Nanu, noch kein Review der neuen Live-DVD?
Ist schon interessant, vom gleichen Konzertprogramm zwei unterschiedliche Aufnahmen (Live-CD / Live-DVD) zu haben. Das Repertoire ist zwar weitgehend identisch, aber es finden sich doch einige Unterschiede.
Bevor ich zu den klanglichen und musikalischen Unterschieden komme, etwas über das veränderte Programm. Es fehlen "Es lebe das Laster-Meldley", "Der gekaufte Drachen", "Der Mann mit dem Fagott" sowie "Mein Weg zu mir". Besonders die beiden letzteren fand ich Höhepunkte des Programms und hätte sie gerne noch einmal gehört. Ich hätte ja eher andere Lieder ersetzt, z.B. "Flieg mit mir" oder "Auch kleine Steine ziehen große Kreise" oder die Wiederholung des Openings nach der Pause. Dazugekommen ist lediglich das Anspielen von "Was wichtig ist" vor der Pause sowie "Gäb es nur noch dieses Lied", sodaß das Konzert insgesamt kürzer geworden ist.
Nun zu meinem allgemeinen Eindruck von der DVD. Insgesamt finde ich das Konzert bei der DVD intensiver und besser, wobei ich auch von der Live-CD schon richtig begeistert bin. Das liegt an verschiedenen Dingen. Erstens präsentiert sich Udo in einer tollen Laune. Zweitens kommt der Live-Sound besser rüber, es klingt als wäre man unmittelbar dabei. Und schließlich drittens gibt es nicht die ständigen störenden Udo-Rufe mitten im Lied wie bei der Live-CD.
Das Orchester hat sich ziemlich geändert zur ersten Tourneehälfte.
Die neue 1. Geige spielt mit viel Vibrato und Ausdruck, was mir gut gefällt. Allerdings hat sie beide Male, wenn sie für Soli zu Udo an den Bühnenrand muß ("Danke" und "Der gekaufte Drachen"), intonatorische Probleme. Insgesamt sind die Streicher transparenter zu hören.
Torsten Maass (Trompete) ist bei den Bläsern nicht mehr dabei. Schade, ist er doch auch für die genialen Arrangements verantwortlich. Ich hoffe, daß er bei der nächsten Tour, die doch hoffentlich kommt, wieder die Arrangements macht. Speziell seine phantastische Ausführung des Flügelhorn-Solo bei "Auch kleine Steine ziehen große Kreise" habe ich vermisst.
Sebastian Strempel (Trompete mit Wechsel zum Horn) ist auch nicht mehr dabei, was zur Folge hat, daß die Hornpassagen nun auf dem Flügelhorn gespielt wurden, sodaß eine Klangfarbe weniger zum einsatz kam. Am auffälligsten ist es bei "Fünf Minuten vor Zwölf" im getragenen Instrumentalteil in der Mitte des Lieds, daß die Nebenmelodie im Horn fehlt.
Der Tenor-Saxophonist ist der gleiche wie bei der Live-CD, allerdings erscheinen mir seine Soli auf der DVD noch mitreißender. Sollte er bei der Live-CD einen schlechten Tag oder ein schlechtes Blatt (am Saxophon) gehabt haben, so fällt dies aber nur im direkten Vergleich auf.
Insgesamt ist der Bläsersatz etwas weniger laut abgemischt.
Die Bässe (E-Baß und Base-Drum=Bass-Trommel) , die auf der Live-CD so unglaublich klar zu hören waren, sind nun etwas wummernder, dröhnender. Das ist Geschmackssache, mir gefiel die klare Version besser.
Der Backgroundgesang ist etwas deutlicher abgemischt. Besonder toll ist er bei "Jetzt oder nie" zu hören.
Udo selbst ist stimmlich super drauf, es ist so gut wie alles perfekt gut gesungen und sehr ausdrucksstark.
Warum mir der Gesamtklang so gut gefällt, kann ich gar nicht sagen. Eigentlich der ideale Zustand.
Nun noch einige Details zu den einzelnen Liedern. wem dies zu kleinkariert erscheinen mag, soll einfach das Lesen der folgenden Passagen auslassen. Anscheinend ist das wohl ein Spleen von mir, Spaß daran zu haben, alles Mögliche im Detail zu analysieren.
- "Opening" - Ganz zu Beginn sieht man in Großaufnahme Udos Hände . Ich fand es irgendwie würdevoll, wie die etwas faltigen des immerhin schon 72-jährigen über die Tasten gleiten.
- "Bis ans Ende meiner Lieder" - Gitarre zu leise, besonders auffällig zu Beginn des Lieds
- "Nach all den Jahren" - Sehr ausdrucksstark und berührend gesungen
- "I will, I can" - andere Sängerin, gefiel mit etwas besser als Sabine Manke; die beste Version bleibt jedoch die von Sonja Kimmons 1987
- "Fünf Minuten vor Zwölf" - Das Klaviersolo zu Beginn des Liedes ist wie auch schon bei der Live-CD etwas komisch. Damals lag es darn, daß Udo einen Schlag versetzt eingesetzt hat und sich Billy an den Congas dann schließlich danach richtete. Diesesmal ist es wieder komisch, aber ich kann nicht sagen, woran es liegt. Dafür ist bei beiden Aufnahmen das zweite Klaviersolo zum Ende des Liedes umso beser. Angenehm ist auch, daß bei der DVD kein albernes Geklatsche auf zwei und vier stattfindet im Lalala-Teil am Schluß wie auf der Live-CD.
- "Was wichtig ist" (63:13) "Ich weiß nur ganz tief in mir drin" - Udos einzige stimmliche unsaubere Stelle im ganzem Konzert.
- Auch kleine Steine ziehen große Kreise" (70:14) - kleiner Kiekserim Solo-Flügelhorn
- "Vielen Dank für die Blumen" - Es gibt es in der Zusatzstrophe wieder einen aktualisierten Text, wobei der Joke mit Daniel Küblböck schon schwer zu toppen ist.
- "Frauen" - Dieses Lied wurde deutlich langsamer gespielt als bei der Live-CD. Der Scat-Gesang leidet etwas unter Intonationsproblemen
79:28 Lippen der Sängerin: köstliche Grimasse
- "Ich war noch niemals in New York" -
83:21 Cooler Tanzschritt
85:03 Hier verzögert Udo den Text, nachdem das Publikum vorher mal reingesungen hatte und ihm den Text vorweggenommen hatte, was Udo ja verständlicherweise nicht so mag.
86:43 Hier versemmelt die Sängerin einen Ton
87:43 Hier hatte Udo bei der Live-CD einen komischen Ton getroffen, hier trifft er ihn besser
88:43 Eine klasse Stelle, Udo geht für fünf Töne ans Klavier und die 5 Töne sind wirklich wichtig und gut
- "Griechischer Wein"
94:09 Was ist denn das für ein schwankender Besoffener?
- "Gäb es nur noch dieses Lied" - Toll, dieses Lied voller Kontraste. Mal singt Udo, mal spricht er den Text, mal haucht er ihn ins Mikrophon. Die Lautstärke wechselt von leise zu laut. Die Srpache wechselt von Deutsch nach Englisch und die Stimme wechselt von Udo zu Kent.
- "Das wünsch ich Dir" - Bei der Live-CD kam dieses Lied direkt aus "Mein Weg zu mir" heraus, ein toller Effet, der iher nicht mehr da war. Das Lied beginnt direkt nach einer Applaus-Pause. Das Lied bekommt durch den ersten Trompeter einen coolen Schlußton.
- Mal was Neues: Das Bademantel beginnt mit einem Lied mit Bass, Geige & Schlagzeug ("Der gekaufte Drachen". Auffällig ist der ungekürzte, minutenlange Applaus zwischen den einzelnen Teilen des Bademantelfinales.