Hallo zusammen,
gern berichte ich kurz über meinen Konzertbesuch bei der open air symphony auf der Thingstätte in Heidelberg. Ich kann mich noch erstaunlich gut daran erinnern, auch wenn es schon wieder ganz schön lange her ist. Wir sind damals extra aus Bayern gekommen, da es bei uns in der Gegend leider keinen Konzerttermin gab. Generell war es wirklich ein außergewöhnliches Konzerterlebnis mit negativen und positiven Apekten.
Zuerst mal zum Positiven:
Die Thingstätte in Heidelberg war eine ideale Location, ein römischisch Aphitheater hoch droben auf einem Berg mitten im Wald. Das ganze drumherum, der Service, die Bühne und vor allem die Soundanlage waren echt perfekt und es war ein herrlicher und sonniger Sommertag. So wurde es tatsächlich ein einzigartiges Musikerlebnis mit brausenden, schwelgerischen, rauschhaften Klängen....man konnte richtig im gigantischen Sound des Symphonieorchesters (ergänzt von Pepe Lienhard) baden. Ich habe vor allem den einzigartigen Klang in Erinnerung, der auf CD (die schlecht aufgenommen wurde) und auf Video nicht annähernd so rüberkommt. Das Publikum war ziemlich gemischt, die Stimmung hervorragend und die Thingstätte mit 5500 Besuchern fast ausverkauft (ich denke heute wäre sie wohl ganz ausverkauft, aber damals war Udo nicht ganz so angesagt wie heute). Es stimmt natürlich, Udo hat die perfekten Lieder für so ein großes Orchester. Am beeindruckendsten war dabei das Stück "Wort" im ersten Viertel des Konzerts, das ihr ja sicher von der betreffenden CD kennt. Da wurde man fast weggetragen vom Sound und Pepe Lienhard + Frankfurter Rundfunkorchester verschmolzen zu einem perfekten Klang. Auch andere Stücke wie "Gehet hin und vermehret Euch" oder "5 Minuten vor 12" wurden in beeindruckender Art und Weise präsentiert. Udo hat sich an dem Tag auch richtig ausgetobt auf der Bühne und sich - wie ja fast immer - richtig verausgabt. Ich kann mich auch noch an die Tumulte zu Beginn des Konzerts vor der Bühne erinnern und einen Fritz Rau (der legendäre Konzertveranstalter, der an dem Tag offensichtlich persönlich vor Ort war) der mit größter Mühe versucht hat, eingermaßen für Ordnung zu sorgen. Außerdem kann ich mich noch an die beeindruckten Gesichter der Mitgeschleppten und der Ordner erinnern, was den gigantischen Klang betraf, sowohl bei den symphonischen Stücken als auch z.B. beim sehr rockig vorgetragenen "Geradeaus" zu Beginn des 2. Teils.
Natürlich gabs aber auch Negatives:
Das Konzert wurde kurzfristiv vom Abend auf den späten Nachmittag verlegt. Dabei ging ein Teil des Open-Air-Konzerterlebnisses verloren. Also keine Abenddämmerung und untergehende Sonne und keine Sommernacht mit tollem Licht und Open-Air-Atmosphäre. Es hatte eher was von einem bunten Familiennachmittag im Grünen. Die Lichtanlage hätte man sich z.B. komplett sparen können, davon hat man überhaupt nichts bemerkt. Gerüchteweise hatte die Verlegung folgenden Grund: Udo Jürgens ist doch bekanntermaßen ein großer Fussballanhänger und damals war auch gerade EM und eben an diesem Tag spielte abends Deutschland gegen Holland und er wollte wohl unbedingt das Spiel sehen. Das war auch der Grund warum es keine einzige Zugabe am Flügel gab (was bis jetzt bei meinem besuchten Konzerten ausnahmslos IMMER der Fall war). Das Konzert war also nach dem letzten Lied des Programms einfach zuende....zack....aus....schluß. Das war wirklich ein unschöner Ausklang des Konzerts und hat mich echt geärgert und ich glaube nicht nur mich.
Ebenso fand ich es etwas schade, dass sich die Titelauswahl sehr stark am Programm der Geradeaus-Tour orientiert hat. Zwar wurden neue Stücke miteingebaut aber das meiste kannte man von der Geradeaus-Tour und da waren auch einige Lieder dabei, die gar nicht so geeignet waren für ein Symphonieorchester. Viel besser hätte ich ein komplett eigenständiges Programm gefunden, speziell mit den passenden Liedern für ein so großes Orchester. Z.B. habe ich Lieder wie "Gut&Eis", "Alles was ich bin", "Die Schwalben fliegen hoch" und noch viele andere mehr vermisst, die es auf alle Fälle verdient hätten, mal in diesem Rahmen aufgeführt zu werden. Sehr schade, dass man wohl nicht bereit war dieses Aufwand zu betreiben, auch wenn es natürlich einfacher und weniger vorbereitungsintensiv war, die aktuelle Geradeaus-Tour als Grundlage herzunehmen.
Alles in allem war es aber natürlich trotzdem ein faszinierendes Konzert und ich bedauere es ebenfalls sehr, dass das wohl eine einmalige Sache bleiben wird. Ich glaube die Publikumresonanz war damals aber nicht so überragend und so wurde es glaub ich finanziell gesehen eher ein Verlustgeschäft. Das lag aber meiner Meinung nach an einer unklugen Planung des Managements. Die Open-Air-Symphony-Tour folgte direkt im Anschluss an die Geradeaus-Tour und wurde erst ganz kurzfristig angekündigt. Da waren alle Udo-Jürgens-Interessierten aber schon alle auf einem Geradeaus-Konzert und waren dann wohl schwer zu motivieren nochmal viel Geld (damals ca. 50,-- DM!!!) für ein weiteres Konzert auszugeben. Eine ganz eigenständige Tour mit speziell ausgewählten Liedern wäre da sicher erfolgreicher gewesen und aus meiner Sicht auch oder gerade in der heutigen Zeit ein Publikumsmagnet. Naja, mal schauen was noch passiert.....:-)
So, das waren "ganz kurz" meine Erinnerungen an das besagte Konzert 1992.
Viele Grüße, Felix