - eine Ehre, wie sie sonst nur Staatsoberhäuptern zuteil wird. "Ich wußte gar nicht, wie populär ich in Afrika bin", freute sich der Sänger, der mit seinem Lied "Wahre Liebe ist ganz leise" prompt in die südafrikanische Hitparade vorstieß.
In wenigen Tagen waren 25.000 Udo-Platten verkauft - und eine weitere "Goldene" war fällig...





Das Eröffnungskonzert gab Udo in Windhoek, der ehemaligen Hauptstadt Deutschsüdwestafrikas. Hier, wo man immer noch deutsch spricht, wo es Weißwürste und bestes deutsches Bier gibt, versicherte Udo dem Publikum: "Ich fühle mich bei Ihnen wie zu Hause."





Udo mußte in zwei Tagen 32 Interviews geben, und seinen Fans - Weißen und Farbigen - stundenlang Autogramme.





Von Schnee konnte Udo nur träumen: Erinnerungsfotos bei 35 Grad im Schatten.
Vor dem Denkmal der deutschen Schutztruppen in Windhoek posierte Udo für ein Erinnerungsfoto - bei 35 Grad im Schatten. Während in seiner Heimat eine weiße Weihnacht gefeiert wurde, sang Udo fern von zu Hause: "I'm dreaming of a white Christmas" (Ich träume von einer weißen Weihnacht). Sein Traum blieb unerfüllt. Udo war zur Weihnachts- und Neujahrszeit erstmals ohne seine Frau Panja und die Kinder Johnny und Jenny.
Udo schwor darum: "Nach dem Ende der Afrika-Reise am 15. Januar werde ich zwei Monate lang Urlaub mit meiner Familie machen."





Dieser Kilometerstein steht vor der deutschen Schule in Windhoek und ist ein Geschenk der Stadt Berlin. Für Udo war er ein Meilenstein in der Geschichte seiner Karriere. Nachdem er im Vorjahr in Deutschland "die größte Tournee aller Zeiten" (222 Konzerte) absolviert hatte, bescherte er auch den Afrikanern eine Tournee der Superlative: die längste Sänger-Tournee seit sechs Jahren...





Von seinen südafrikanischen Verehrern wurde Udo zur Jagd eingeladen. Doch der Sänger war hier weniger erfolgreich als auf der Bühne. Musikkritiker über Udo 71: "Seit dem 1964 tödlich verunglückten Jim Reeves hat Afrika kein neues Gesangsidol mehr gefunden. Udo Jürgens ist jetzt das neue Pop-Idol der Jugend geworden!"
In Südafrika gibt es nun den einzigen von Udo autorisierten "Udo-Jürgens-Fan-Club" der Welt. Udo, der "organisierte Begeisterung" immer ablehnte, zu seinem Entschluß: "Das war ich meinen Freunden hier schuldig."<<


Quellen:
"BUNTE", Nr.3, 71
"BUNTE", Nr.6, 71
"Wochenend", Nr.5, 71
"DAS BEUE BLATT", Nr.4, 71


MfG,
Thomas2

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Montag, 17. Dezember 2012, 11:53

Das waren Zeiten! Danke für die Aufbereitung der Texte und Fotos.

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Montag, 17. Dezember 2012, 12:10

Hallo Achim,

ja, genau! Umso bedauerlicher, daß diese großartigen internationalen Aktivitäten dann später nur noch auf ein Minimum reduziert wurden...
Interessant ist aber auch, was da auf Seite 2 des Prospektes zu Udos Plattenaufnahmen in London geschrieben wurde.
Oder auch die Seiten 6 und 7, wo wieder einmal der Name Weidenfeld auftaucht...

MfG,
Thomas2

SusanneD

unregistriert

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Montag, 17. Dezember 2012, 23:58

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Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »SusanneD« (28. April 2013, 19:47)


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Mittwoch, 19. Dezember 2012, 20:16

Schließe mich den Dankesworten an! Hochinteressant! Ich dachte, ich wüsste das meiste von Udo, aber dass er auch in Afrika mal ein Star war, war mir nicht bekannt. Vielen Dank für die
tollen Fotos und Texte!

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Donnerstag, 20. Dezember 2012, 13:30

Vielen Dank für die tollen Berichte und die Fotos!!

Wünsche allen eine schöne Weihnachtszeit.
Beste Grüße aus Mittelhessen

:) Andy :)