Auch wenn der Weg zweimal recht weit war und zwischendurch noch das Konzert in Ludwigslust stattfand, so hat es sich doch sehr gelohnt, nochmal zu kommen. Das wirklich schon sehr gute Konzert in Ludwigslust hat Udo hier nochmals getoppt.
---------------------------------------------------------------------------------
Aus dem Westfälischen Anzeiger Hamm
Ein Magier der Töne
Im zweiten Anlauf präsentiert sich Chansonnier Udo Jürgens in großer Form
08.07.2007 • Er ist ein Traumtänzer, ein Poet, ein Mann für die magischen musikalischen Momente. Und wenn wir ihm etwas vorwerfen können, dann einzig dies: Udo Jürgens ist viel zu spät auf die grandiose Idee gekommen, ab und zu abseits der umjubelten Hallentourneen Solokonzerte zu wagen. Mit dem kleinen Risiko, textliche Holperer kaum verbergen zu können. Dafür aber mit der großen Chance, spontan zu sein, selbst auf der Bühne noch zu improvisieren.
Die 2500 Zuhörer gestern Abend im Hammer Maxipark sind am Ende eines eindrucksvollen (Nachhol-)Konzerts sicher: Der Österreicher hat selbst die, die ihn gut zu kennen glaubten, überrascht. Dass er allein mit Stimme und Klavier faszinieren kann, wissen wir aus den legendären Bademantel-Zugaben in der Halle. Dass er's einen ganzen Abend lang beherrscht, das Publikum allein in seinen Bann zu ziehen, bewies der Österreicher gestern.
Jürgens solo - das ist poetischer, inniger, gefühlvoller als mit großem Orchester. Das Repertoire dieser Konzerte unter freiem Himmel ist sensibel ausgewählt, mit ganz vielen Liedern, die so gar nicht zum Gassenhauer oder Ohrwurm taugen, die dafür aber zum Allerfeinsten zählen, was Jürgens komponiert hat. Weil da Text und Melodie eine unverwechselbare Einheit bilden; und weil hinhören muss, wer's wirklich genießen will.
Sein alter Wegbegleiter Francis Coletta ist der einzige, der mit auf die Bühne darf, um sein fulminantes Gitarrenspiel zu demonstrieren. Beide werden in diesen Szenen zu kongenialen musikalischen Partnern.
Jürgens wirkt locker, aufgeräumt, gut gelaunt, dankt artig für die Gastfreundschaft. Erleichtert auch, dass die schwierige Entscheidung, am stürmischen Freitag kurzfristig abzusagen, wohl doch richtig war. Man spürt, dass es genau diese Lieder sind, die dem vielleicht einzigen deutschsprachigen Chansonnier der Gegenwart auch selbst ungeheuer viel geben. Ob's das beklemmende "Was ist das für ein Land" ist, das wunderschöne "Hallo, ich bin's" oder das melancholische "Bis ans Ende meiner Lieder", das ein Stück musikalische Lebensbilanz im Gepäck führt.
Die Menschen im Maxipark, selbst die, die ein Stück weiter entfernt von der Bühne sitzen, erleben Jürgens irgendwie näher, irgendwie intensiver. Wenn er singt, wenn er seufzt, und wenn er von Gaby, Gott und der Welt erzählt...