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Samstag, 10. Juli 2010, 10:50

Udo und Panja Jürgens

Hi!

Hier mal eine große Fortsetzungsreportage über Udo und Panja Jürgens, die vor rund 30 Jahren in der "BILD am SONNTAG" erschien.
Neben dem üblichen Klatsch und Tratsch kommen dort aber auch viele wichtige Fakten und interessante Dinge zum Vorschein, insbesondere dann, wenn man auch mal zwischen den Zeilen liest.
Deshalb möchte ich euch diese Serie, die 1979 von Harald Heinzinger aufgezeichnet wurde, nicht vorenthalten.


TEIL 1

UDO JÜRGENS:

"SCHEIDUNG? - NUR, WENN PANJA EIN KIND WILL"



Udo Jürgens kommt von einer anstrengenden Reise zurück. Panja begrüßt ihn voller Wiedersehensfreude



Udo hat die Idee für ein neues Lied im Gepäck. Abends setzt er sich ans Klavier und spielt es Panja vor



Wenn der Papi Zeit hat, spielt er gerne mit seinen Kindern: hier mit Tochter Jenny beim Backgammon



Panja Jürgens in ihrem kuscheligen Schlafzimmer: umgeben von Puppen und den Katzen "Frau Müller" und "Meier"



Für ein gutes Essen nimmt sich das prominente Paar immer viel Zeit. Und dabei wird oft stundenlang geklönt



Ein Bild mit Seltenheitswert - Udo Jürgens im Kreise seiner Lieben: Jenny, Jonny und Ehefrau Panja

DIE SELTSAME EHE - UDO KENNT DIE FREUNDE SEINER FRAU

Gegen Mittag kommt der Hausherr die Treppen herab. Strahlende Laune, die Hände in den Taschen seines weiten Morgenmantels vergraben, flachst er seine Frau: "Zwei Spiegeleier, ein Butterbrot, ein Glas Milch, drei Tassen Kaffee und einen Naturjoghurt. Und das alles ganz viel schneller noch! Wenn du damit fertig bist, abgeräumt und alles abgewaschen hast, die Küche auch schön aufgeräumt ist, dann können wir über Emanzipation reden. Gäste haben bei uns eh nichts zu sagen!" - Kein "Frühstück bei Tiffany", sondern "Komödienstadl" im Hause Udo Jürgens in Zürich.
Zweiter Eindruck: Der jungenhafte Mittvierziger kann nicht nur singen, sondern auch rumalbern. "Schläfst du immer so lange?" Die Antwort ist schlagfertig: "Nur wenn ich spüre, daß Besuch auf mich wartet!"
Panja, seit 15 Jahren Udo angetraut, lacht: "Quatsch! Wir haben uns mal wieder zufällig spät in der Nacht vor dem Kühlschrank wiedergetroffen. Und während wir noch dabei waren, unseren Hunger zu stillen, kamen wir ins Klönen. Und prompt war es sechs Uhr..."

NICHTS GEMEINSAMES UNTER DEM BETTUCH

Sowas passiert häufiger. Seit das berühmte Ehepaar vor elf Jahren auf Gemeinsamkeit unter einem Bettuch verzichtet hat und eine neue Art "freie Liebe" propagiert, herrscht ein neuer Umgangston, liegt eine andere Familienatmosphäre in der Luft: Keiner lügt den Partner mehr an, sagen sie (und man ist geneigt, es zu glauben). Keiner hat mehr ein schlechtes Gewissen. Beide behaupten, mehr Sinn für das Wesentliche im Leben zu haben, größeres Verständnis, eher Humor als Launen.
Unserem Udo hat die Mahlzeit geschmeckt. Aber er denkt schon wieder ans Essen. Ein Wunder, daß er schlank und rank ist wie mit 25 Jahren: "Frau Jürgens, wie wäre es, wenn wir heute abend mit diesem Journalisten dinieren gehen würden? Was würden Sie davon halten, Frau Jürgens", flachst er. - "Hmm, Herr Jürgens, das wäre wunderschön!" - "Gut, Frau Jürgens, dann werde ich reservieren lassen."
Bevor wir zu tiefsinnigeren Gesprächen übergehen, nimmt mich Panja (sie hat immer noch eine tolle Figur) am Arm und führt mich durchs Haus: "Weißt du, heute muß ein besonderer Tag sein. Normalerweise nennt mich Udo - und die Kinder langsam auch schon - Oldie." Da sie das lustig, aber nicht sehr schmeichelhaft findet, revanchiert sie sich mit "Alter".
Panjas "Reich" in dem Zehn-Zimmer-Haus mit verdecktem Blick auf den Züricher See besteht aus einem kuscheligen Schlafzimmer, einer geräumigen Ankleide und einem riesigen Wohnraum mit Türflügeln zum Garten. All ihre Zimmer strahlen Behaglichkeit und Wärme aus. Nostalgie, wohin der Blick schweift: wertvolle Vasen, alte Bilderrahmen, Porzellanpuppen, Kästchen, Töpfe, Tassen, Regale, viel Trödel - aber kein billiger. Prunkstücke sind zwei holzgeschnitzte Stühle, die sie vor Jahren in einem österreichischen Schloß erstanden hat.
Udos drei Gemächer sind ganz anders eingerichtet: Wo bei Panja Gemütlichkeit vorherrscht, hat sich bei Udo Zweckmäßigkeit durchgesetzt. Komfortable, aber nüchterne Möbel, sein "Schreibtisch" in Gestalt des Flügels - und vor allem jede Menge Platz.
Da können sich auch die beiden Katzen "Frau Meier" (Panja hieß mal so) und "Frau Müller" austoben, die den Jürgens' irgendwann mal zugelaufen sind. Und bei Panjas sprichwörtlicher Tierliebe stand eigentlich von vornherein fest, daß sie im Haus bleiben.



Udo, Panja und Sohn Jonny albern rum: Auch in Kitzbühel war das nicht alltäglich - allzu oft war der Star unterwegs



Udo und Frau beim Tanz in einer Züricher Diskothek: Panja legt gern mal eine kesse Sohle aufs Parkett - Udo kommt schon seltener dazu



Damals ahnten sie noch nicht, daß sie mal in der Schweiz landen würden: Udo und Panja beim Neubau ihres Hauses in Kitzbühel im Sommer '71



Diese Szene gehört der Vergangenheit an: Panja in der Künstlergarderobe bei einem total erschöpften Udo. Heute reist er lieber allein...

ALLE VIER SCHMUSEN IN EINEM BETT

Auch wenn der Superstar ein Klagelied über seine selbstgetauften Vierbeiner singen kann. Udo: "Ich sitze am Klavier und spiele. Unter mir, auf meinem Schemel, fühlt sich irgend etwas hart an. Ich denke, das sind irgendwelche Socken von mir..." - Panja unterbricht augenzwinkernd: "Was ja nichts Ungewöhnliches wäre..."
Udo fährt fort: "Jedenfalls, als ich nach einer halben Stunde aufstehe, entdecke ich statt zusammengerollter Strümpfe eine plattgesessene Maus. Wohl eine Art Freundschaftsbeweis von Frau Meier oder Müller. Aber ich muß sagen: Meine Liebe zu den Katzen ist seitdem merklich abgekühlt!"
Obwohl die beiden niedlichen Tiere viel Unsinn anstellen - im Haus Jürgens sind sie nicht mehr wegzudenken. Dafür sorgen schon neben Panja auch Sohn Jonny (wird 15) und Tochter Jenny (wird 12). Sie leben in einem Internat nahe Bern, 90 Autominuten von Zürich. Jedes zweite Wochenende kommen sie nach Hause und in den Ferien sowieso - wenn sie nicht (wie in letzter Zeit häufig geschehen) mit der Mutter in Urlaub fahren.
Und wenn die Kinder da sind, verwandelt sich das ehrenwerte Haus oft in ein Tollhaus. Da wird rumgealbert, gespielt, geschmust (meistens alle vier auf einem Bett), Musik gemacht. Ein gemeinsames Abendessen sieht dann schon mal so aus:
Udo und Panja sitzen sich am Kopfende des riesigen Eßtisches gegenüber, ebenso Jonny und Jenny in der Mitte. Panja meckert ein bißchen, mahnt ihre Sprößlinge, die Gabel ordentlich zu halten, Kleckern zu vermeiden.
Doch jetzt wird Udo wieder zum Kind: Er legt die Beine auf den Tisch, ißt die Nachspeise so, daß sein ganzes Gesicht verschmiert ist. Und fragt dann scheinheilig seine Frau: "Ist's so richtig? Esse ich jetzt anständig?" Meist lachen sich die Kinder halbtot, alles schwappt über, die Gläser kippen um, der Abend ist gerettet.
Udo genießt die Stunden mit seiner Familie in vollen Zügen. Wann ist er schon mal zu Hause? Vielleicht zehn Tage im Monat! Und meist sind die Kinder dann nicht da. Und Panja ist ohnehin die meiste Zeit allein. Das "Boogie Woogie Baby" (Udo schrieb den Schlager für seine Frau, weil sie so gerne tanzt) hat zwar eine Putzfrau, die ihr täglich sieben Stunden zur Hand geht. Und ein Telefon mit einer Geheimnummer, das die Verbindung zur "Außenwelt" nicht abreißen läßt, aber im Grunde fühlt sie sich oft genug einsam.
Vor allem, seit ihre letzte Freundschaft mit dem 14 Jahre jüngeren Michael zu Ende gegangen ist. Er wohnte - mit Wissen und Einverständnis von Udo - schon in Kitzbühel, später auch in Zürich mit Panja unter einem Dach.
Über zwei Jahre ging das gut, dann brach er aus. Er wollte seine Freiheit, sein eigenes Leben aufbauen. Nachdem er erkannt hatte, daß Panja Udo nicht verlassen will, daß es für ihn, den Jüngeren, keine Zukunft gibt.

SIE IST 21 UND AUS DEM KÜHLEN NORDEN

Udo Jürgens: "Michael ist ein feiner Kerl. Ich mag ihn sehr. Er war auch mit mir auf Tournee und hat hinter der Bühne für mich gearbeitet. Unser Haus wird ihm immer offen stehen."
Panja wußte von Anfang an, daß Udo ihr nicht immer treu war. Schon vor der Heirat. Und er weiß seit rund zehn Jahren, daß sie ihre Freunde hatte. Meistens lernte er sie kennen, oft schätzen und verstehen. Das Ehepaar hat sich arrangiert, spricht offen darüber, zeigt sich nicht mehr eifersüchtig oder verletzt. Man hatte sogar den Mut, die Verwandtschaft, Freunde und die eigenen Kinder über dieses ungewöhnliche Zusammenleben aufzuklären.
Udo '79: "Ich bereue nicht, Panja geheiratet zu haben. Wir haben beide gelernt, Konflikte zu lösen und nicht vor Problemen davonzulaufen. Der Ruf nach dem Scheidungsrichter ist der leichteste dieser Welt. Aber wir lassen uns nicht scheiden. Es sei denn, einer von uns hätte den Wunsch, total neu anzufangen oder noch mal Kinder zu haben. Ich würde aber zu keiner Frau ein bindendes Verhältnis finden können, die nicht versteht, daß ich mit Panja eine tolle Beziehung habe und ihr helfe, wann immer sie mich braucht."
Während Panja keinen festen Freund hat, räumt Udo ein, daß es da jemanden gibt: "Sie ist 21, stammt aus Norddeutschland und kommt gelegentlich auch mal nach Zürich. Panja kennt sie recht gut und ist mit ihr befreundet. Sie hat ihr sogar aus dem Urlaub geschrieben."
Und wer ist noch häufiger Gast in seinem Haus? Udo: "Natürlich mein Manager Freddy Burger, der nur ein paar hundert Meter weg sein Büro hat. Ferner Autoren und Produzenten, mit denen ich arbeite. Meine Eltern und Geschwister, sowieso ein paar Freunde."
Und wenn die da sind, dann geht's oft hoch her. Denn Partys, Feste, Freude und Lachen können Udo stimulieren. Wenn's lustig wird, man leicht einen über den Durst getrunken hat, kann genauso ein Lied entstehen wie nachts um vier, wenn er einsam mit dem Bleistift hinterm Ohr an seinem Konzertflügel sitzt.
Als neulich sein Bruder Manfred Bockelmann mit Frau Christiane Krüger da war und Udo ausgelassen wie ein Schulbub morgens um sechs nur mit einer Badehose bekleidet im Regen durch den Garten tanzte, wußte Panja: Ihm geht es gut. Mittags spielte er ihr dann ein neues Chanson vor: "Wien".
Doch um Udo Jürgens, den erfolgreichen deutschen Sänger, Entertainer und Komponisten, zu verstehen, muß man mehr von ihm wissen.



TEIL 2

PANJA JÜRGENS:

MEIN LEBEN MIT UDO

Panja Jürgens schreibt selbst über ihr Leben, über ihre Ehe, über ihre Liebe.



Panja Jürgens heute: im Garten ihres Zehn-Zimmer-Hauses im Zürcher Prominentenviertel Dolder



Panja Jürgens liebt stilvolle Nostalgie: Bilder, Schnickschnack und Antiquitäten



Hausherr Udo Jürgens "zu Besuch" bei seiner Frau - er hat ein eigenes Wohnzimmer



Die Kinder Jenny und Jonny leben im Internat. Udo und Panja besuchen sie öfter

MIT 17 WOLLTE ICH NUR TANZEN

Sie nannten mich "Inka-Zahn", die jungen Männer aus den Schwabinger Cliquen, die Rumflipper aus den verräucherten Musik-Clubs rund um die Münchner Freiheit. Damals, es war in der wilden Rock 'n' Roll-Zeit 58/59, sah ich wirklich aus wie ein Indianer-Mädchen. Und ein heißer "Zahn" war ich wohl auch: mit langen schwarzen Haaren fast bis zum Po und leicht exotischen Gesichtszügen.
All diese Großstadt-Typen waren ziemlich verrückt nach mir. Und ich hab' das richtig genossen - ich, das kleine Mädchen vom Lande. Schließlich bin ich auf einem Bauernhof aufgewachsen. Und bis zum 15. Lebensjahr habe ich in einer Kleinstadt in Westfalen gelebt. Als meine Mutter dann wieder heiratete, trat ich für ein Jahr eine Stelle als Au-pair-Mädchen bei einem Pfarrer in München an und ging anschließend für drei Jahre in eine Lehre bei einem Rechtsanwalt.
Aber das alles hat mir keinen Spaß gemacht. Ich wollte lieber ausgehen, tanzen, junge Leute kennenlernen. Und vielleicht auch meine Unschuld verlieren. Ich hatte das dringende Bedürfnis, mich austoben zu müssen.
Als ich 17 war, war es dann soweit. Es war keine große Liebe im Spiel, höchstens Verliebtsein, aber mehr noch Neugierde. Mein erster Mann war 21 oder 22.
Später habe ich dann natürlich auch mit anderen Männern Erlebnisse gehabt. Es waren aber alles kurze Begegnungen, keine großen Sachen.
Ja, und dann, mit 19, lief mir der Udo über den Weg. Und er hat mein Leben schlagartig verändert. In wenigen Stunden.
Das war im Frühling 1959, genauer gesagt am 12., im Wonnemonat Mai. Ich war mal wieder wie so oft zum Tanzen in einer Jazz-Kneipe. Unter dem Augustiner-Keller, wo es jeden Dienstag einen sogenannten "Hot-Club" gab. Ich trug schwarze Röhrenhosen, einen Ringelpulli und diese extrem flachen Schuhe zum Rock-Tanzen.

"ICH KEHRTE IHM DEN RÜCKEN ZU"

Als ich ihn zum erstenmal sah - er stand am Eingang - und sich unsere Blicke trafen, lief es mir eiskalt über den Rücken, und ich dachte, mein Herzschlag setzt aus. Ich spürte eine starke innere Unruhe und zog mich instinktiv in mein Schneckenhäuschen zurück. Einfach so.
Ich habe ihn also gar nicht weiter beachtet, obwohl all meine Sinne äußerst angespannt waren. Demonstrativ kehrte ich ihm den Rücken zu, unterhielt mich und flirtete mit anderen.
Er stand die ganze Zeit in der Ecke. Wie ich durch einen Spiegel beobachten konnte, starrte er mich unverwandt an. Und dann kam er das erstemal, um mich aufzufordern. Er setzte sich zu mir und meinte: "Ich würde wahnsinnig gerne mit Ihnen tanzen." Ich sagte, das hätte ich jetzt schon jemand anderem versprochen, und ließ ihn abblitzen.
Dreimal holte er sich einen Korb. Dann gab ich nach. Meine Widerstandskraft schmolz spätestens nach dem ersten Tanz dahin. Denn Udo war ein glänzender Tänzer. Nach drei Stunden Rock 'n' Roll waren wir beide fix und fertig und naßgeschwitzt.
Wir verabredeten uns für den nächsten Tag in seinem Stammlokal "Meine Schwester und ich" in der Türkenstraße. Ich kam allein, er mit seinem Freund. Wir aßen Buletten mit Salat. Gesprochen haben wir kaum was, grad daß er seinen Namen sagte: Udo Jürgens. Aber das sagte mir damals noch gar nichts.
Der Abend verging wie im Flug. Wir haben die ganze Zeit nur rumgeschmust. Ich war verliebt und unmenschlich glücklich. Wir brauchten gar nicht darüber zu reden - es war klar, daß wir miteinander schlafen würden.
Wir haben uns in mein Apartment geschlichen, um meine nebenan wohnende Freundin nicht zu wecken, und uns die ganze Nacht geliebt. Es war phantastisch. Irgendwann morgens ist er dann gegangen, und ich war ganz traurig. Aber nicht lange, denn zwei Stunden später stand er mit frischen Semmeln und einem Stück Kalbsleberwurst in der Hand wieder vor der Tür. Und mit einem Strauß roter Rosen.
Mittags hat er sich dann verabschiedet und ist mit seinem alten klapprigen Ford zu seiner Bude gefahren. Abends haben wir uns in einem italienischen Lokal wiedergetroffen, haben gegessen und sind dann wieder stundenlang Rock 'n' Roll tanzen gegangen.
Das war der erste Tag mit Udo. Von da an waren wir unzertrennlich. Er schlief jede Nacht bei mir und hatte auch tagsüber überraschend viel Zeit. Als ich ihn dann mal fragte, wovon er eigentlich lebe, erzählte er mir beiläufig, daß er Musiker und Sänger sei und ab und zu allein oder mit Freunden in Klubs spiele. Erst später erfuhr ich, daß er ein richtiges Musikstudium in Klagenfurth hinter sich hatte, schon in Salzburg eine eigene Band aufgebaut und eine erste - wenn auch erfolglose - Platte gemacht hatte.
Wie gut er in Wirklichkeit war, erfuhr ich erst, als er mich mal mit zu einem Auftritt im Schwabinger Jazz-Club "Eule" mitnahm. Alle kannten ihn dort und begrüßten ihn mit lautem Hallo. Nach Mitternacht setzte er sich ans Klavier und spielte wie ein Gott Frank-Sinatra-Nummern und das, was damals so "in" war. Wahnsinnig gut. Mir stiegen Freudentränen in die Augen, als ich den Applaus hörte. Ich war immer schon ein unheimlicher Musikfan und fand das einfach wahnsinnig chic, das ausgerechnet mein Freund ein so toller Musiker war. Ich war sehr stolz auf meinen Udo. Und als er dann "My Funny Valentine" spielte und das Lied "nur für meine Panja" ansagte, war ich sehr gerührt.
Von da an nahm Udo mich öfter mit. Er spielte manchmal für den bekannten Sänger Frank Forster am Klavier. Wir reisten alle zusammen nach Würzburg oder Nürnberg. Udo kriegte dann 100 Mark Gage, mußte aber gleichzeitig auch noch Chauffeur spielen.



Udo und Panja Jürgens bei der Taufe von Jenny im Mai 1967



Man rief sie "Inka-Zahn": Panja im Jahre 1959

"WIR HABEN UNS AUF NACHWUCHS GEFREUT"

Aber das Geld für uns beide reichte vorn und hinten nicht. Also habe ich gegen Udos Widerstand mich nach einem Job umgesehen, wo ich möglichst viel verdiene. Und als er dann mit Max Greger auf Rußland-Tournee gegangen ist, habe ich mich als Bar-Mädchen im "Käfig" anstellen lassen. Von acht bis vier in der Früh.
Das hat Udo natürlich überhaupt nicht gepaßt. Und oft genug hat es da Szenen und Eifersüchteleien gegeben: Ihm gefiel es gar nicht, daß mich ab und zu Männer nach Hause brachten. Er fand es nicht gut, daß ich mich so extrem schminkte. Ihm ging es auf den Geist, daß er nun auf einmal auf mich warten mußte statt umgekehrt.
Na, dann habe ich den Job eben auf seinen Wunsch hin nach einem Jahr wieder aufgegeben und bin nur noch mit ihm rumgereist. Jetzt lief es langsam bei ihm an. Er hatte sehr viel in Wien zu tun, mit dem Johannes Fehring. Aber auch schon in Hamburg, Mannheim usw. Und wenn er frei hatte, lagen wir im Sommer den ganzen Tag am Starnberger See rum.
Udo hatte damals zwar noch ein Pensionszimmer, wohnte aber quasi bei mir. Also konnten wir auch gleich zusammenziehen.
Mit seinem Freund Frank Forster und dessen Frau Nora mieteten wir die untere Etage eines Hauses an der Emmeranmühle. Möbliert und klein - aber fein.
Unser Anteil an der Wohnung: außer einem gemeinsamen Wohnraum für alle vier nur eine winzige Kammer mit einem Minibett drin.
Dabei haben wir teilweise sogar zu dritt geschlafen. Der Dritte im Bunde war nämlich ein Rauhaardackel. Das kleine Viecherl hat dann zwischen Udos Kopf und meiner Brust gelegen.
Irgendwann bekam der Hund dann mal eine Darmgrippe und hat uns von oben bis unten vollge... Da war natürlich Terror angesagt. Udo hat geflucht, und ich hab' geheult. Aber was will man machen? Der arme Hund konnte ja nichts für seinen Durchfall. Also: Bettwäsche wechseln, Bett umbauen, weiterschlafen. Mit Hund, versteht sich. Denn Verständnis für meine Tierliebe hatte mein Mann immer schon.
Das hat er aber auch gebraucht, denn außer ein paar anderen Hunden habe ich ihm im Laufe der Jahre alle möglichen Viecher ins Haus geschleppt. Erst einen Kanarienvogel, der um fünf Uhr morgens so schräg sang, daß Udo beleidigt war. Dann ein Meerschweinchen mit einem besonderen Geruch. Dann eine weiße Maus, später sogar zwei, die zu Udos Schrecken immer über seinen Rücken krabbeln wollten. Die kamen sogar mit auf Reisen, in einem kleinen runden Käfig mit Gitter.
Ein "Wunder", daß er mich überhaupt geheiratet hat. Wo er sich innerlich doch so dagegen gewehrt hat. Aber immerhin war ja mittlerweile schon Jenny unterwegs. Wir hatten beide nichts getan, um ein Kind zu verhindern. Trotzdem waren wir überrascht, daß ich plötzlich schwanger war. Aber wir haben uns von Anfang an auf Nachwuchs gefreut.
Jetzt mußte natürlich eine größere Wohnung her. Die drei kleinen Zimmer, die wir uns in München-Bogenhausen erarbeitet hatten, reichten nicht für eine Familie mit Tieren. Also mieteten wir uns ein Reihenhaus in Untermenzing. Beim Einzug - ich war im vierten Monat - war Udo wie bei allen späteren Umzügen nicht da - er war auf Reisen. Diese Situation habe ich insgesamt zwölfmal erlebt.

HOCHZEIT OHNE HOCHZEITSNACHT

Am 11. Oktober 1963 haben wir auf dem Standesamt in der Mandlstraße geheiratet. Mit 20 Gästen gingen wir essen. Die Presse hatte damals von Udo noch keine Notiz genommen. Unsere Hochzeitsnacht fiel aus. Ich weiß nicht mehr, warum. Udo nahm mich jedenfalls nur in die Arme und sagte: "Du, stell dir mal vor, wir sind verheiratet." So, als könne er es noch gar nicht glauben. Sonst war nichts.
Die Flitterwochen fielen ebenfalls ins Wasser, Udo war mal wieder auf Tournee. Erst ein halbes Jahr später sind wir mit meinem Schwager John und dessen Frau nach Italien gefahren. Eine meiner wenigen Urlaubsreisen mit Udo. Später fuhr ich meist mit meinen Kindern notgedrungen alleine weg.
Vier Monate nach der Hochzeit kam Jonny zur Welt: Am 22. Februar 1964. Wir haben ihn nach Udos Bruder getauft, und weil Udo sich eigentlich schon einen ähnlichen Namen für ein Mädchen ausgesucht hatte: Jenny. Doch darauf mußte er noch warten.
Ungetrübte Freude hatte ich in den ersten Jahren mit Udo trotz aller Liebe nicht. Es gab Probleme, vor allem was Vertrauen und Freiheit anging. Ich habe schon nach wenigen Monaten gespürt, daß Udo mir nicht immer treu war. Und auch ich habe ihn ein paarmal hintergangen - aber nur bis zur Hochzeit.
Doch bei Udo ging das weiter: Die Mädchen riefen bei uns an, schickten ihm glühende Liebesbriefe, die ich allerdings nie gelesen habe. Oder ich habe Lippenstiftspuren an seinem Hemdkragen entdeckt, die ich dann auch noch weggewaschen habe. Oder auf Zetteln gekritzelte Telefonnummern in den Taschen seiner Anzüge. Ich war wahnsinnig eifersüchtig damals und hab' überall rumgeschnüffelt.

"ICH WUSSTE JEDESMAL, WENN UDO SCHWINDELTE"

Den ersten klaren "Beweis" für seine Untreue fand ich dann in seinem Auto. Hinter dem Sitz lag ein Paar zerknitterte Damenstrümpfe. Ich habe ihn zur Rede gestellt. Er hat sich gewunden wie ein Aal und versucht, mir eine Geschichte unterzujubeln: Dieses Mädchen gehöre zur Band und habe sich in Ermangelung einer Extra-Garderobe im Wagen umziehen müssen. Ich hab' ihm natürlich nicht geglaubt.
Aber Udo hat nie etwas zugegeben. Es hat Kräche gegeben und Auseinandersetzungen, daß die Fetzen flogen. Es war katastrophal. Vor allem hielt Udo gerne "Grimms Märchenstunde" ab: "Das stimmt doch überhaupt nicht, was die Leute da erzählen. Das ist eine Frechheit, was die so reden. Ich finde es überhaupt eine Unverschämtheit, dir so was zu sagen."
Doch ich wußte jedesmal, wenn Udo schwindelte. Er ist nämlich ein miserabler Schwindler. Ich erkenne das sofort daran, wenn er laut wird, wie er alles ausschmückt, wie er gestikuliert.
Heute kann ich darüber nur noch lachen. Wie dumm wir beide damals doch waren! Hätten wir unsere Beziehung doch nur schon früher auf eine vernünftige, ehrliche Basis gestellt. Uns wäre manches erspart geblieben...



Urlaub ohne Udo: Panja Jürgens mit Jenny (1 1/2) und Jonny (4 1/2) 1968 am Mittelmeer



Über die Frisuren von damals können sie heute nur noch lachen: Udo und Panja 1961 in München

PANJA JÜRGENS: WIE ICH HEUTE ÜBER LIEBE UND EHE DENKE

"Es ist ein großer Irrtum zu glauben, daß es eine immerwährende Liebe gibt. Es gibt kein Ein und Einziges, es gibt nur ein und einzige Augenblicke. Und die haben allein Gültigkeit für mich. Ich glaube auch nicht an den ewig währenden Bestand einer Zweierbeziehung, weil eine solche der Entfaltung der eigenen Persönlichkeit im Wege stehen würde. Deswegen gehen die meisten Ehen schief. Bei uns ist es anders: Jeder ist dem anderen ein echter Partner, keiner schränkt die Freiheit des anderen ein. Und wir bewegen uns im Gleichklang - wichtige Voraussetzung für eine jede Ehe."



TEIL 3

PANJA JÜRGENS:

MEIN LEBEN MIT UDO



Panja Jürgens zuhause in Zürich: Sie raucht gern starke Zigaretten - trotz ihrer fast ständig heiseren Stimme

"EIN FREUND VERLIESS MICH, WEIL ICH UDO NICHT VERLASSEN WOLLTE"

Einer der schrecklichsten Momente in unserem Leben, wenn nicht der schlimmste überhaupt, war die Geburt unseres zweiten Kindes. Im Sommer 1966 merkte ich, daß ich zum zweiten Male schwanger war. Und Udo lachte: "Na, vielleicht wird's diesmal eine Jenny." Es sollte tatsächlich ein Mädchen werden, aber die Umstände hatten wir uns anders, vor allem leichter, vorgestellt.
Ich war im fünften Monat, als die Wehen kamen. Udo und ich saßen in einem Schwabinger Lokal, als mich plötzlich ein stechender Schmerz im Unterleib packte. Udo fuhr mich sofort ins Krankenhaus. Die Ärzte verordneten mir absolute Ruhe. Ich mußte zwei Monate in der Klinik bleiben, um eine Frühgeburt zu vermeiden.
Es wurde trotzdem eine: Jenny ist ein Siebenmonatskind! Sie mußte gleich in einen Brutkasten und in eine Spezialklinik. Mehrmals mußte ihr Blut ausgetauscht werden. Wir alle konnten nur noch beten. Große Hoffnung bestand für das Baby nicht!
Udo war mal wieder nicht da! Er hatte in Berlin zu tun. Aber ich muß sagen, er hat sich ganz toll verhalten. Wir haben telefoniert, er ist ins Flugzeug gestiegen und zu mir gekommen. Tagelang hat er an meinem Wochenbett gesessen, mir die Hand gehalten, versucht, mich zu beruhigen. Er ist nicht von meiner Seite gewichen!
Zehn Tage haben wir nicht gewußt, ob Jenny durchkommen würde. Sie hatte eine Gelbsucht. Ich durfte wie üblich nach acht Tagen nach Hause, konnte aber mein Kind nicht mitnehmen. Als ich es das erste Mal hinter einer Glasscheibe sah und dazu das aufmunternde Lächeln der Krankenschwester, weinte ich vor Glück.
Nach sechs Wochen haben wir die Kleine dann endlich abholen können. Sie wog gerade sechs Pfund. Doch von da an hat sie normale Nahrung bekommen und sich gut entwickelt.
Noch ein zweites Mal schwebte unsere Tochter zwischen Leben und Tod. Und das war für mich mindestens genauso schrecklich. Sie war eineinhalb Jahre alt. Ein Kindermädchen paßte auf sie auf, wenn ich mal kurz nicht da war.
So auch an diesem Morgen, als ich einkaufen ging.
Ich komme zurück in unser Haus - wir hatten mittlerweile einen Neun-Zimmer-Bau in Vaterstetten bei München - und sehe das Mädchen am Ende der Treppe vom ersten Stock stehen, in jeder Hand einen Fuß von Jenny. Die Kleine hing mit dem Gesicht nach unten. Leblos, ohne Regung. Ich bin raufgerannt, hab' vier Stufen auf einmal genommen. Überhaupt nicht geredet, keine Fragen gestellt.
Ich riß dem Mädchen das Kind aus der Hand und habe Jenny geschüttelt und auf den Rücken geklopft. Da kam viel Wasser aus ihrem Mund. Ihre Nägel waren schon genau wie die Lippen blau angelaufen. Da habe ich versucht, Herzmassage zu machen und nach einem Arzt telefoniert. Der kam dann auch gleich. Das war Rettung in letzter Sekunde.
Was genau passiert war, habe ich erst Stunden später erfahren: Das Mädchen hatte beide Kinder gebadet. Jenny hat sie zuerst in die Wanne gesetzt. Jonny stand daneben. Da läutete das Telefon. Und während meine Haushälterin und Jonny instinktiv nach nebenan rannten, muß Jenny sich ein Spielzeug gegriffen haben. Dabei ist sie ausgerutscht und unter Wasser geraten.
Wenn ich nicht in diesem Augenblick nach Hause gekommen wäre - Gott weiß, was passiert wäre. Mein Hausmädchen war nämlich völlig hilflos, weil sie so geschockt war. Als ich Udo später die Geschichte erzählt habe, ist er kreidebleich geworden und fast zusammengebrochen.
Ansonsten blieben wir von Schicksalsschlägen oder schweren Krankheiten bisher alle verschont. Sieht man mal davon ab, daß sich Jonny mit fünf Jahren eine geschlossene und inzwischen völlig ausgeheilte TB geholt hatte.
Er mußte in eine Spezialklinik nach Klagenfurt, wo er monatelang gelegen hat. Das war wohl der Hauptgrund, daß wir nach Österreich gezogen sind. Die Höhenluft war für Jonny besser.
Ich bin also wieder mal auf Wohnungssuche gegangen. Udo war auf seiner Mammuttournee 69/70, die ja über ein Jahr dauerte.
In Kitzbühel wurde ich fündig. Eine Frau Reisch - ihrem Ex-Mann gehörte die "Tenne" - wollte ihr Haus an der Bichlalm vermieten. Es war wunderschön. Der Bau war vielleicht 40 Jahre alt, bestand innen wie außen fast nur aus Holz. Ich hab's gleich "Hexenhaus" genannt, weil's so herrlich verwinkelt, versponnen und urgemütlich war.
Udo kam dann irgendwann auf ein paar Tage Urlaub nach "Kitz". Er kannte sein neues Zuhause noch gar nicht - nur vom Hörensagen. Unterwegs im Ort traf er einen Polizisten, und den fragte er scheinheilig: "Sie, wissen Sie vielleicht wo hier der Udo Jürgens wohnt?" Der Beamte hatte ihn natürlich erkannt und dachte, der spinnt total, der will mich wohl für blöd verkaufen und ließ ihn einfach stehen.
Udo hat das Haus jedenfalls auch gut gefallen. Wir beschlossen, es zu kaufen und nach unserem Geschmack umzubauen. Unter anderem ließen wir eine Schwimmhalle errichten.



Wie sich die Mode ändert: Udo und Panja Jürgens mit ihren Kindern im Jahre 1969



Udo und Panja Jürgens heute: ein Prost auf die gemeinsame Zukunft

FEUER, FESTE UND FILOUS

Ja, und ein paar Monate später passierte es: Ich war mit den Kindern bei einer Freundin in "Kitz" zum Kaffeetrinken. Wir plauderten ein bißchen, sie schaute zum Fenster raus und entdeckte plötzlich schwarze Rauchwolken am Himmel - genau in der Richtung, wo wir wohnten. Sie sagte: "Schau mal, ich glaub', da ist irgendeine Tankstelle explodiert. Das qualmt ja fürchterlich." Ich sah raus, und da hatte ich so eine fürchterliche Ahnung: "Oder unser 'Hexenhaus' brennt..."
Ich wurde auf einmal so unruhig, daß ich mich ganz schnell verabschiedet hab'. In rasender Fahrt fuhr ich zum Haus. Menschenschlangen hatten sich gebildet, Polizisten, die den Weg absperrten, Feuerwehrleute, wohin man blickte: Es w a r unser Haus, und alles stand in Flammen!
Ich schrie: "Laßt mich durch, das ist unser Haus", stieg aus dem Auto und rannte los. Obwohl unten schon alles in Flammen stand, hab' ich mich zum Dachstuhl durchgekämpft und in Kisten und Truhen rumgewühlt. Wegen der Umbauten hatte ich die wertvollen Sachen wie Bilder, Antiquitäten, Wäsche alle oben verstaut.
Wie eine Wahnsinnige hab' ich das ganze Zeug aus dem Fenster geworfen oder runtergetragen. Und andere Leute, die nur herumstanden und dumm gafften, angeschrien, sie möchten mir helfen. Den Brandgeruch, die stickige Luft habe ich gar nicht wahrgenommen. Die schier aussichtslose Situation hat mir irrsinnige Kraft verliehen. Mit sanfter Gewalt mußten mich Feuerwehrleute schließlich vom Brandherd wegtragen. Sie gaben mir eine Sauerstoffmaske.
Fix und fertig bin ich dann mit meinen Kindern in ein Hotel gezogen. Nach acht Tagen dann in ein möbliertes Haus, aber das war zu klein. Schließlich noch mal umgezogen in das Haus von Ellen Schönherr, der geschiedenen Frau von Dietmar. Da hab' ich dann zwei Jahre gewohnt, bis unser Neubau stand.
Erst viel später haben wir gewußt, was passiert war: Beim Schweißen in der Schwimmhalle hatten Funken fertige Styroporplatten in Brand gesetzt - innerhalb fünfzehn Minuten stand das ganze Haus in Flammen. Wir waren zwar versichert, aber nicht hoch genug. Udo hat - wie im späteren Leben noch etliche Male - ganz schön draufgezahlt. Künstlerpech!
Dann hat er sich entschlossen, ein Grundstück nebenan zu kaufen und zu bauen. Zwei Projekte diesmal: Ein Apartmenthaus und unser Wohnhaus, ein Stück höher, mit noch schönerem Blick.
Das Apartmenthaus wurde zuerst fertig. Da sind wir dann provisorisch erst mal alle eingezogen. Heute sind alle 15 Wohnungen vermietet. Nur unsere Villa, die Monate später auch bezugsfertig wurde und in der wir über fünf Jahre gelebt haben, steht noch zum Verkauf.
Einmal im Jahr gaben wir in Kitzbühel ein großes Fest: im Januar, beim Hahnenkamm-Rennen. Dann waren die bekanntesten Skiläufer aus aller Welt zu Gast. Manchmal bis zu 200 Leute, einschließlich unserer Freunde. Es gab ein kaltes Büfett mit selbstgemachten Buletten und Kartoffelsalat sowie alkoholfreie Drinks für die Sportler. Udo setzte sich ans Klavier, und es herrschte eine tolle Stimmung.
Nur mit dem Parken gab's große Probleme: Wenn hundert Leute an einem schneeverwehten Hang hintereinander ihre Autos abstellen und der erste raus will, müssen unter Umständen 99 andere rangieren. Und nicht selten landete ein Wagen im Graben. Das war überhaupt nicht mehr komisch...
In Kitzbühel lernte ich auch meinen ersten Freund kennen, über den ich mit Udo offen sprach. Und das hat unser Leben doch sehr verändert. Udo und ich hatten schon seit drei Jahren nicht mehr miteinander geschlafen. Und wir hatten auch seit dieser Zeit getrennte Schlafzimmer. Seine Mädchengeschichten, die es immer wieder gab, hatten irgendwann irgendwas in mir getötet. Ich habe mich von ihm entfremdet, und er hat es gespürt. Darüber brauchten wir gar nicht groß zu reden.
Ja, und dann lernte ich kurz vor Weihnachten 1969 bei einem Abendessen unter Freunden einen Mann kennen, der mir sehr gefallen hat. Er war Münchner und kam immer nur am Wochenende nach Kitz zum Skifahren. Wir haben uns sehr gut unterhalten. Nach einer Woche rief er mich an und bat mich um ein Wiedersehen. Ich lud ihn für Silvester zu uns ein und teilte Udo das mit.
Zu meiner großen Überraschung war Udo gar nicht eifersüchtig. Er sagte, er freue sich darauf, endlich mal einen Freund von mir kennenzulernen. Und wir könnten ja ruhig zusammen feiern.



Der "hagere" Udo Jürgens und seine schlanke Frau Panja beim Urlaub im Jahre 1965 am Strand von Venedig



Leidenschaftliche Tänzer waren Udo und Panja immer schon - hier bei einem Ball im Jahre 1966



Nach überstandener TB kann der fünfjährige Jonny wieder mit Papa und Großvater Rudolf Bockelmann in Kärnten spielen

UDO KAM MIT EINER FREUNDIN

Was wir dann auch gemacht haben! Udo und mein Bekannter verstanden sich großartig, hatten die gleiche Wellenlänge... Das war aber auch zwischen all meinen späteren Freunden und Udo so.
Nach einer Woche war ich das erste Mal mit Udos Wissen mit einem anderen Mann zusammen. Und Udo schien darüber gar nicht mal verbittert. Im Gegenteil: Irgendwie hat er sich erleichtert gefühlt. Er hat sofort akzeptiert, als ich sagte: "Mit diesem Mann möchte ich fest befreundet bleiben!" Ich glaube, daß Udo von seinen Schuldgefühlen mir gegenüber befreit war, denn jetzt konnte auch er endlich ehrlich zu mir sein.
Das war er dann auch! Später brachte er nämlich seinerseits eine Freundin mit nach Hause. Eine 19jährige Studentin aus München. Ich hatte mittlerweile einen anderen Freund. Mit dem ersten war es 2 1/2 Jahre gutgegangen. Dann hat er aufgegeben, weil er spürte, daß ich Udo nicht verlassen würde.
Jedenfalls: Mein neuer Freund - er war 23, ich 32 - und Udos Freundin kamen oft am Wochenende zusammen aus München angereist. Wir sind dann alle zum Skifahren gewesen, haben Backgammon gespielt, sind in die Sauna oder in den Swimmingpool. Wir hatten immer genug Gesprächsstoff. Es war alles sehr harmonisch.
Einmal standen Udo und ich an der Tür, um uns von den beiden zu verabschieden. Ich weiß nicht, wer es von uns aussprach, aber wir hatten beide den gleichen Gedanken: "Wenn man die zwei so sieht - rein optisch - , dann würden die an und für sich viel besser zusammenpassen." Ob die auch daran gedacht haben, weiß ich nicht.

BALD HAT'S BEI MIR WIEDER GEFUNKT

Das Mädchen hat die Beziehung zu Udo jedenfalls nur eine gewisse Zeit durchstehen können. Immerhin konnte sie ihn manchmal monatelang nicht sehen. Und wenn, dann wieder nur für ein, zwei Tage. Nach drei Jahren hat sie sich dann in jemand anders verliebt. Udo und ich sind mit dem Paar noch heute befreundet.
Mein zweiter fester Freund war Sportlehrer. Er fuhr sehr gut Ski. Und ich bin in Ski-Kurse gegangen, um besser zu werden, aber das nutzte nicht viel: Ich bin heut' noch froh, wenn ich den Hang heil runterkomm'. Nach 1 1/2 Jahren ging diese Freundschaft eines anderen Mädchens wegen zu Ende.
Nach einem halben Jahr hat's bei mir wieder gefunkt: Ein 23jähriger Bankangestellter. Er hatte einen ungeheuren Charme, eine große Ausstrahlung. Abwechselnd war er bei mir in Kitz und ich bei ihm in München. Nach über zwei Jahren intensiven Zusammenseins hat dieser Mann den Wunsch gehabt, mich zu heiraten, mit mir ein Kind zu haben.
Ich hab' in Ruhe über alles nachgedacht. Auch über eine mögliche Scheidung. Aber nicht wegen meinem Freund, sondern wegen mir selbst. Ich habe mich für Udo entschieden. Ich hatte Angst, aus meinen schützenden Geborgenheiten zu fallen, die ich durch meine Familie hatte. Ich wollte die Familie nicht auseinanderreißen. Ich hatte auch Angst vor einem Neubeginn.
Das hab' ich meinem Freund gesagt, und er hat sich von mir getrennt. Dann kam er wieder. Es ging Monate gut. Dann habe ich ihm die Entscheidung abgenommen. Über Nacht! Es mußte sein! Er wäre vielleicht an mir zerbrochen...
Anschließend hatte ich zwei "verzweifelte" Intermezzos, ohne größere Bedeutung. Und dann kam Michael - der erste Mann, mit dem ich ständig zusammen lebte. Mit Udos Einverständnis! Michael war mehr als ein Liebhaber...

PANJA JÜRGENS: WIE ICH HEUTE ÜBER MORAL UND TREUE DENKE

"Unter Treue und Moral verstehe ich die absolute Ehrlichkeit und das grundsätzliche Vertrauen in den anderen Menschen. Moral heißt auch, seinem Partner - und auch den Kindern - die Chance geben, sich voll und ganz zu entfalten. Und wenn man keine Lügen mehr braucht, ohne Druck lebt, Raum für Wesentliches hat und Verständnis. Ich finde es in meiner Ehe mit Udo nicht unmoralisch, einen Freund zu haben. Das hat auch mit Untreue nichts zu tun - denn es gibt auch eine geistige Treue."

2

Samstag, 10. Juli 2010, 10:51

Re: Udo und Panja Jürgens

TEIL 4

PANJA JÜRGENS:

MEIN LEBEN MIT UDO



Panja Jürgens ist sportlicher als ihr Mann - egal ob beim Skifahren oder Radeln: Er leistet lieber Hilfestellung...



Das Ehepaar Jürgens am Pool ihres damaligen Hauses in Kitzbühel: Panja war schon immer eine treusorgende Frau



Früh übt sich, wer ein Meister werden will: Klein-Jenny und der etwas größere Jonny Jürgens an Papas Klavier...

"AUCH DIE KINDER WISSEN, DASS ICH MIT MEINEM FREUND SCHLAFE"

Regen und Straßenglätte waren eigentlich daran "schuld", daß zum erstenmal ein Freund von mir in unser Haus einzog. Und auch dort wohnen blieb, weil er sich mit Udo ebenfalls gut verstand. Und das kam so:
Ich hatte vor zwei Jahren einen Autounfall mit unserem Mercedes. Die Straßen in Kitzbühel waren glitschig-naß. Dummerweise schnallte ich mich trotzdem nicht an, weil es nur ein paar Meter zu fahren waren. Ja, und schon war's passiert: Ich kam ins Schleudern, und der Wagen rutschte bei Tempo 25 gegen eine Mauer. Dabei zog ich mir einen Bänderriß am linken Bein zu. Mein Arzt sagte später: "Daran waren wohl nur die hohen Absätze Ihrer Schuhe schuld." Ein viertel Jahr lang mußte ich Gips tragen und zeitweise auf Krücken rumlaufen.
Ja, und da ist Michael, mein 14 Jahre jüngerer Freund aus München, von heute auf morgen zu mir nach Kitz gezogen. Er hat seinen Job als Barkeeper aufgegeben, alles stehen- und liegenlassen und war sofort da, um sich um mich zu kümmern. Unglaublich, was er alles für mich getan hat.
Und als dann feststand, daß wir nach Zürich ziehen würden, war für Michael sofort klar: "Ich komm' mit!"
Da Udo keine Zeit hatte, in der Schweiz auf Haussuche zu gehen, bin ich mit Michael losgezogen. Drei Monate lang hab' ich unter meinem Mädchennamen Erika Meier ein geeignetes Haus gesucht. Michael war immer dabei. Ich hab' ihn überall als meinen Schwager vorgestellt. Der Makler hat mir das auch abgenommen. Als wir endlich ein Haus gefunden hatten und ich sagte, daß es für Udo Jürgens und mich sei, ist der gute Mann fast in Ohnmacht gefallen.
Der Umzug in die Schweiz war einfach notwendig geworden. Nicht, daß wir dazu gezwungen worden wären. In Kitzbühel klebte weder ein Kuckuck an der Haustür, noch lag ein Haftbefehl vor. Da ist viel Blödsinn geschrieben worden. Aber das ganze "Theater" mit den Steuern war schon eine erhebliche Belastung für uns. Udo hatte ja nichts Böses getan. Er fühlte sich zu Unrecht als "Steuerflüchtling" bezeichnet. Aber der moralische Druck, den man auf ihn ausgeübt hat, hat ihn sehr belastet.
Ursprünglich wollten wir nach Monaco ziehen. Dann war auch Amerika ernsthaft im Gespräch. Aber dann hätten wir alles, wirklich alles aufgeben und total von vorne anfangen müssen - auch Udo als Sänger.
Aus mehreren Gründen sind wir dann auf Zürich gekommen: Einmal liegt es sehr zentral. Zweitens wohnt Udos neuer Manager, Freddy Burger, auch dort. Und drittens ist Zürich eine zauberhafte Stadt.
Als Udo sich von seinem langjährigen Freund und Manager Hans R. Beierlein in München trennte, hat ihn das sehr mitgenommen. Aber es war gut so. Es mußte sein. Zuviel war passiert.
Udo hat nämlich sehr gelitten unter den Zwängen des Herrn Beierlein. Er hat sich zu oft untergeordnet und fast immer das gemacht, was dieser von ihm verlangt hat - egal, ob er im Inneren seines Herzens damit einverstanden war oder nicht. Aber irgendwann mußte das dicke Ende ja kommen. Irgendwann läuft jedes Faß über.
Ich habe Herrn Beierlein schon deswegen nicht gemocht, weil ich gespürt habe, wie Udo unter ihm gelitten hat. Beierleins Art und Weise hat ihm sehr zu schaffen gemacht. Und die Trennung hat Udo ungeheuer befreit, eine große Belastung von seiner Seele genommen. Seitdem fühlt er sich viel freier, ist kreativ wie nie zuvor und auch erfolgreicher denn je. Damit hat Beierlein wohl nicht gerechnet...

UDO IST KÜNSTLER - KEIN KAUFMANN

Außerdem hat Udo viel Geld verloren. Und mein Mann - gutgläubig wie er ist - hat es jedesmal zu spät erkannt. Nämlich immer erst dann, wenn er sein Geld bereits los war.
Udo ist Künstler und kein Geschäftsmann. Man kann von ihm nicht verlangen, daß er weiß, wie und wo er am besten sein Geld anlegt. Das ist Aufgabe seiner Berater. Und leider haben wir durch falsche Beratung auch draufgezahlt. Bei einem Immobilienprojekt in Würzburg zum Beispiel oder mit einer Investment-Geschichte.
Wie gesagt: Die Trennung von Beierlein war Udos Sternstunde. Als das alles überstanden war, war er ein neuer Mensch. Auch für uns, seine Familie.
Die Organisation des Umzugs von Kitz nach Zürich habe ich mit meinem Freund Michael fast im Alleingang gemacht. Nach vollbrachter Tat haben wir zusammen mit den Möbelpackern in der Küche auf dem Fußboden gesessen und eine kleine Fete veranstaltet. Mit Schnitzel und Kartoffelsalat und ein paar Flaschen Wein. Einer spielte Gitarre und sang - es war alles sehr, sehr lustig. Udo kam für eine Stunde vorbei und hat bei dieser Gelegenheit sein Haus das erste Mal gesehen. Er sagte zu mir: "Das hast du gut gemacht!"
Michael blieb also bei mir. Er hat sich mit Volldampf auf Arbeiten im Haus gestürzt: Nägel in die Wände geschlagen, Stromleitungen verlegt, Truhen rumgeschleppt, eingekauft. Er hat sogar die Kinder aus dem Internat geholt und sie wieder zurückgebracht.
Im Grunde hat er gearbeitet von morgens bis abends - ohne einen Pfennig Geld dafür zu nehmen. Und dann liest man Sachen wie: "Udo Jürgens bezahlt den Liebhaber seiner Frau." Blödsinn! Im Gegenteil! Wir wollten ihm Geld geben, haben oft genug Krach mit ihm deswegen bekommen. Aber da war nichts zu machen - er war zu stolz.



Udo und Sohn Jonny 1965 in München-Untermenzing - Panjas Pudel war immer dabei, auch wenn es Udo manchmal "stank"...

SEINE HEMDEN BÜGLE ICH AUCH HEUTE NOCH SELBER

Ich hatte natürlich auch noch genug zu tun. In einem Zehn-Zimmer-Haus gibt es unheimlich viel Arbeit. Selbst wenn ich noch eine Haushilfe habe: Udos Hemden zum Beispiel bügle ich heute noch selber. Er sagt immer, niemand könne das so wie ich. Ich glaube es ihm zu gerne...
Und dann die ganze Kocherei: Udo kann vielleicht gerade noch ein Spiegelei in die Pfanne schlagen. Er hat einfach keinen Nerv dafür. Ich kann's nicht mit ansehen, wenn er mal in die Küche geht.
Auch in anderer Beziehung ist Udo recht hilflos: Er kann zum Beispiel nicht packen. Er würde seinen ganzen Kleiderschrank ausräumen, alles auf den Boden schmeißen, und ich müßte dann alles wieder einräumen.
Oder: Er weiß nie, wo seine Schlüssel, seine Kreditkarten sind. Ich glaube, er weiß oft morgens nicht mal mehr, welches Hemd, welches Sakko, welche Hose er am Vorabend anhatte. Und wie oft hat er solche Sachen schon in Hotels liegengelassen. Und wie oft ist ihm schon was geklaut worden.
Seine Unordnung wäre auch was für Komödien-Schreiber. Wenn er zu Hause ist, lasse ich ihm dieses Chaos. Ich räum' nicht auf, weil er dann nichts mehr wiederfinden würde.
Vor allem, wenn er länger da ist und seine kreative Phase hat, in der er viel komponiert, geht's drunter und drüber. Dann liegen überall Spickzettel, Bücher, Noten, Texte, Manuskripte rum. Und wehe, die Katzen sind in der Nähe...
Udo kann sich dann stundenlang in sein Arbeitszimmer zurückziehen, alleine oder mit Mitarbeitern Probleme wälzen, nachdenken, in sich gehen. Aber er kann auch abschalten, lustig und ausgelassen wie ein Schulbub' sein. Um hinterher eine Mordsidee im Kopf zu haben.
Das war so, als sein Bruder Manfred Bockelmann und dessen Frau Christiane Krüger mal bei uns zu Besuch waren. Ich war müde und ging zeitig ins Bett, während Udo, Michael und die Gäste weiterfeierten.
Nachts um fünf werde ich wach, höre Leute lachen, gehe runter in den Salon. Da steht der Udo, nur mit einer Badehose bekleidet, draußen im Regen und zieht tanzend durch den Garten. In dieser Nacht ist das Lied "Wien" entstanden.
Ich mache mich übers Frühstück her, wir essen gemütlich, als ich plötzlich zusammenfahre: Udo hat das Tonband eingeschaltet, und ich höre ein Geräusch, als ob zehn Walrösser schnaufen. Udo dreht die Lautsprecher noch mehr auf und erklärt dann laut prustend: "Und mit so was lebt man seit 20 Jahren zusammen..."
Er und Michael hatten sich nachts an mein Bett geschlichen und mein entsetzliches Schnarchen auf Band genommen. Es war furchtbar. Ich hätte alle erwürgen können, wenn ich nicht von deren Lachen so angesteckt worden wäre.
Udo hat überhaupt manchmal die komischsten Einfälle. Eines Morgens - er war beruflich in Darmstadt - ruft er mich um fünf Uhr an. Weckt mich, nur um mir zu sagen: "Du, Alte, damit du endlich Bescheid weißt: Mit 85 laß ich mich scheiden, weil, dann hab' ich die Nase voll!" Das war für mich schöner, als die tollste Liebeserklärung. So gut wie danach habe ich selten geschlafen.
Mit Michael hat er sich - auch als wir drei unter einem Dach lebten - immer glänzend verstanden. Sie sind oft noch gemeinsam weggegangen, während ich den Schlaf der Gerechten schlief. Auch zwischen meinen anderen Freunden und Udo gab es keine Probleme.
In diesem Zusammenhang fällt mir eine lustige "Verbrüderungsszene" ein: Wir waren zu dritt in Kitzbühel Ski fahren - Udo mit Lehrer, ich auf einer Art Idiotenhügel und mein Freund auf dem großen Hang. Ich ging nach Hause, um mich ums Abendessen zu kümmern. Die beiden blieben.



Ein Geschenk von Udo für Panja (1968): das Pferd "Panjo", mit dem Frau Jürgens in Vaterstetten öfter ausritt

UDO UND MEIN FREUND: BEIDE STURZBETRUNKEN!

Ich hab' lange auf sie warten müssen. Statt sechs wie vereinbart wurde es halb zehn Uhr. Dann höre ich die Tür aufgehn und seh' zwei Leute auf mich zuwanken: Arm in Arm, schwankend, sich gegenseitig stützend. Ich hab' sie kaum erkannt, aber es waren tatsächlich Udo und mein Freund.
Ganz eigenartig sind sie auf mich zugekommen. Und drei Meter vor mir sind sie wie auf Kommando umgefallen und liegengeblieben. Beide sturzbetrunken. Die Kinder waren gottlob schon im Bett...
Was sonst nie passiert war: Udo hatte sich seinen Tournee-Streß von der Seele getrunken. War dann die Abfahrt, die ein guter Skifahrer in sechs Minuten schafft, zusammen mit meinem Freund zu Fuß runtergegangen, hatte sich unterwegs sogar noch die Skischuhe und die Jacke ausgezogen.
Ich dachte, ich spinn', als ich die beiden "Eiszapfen" da vor mir liegen sah. Sie waren klatschnaß von oben bis unten. Ich hab' sie ausgezogen, in eine heiße Wanne gesetzt, mit einem Handtuch trockengerieben, ihnen starken Kaffee eingeflößt und sie ins Bett gebracht. Nacheinander - erst den Udo, dann den anderen. Nacheinander wurden sie auch wieder wach - erst mein Bekannter, dann Udo...
Unsere Kinder haben natürlich im Laufe der Zeit mitgekriegt, daß es da außer ihrem Papi noch einen anderen Mann gibt, der für mich da war. Und irgendwann hat die Jenny - sie war neuen - mich mal gefragt: "Schläfst du auch mit deinem Freund?" Und ich hab' geantwortet: "Ja! Weißt du, wenn ein erwachsener Mensch einen anderen Menschen sehr lieb hat, und auch das Bedürfnis da ist, ihm körperlich sehr nahe zu sein, dann kann das ein sehr schönes Erlebnis sein."
Jenny hat es verstanden und ihr Bruder auch. Und ich hoffe, daß das andere auch verstehen...

PANJA JÜRGENS: "WIE ICH HEUTE ÜBER TOLERANZ UND EIFERSUCHT DENKE"

"Toleranz heißt für mich, jedem sein Eigenleben zu lassen und die Schwächen des Anderen zu akzeptieren. Und vielleicht auch Freude finden an Dingen, die der Partner tut oder tun möchte. Eifersucht beginnt da, wo für mich die Toleranz aufhört. Bei Udo könnte ich nie eifersüchtig sein, weil wir uns gegenseitig voll akzeptieren. Und weil wir wissen - egal was passiert - , daß wir immer füreinander dasein werden."



TEIL 5

PANJA JÜRGENS:

MEIN LEBEN MIT UDO



Für seine Kinder - hier mit Sohn Jonny beim Tischtennisspielen - hat Udo Jürgens immer Zeit. Vorausgesetzt - er ist mal zu Hause und die Kleinen sind nicht im fernen Internat



Panja Jürgens in ihrem nostalgischen Heim: Den Staub wischt sie selbst weg

"WENN UDO UND ICH UNS NACHTS AM KÜHLSCHRANK TREFFEN"

Ich bin Udo Jürgens' Ehefrau. Und natürlich sehe ich meinen Mann auch auf der Bühne ganz anders als die meisten Konzertbesucher oder Fernsehzuschauer. Eines haben seine Millionen Fans und ich jedoch bestimmt gemeinsam: Er ist auch für mich der Größte.
Ich habe viele Konzerte von Udo in all den Jahren besucht. Seine Ängste, Stimmungen, seine Erfolge miterlebt, genauso gezittert wie er, genauso gejubelt. Einmal war ich vorher so aufgeregt, daß mich ein befreundeter Arzt gefragt hat: "Mußt du nun auf die Bühne oder Udo?"
Ich sitze in der Regel nie in den ersten beiden Reihen. Da würde ich mich nur beobachtet fühlen. Ich plaziere mich lieber irgendwo mittendrin im Parkett, und wenn ich mal mit einem Freund da bin, sitzt der wieder ganz woanders. Wegen des Geredes.
Wenn Udo dann auf die Bühne kommt, sehe ich gleich, was mit ihm los ist, wie er sich fühlt. Er hat da so seine bestimmten Eigenarten. Ich merk' zum Beispiel genau, wenn er aufstoßen muß und es nicht darf. Ich weiß heute noch nicht, wie er das unterdrückt. Er muß wohl eine bestimmte Atemtechnik entwickelt haben.
Ich merk' auch, wenn er mal - was selten vorkommt - den Text vergißt, wie geschickt er das überspielt. Oder gewisse Unsicherheiten, wo mir dann sofort der Schweiß aus den Achselhöhlen rinnt und ich feuchte Hände bekomme.
Dann hat er eine Manie, immer mit der Hand an den Reißverschluß seiner Hose zu greifen. Ganz unauffällig, kaum sichtbar. Er hat eine panische Angst davor, sein Reißverschluß könne aufgehen. Ein Alptraum!
Oder wenn er von seinen Verehrerinnen Blumen überreicht bekommt. Speziell Rosen! Ich sehe einfach an der Art, wie er sie entgegennimmt, daß er ein Horror vor den Dornen hat. Und wehe, die stechen! Ich bewundere ihn für seine Disziplin, mit der er den Schmerz herunterschluckt. Manchmal hat er hinterher total zerstochene Hände.
Oft kriegt er auch Souvenirs, Päckchen, persönliche Andenken, die die Leute einfach auf die Bühne werfen: Kettchen, Ringe, Briefe, Stofftiere. Ich bewahre das alles für ihn auf - in einer riesigen Kiste. Ich sammle das für ihn, weil ich glaube, daß es ihn später sehr freuen wird.
Das Schlimmste ist für Udo - und für mich - , wenn er sich krank fühlt. Oder wenn er besonders großes Lampenfieber hat. Dann hilft auch kein Händchenhalten in der Garderobe mehr. Das war bei seinem letzten Konzert vor ein paar Monaten in der riesigen Münchner Olympiahalle.
Schon vier, fünf Tage vorher hat er mich gebeten, neben ihm zu schlafen. Ich habe ihm diesen Wunsch erfüllt. Er ist nachts immer wieder wach geworden. Schweißgebadet murmelte er dann: "Mensch, hab' ich Halsweh. Es ist furchtbar, ich werde krank. Ich kann nicht auftreten. Ich krieg' 'ne Erkältung!"
Sicher hat er Halsweh gehabt, vielleicht hat er ein bißchen Zugluft bekommen. Aber er hat sich psychisch derart hineingesteigert, daß er wirklich ernsthaft krank wurde und 39 Grad Fieber hatte. Zwei Tage vor dem Konzert, am 10. November hatte er gar 39,5 Grad.
Ich hab' alles getan, um ihn wieder aufzubauen. Ich hab' bewußt keinen Arzt an ihn herangelassen, das hätte die Sache nur noch verschlimmert. Stundenlang habe ich auf ihn eingeredet, ihn mit natürlichen Mitteln behandelt. Mit Vitaminen, Kalzium und ähnlichem. Aber das war irrsinnig schwer: Er war mit seinen Nerven ziemlich am Ende, hat regelrecht geweint - aus Angst zu versagen.
Kein Mensch beim Konzert in der Olympiahalle hat ihm die vorherigen Aufregungen angemerkt. Es konnte auch keiner spüren. Sobald Udo den ersten Applaus eingeheimst hatte, war er wieder voll da, war er wieder der Alte. Und es wurde eines seiner besten und umjubeltsten Konzerte. Er war überglücklich.



So kennen Millionen Fernsehzuschauer ihren Udo Jürgens: Schwitzend, weil er sich voll verausgabt, sitzt er am Klavier und singt

SO HEILTE ICH UDOS WEHWEHCHEN

Ja, Krankheiten sind so eine Sache bei ihm. Im Grunde ist er kerngesund wie ein junger Bursche. Aber wehe, wenn er mal ein Wehwehchen hat. Die geringste Erkältung endet bei ihm mit Schüttelfrost, daß es ihn einen Meter aus dem Bett hebt. Ich koch' ihm dann Zwiebelsaft, mach' ihm ein heißes Bad und wickle ihn bis zur Nasenspitze in ein Leinentuch ein. Das hilft garantiert! Ein anderes Mittel: heiße Milch mit Bourbon-Whiskey. Er schwitzt dann unmenschlich, schläft schnell ein und wacht meist gesund wieder auf.
Udo hat eine Wahnsinnsangst, daß er mal seine Stimme verliert oder gar, daß die Leute nicht mehr wollen. Weil er ein Vollblutkünstler ist, der alles oder nichts gibt. Und nichts auf der Welt wäre schlimmer für ihn, als der Mittelmäßigkeit zu verfallen.
Ich habe da weniger Bedenken: Ein Mann, der solange im Geschäft ist, der immer top war, wird noch lange oben bleiben. Die Menschen kommen ja nicht nur wegen seiner Musik ins Konzert, sondern auch wegen ihm. Sie spüren seine starke Persönlichkeit.



Wenn Udo mal krank ist (hier hat ihn 1973 eine Darmgrippe erwischt), läßt er sich von Panja verwöhnen und mit Zwiebelsaft gesundpflegen

WENN MÄDCHEN MIT IHM REISEN WOLLEN

Deswegen fliegen auch so viele junge Frauen auf ihn - Mädchen, die normalerweise in ihrem Alter ganz andere Idole haben. Denn Udo ist doch alles andere als ein Teenagerstar.
Sicher lernt Udo auch Frauen kennen - so um die 30 oder in meinem Alter. Ich kann verstehen, daß er vor denen kneift. Denn diese Frauen wissen genau, was sie wollen. Die begnügen sich nicht damit, Udo ein, zweimal zu sehen. Sie wollen mehr - eine längere Beziehung.
Oder sie wollen gar mitreisen. Und dann zieht Udo sich zurück. Das ist eine Art Flucht. Er will sich gar nicht stellen, das wäre zuviel Streß für ihn. Das könnte er nicht vertragen.
Diese Probleme hat er mit Mädchen um die 18, 20 nicht! Die wollen selbst noch frei sein, sich nicht binden. Die denken sich nicht allzuviel dabei, auch mal aus Spaß mit einem Mann wie Udo ins Bett zu gehen.
Ich bin deswegen weder eifersüchtig noch in meiner Eitelkeit gekränkt. Ich habe deswegen auch keinen Alterskomplex. Ich bin 39 und fühle mich noch verdammt jung. Ich verstehe mich auch mit einer 18jährigen, weil ich mich genau in deren Situation versetzen kann.
Es gab auch schon Zeiten, wo ich die eine oder andere Freundin von Udo habe trösten müssen. Weil er mal wieder zu lange weg war, sie sich nicht haben sehen können. Ich fühlte, daß die Mädchen meinen Rat suchten, schließlich kennt keiner Udo besser als ich.
Meistens habe ich dann gesagt: "Weißt du, du mußt den Udo so lieben, wie er ist. Mit allen positiven und negativen Seiten. Lern, dich damit abzufinden, daß du ihn so selten hast. Einen anderen Ratschlag kann ich dir kaum geben."
Die tiefsinnigsten Gespräche zwischen Udo und mir finden meist nachts in der Küche statt. Wie jeder weiß, schlafen wir in getrennten Zimmern. Aber irgendwann wacht jeder von uns mit Magenknurren auf. Und dann schleichen wir uns in die Küche, machen möglichst keinen Krach, um den anderen nicht zu wecken. Doch der sitzt meist schon da, weil auch ihn der Hunger überfiel.
Und dann hocken wir uns auf den Fußboden und plündern den Kühlschrank. Das gibt dann 'ne richtige Brotzeit mit Käse, Wurst und 'ner Flasche Bier. Nicht selten reden wir uns dabei fest, und es ist heller Morgen...
Udos Lieblingsausdruck, wenn er sich von mir bei irgendwas ertappt fühlt, ist: "Wie unangenehm!" Das sagt er mir auch an jedem Silvesterabend am Telefon, weil er da ja meist unterwegs ist. Ich habe aber nun mal an diesem Tag Geburtstag. Und Udo vergißt jedesmal, wie alt ich geworden bin. Und prompt kommt wieder: "Wie unangenehm!"
Er ist überhaupt ein Mensch, der ein ungeheures Gefühl für Komik und verrückte Situationen hat. Als er beim Skifahren mal entdeckte, daß er seine Hose verkehrtrum anhatte, hat er sie den ganzen Tag nicht ausgezogen. Ihm war's egal, was die Leute dachten.
Oder ein Erlebnis in einem Hotel in Klagenfurt. Wir hatten wie üblich zwei Einzelzimmer nebeneinander bestellt. Als wir nachts ankamen und der Portier dumm schaute, als er uns je einen Schlüssel aushändigte, hat Udo geflachst: "Meine Frau schnarcht leider so entsetzlich laut, daß es unmöglich ist, mit ihr in einem Raum zu schlafen. Wenn Sie heut' nacht die Wände wackeln hören, erschrecken Sie bitte nicht: Das ist nur meine Frau..."
Udo nimmt sich und seine Familie gern auf den Arm. Aber er würde sich nie einen Spaß auf Kosten anderer machen. Dazu ist er zu feinfühlig, zu sensibel.
Manchmal könnte ich verzweifeln, wenn ich daran denke, wie er an gewissen Sachen hängt. Vor allem, was seine Kleidung angeht. Nicht nur, daß er jahrelang ein absoluter "Modemörder" war. Er hat bestimmte Stücke seit Jahren und trägt sie immer wieder.



So einen rührend besorgten Papi wünschen sich wohl alle Kinder: Udo fönt Tochter Jenny nach dem Schwimmen die nassen Haare

ICH FREUE MICH DARAUF, MIT IHM ALT ZU WERDEN

Eine Hose zum Beispiel, die er seit zehn Jahren hat und die ich haßte wie die Pest. Wie oft ist er stolz die Treppe heruntergekommen und hat gesagt: "Schau mal, Oldie, heut' hab' ich wieder deine Lieblingshose an." Ich konnte ihm einfach nicht böse sein!
Dann hat er eine Strickjacke seit 15 Jahren - mit Hornknöpfen - , die ich schon immer zikkig, spießig und völlig unmöglich fand. Inzwischen ist sie aber fast schon wieder modern. Und er trägt seit 15 Jahren ein und denselben Mantel. Aus Wildleder, innen mit Lammfell gefüttert, ganz konservativ. Nun ja...
Schmuck hat er immer abgelehnt. Bis auf Uhren, die für ihn aber nur Mittel zum Zweck sind. Um so überraschter war ich, als ich ihm neulich einen Violin-Schlüssel mit zwei winzigen Brillanten geschenkt habe und er den sofort um den Hals legte. Davon würde er sich nie mehr trennen, sagt er.
Ach, irgendwie freu' ich mich sehr darauf, mit diesem Mann alt zu werden. Ich möchte mit ihm in einem Haus, aber am liebsten in zwei völlig getrennten Wohnungen leben. Jeder für sich, aber dennoch beide füreinander. Ich glaube, wir haben uns verdient!
Ich habe Udo immer geliebt und werde ihn auf meine Art immer lieben - diesen verrückten, einmaligen Künstler und Menschen.

PANJA JÜRGENS: "WIE ICH HEUTE ÜBER RUHM, MACHT UND ERFOLG DENKE!"

"Ich fühle mich nicht als Ehefrau des Stars Udo Jürgens, sondern als Partner eines wertvollen Menschen. Weil der Mittelpunkt in mir selbst ist. Die Fähigkeit zu sein hängt von mir ab und ist Teil meines Charakters. Darum brauche ich keinen Ruhm, keine Macht! Erfolgserlebnisse ja! Ich glaube, daß ich sie in den täglichen Kleinigkeiten habe. Zugegeben - nicht immer. Aber gut, wenn man weiß, daß es ja 'immer' gar nicht geben kann."



TEIL 6

UDO JÜRGENS:

MEIN LEBEN MIT PANJA



Udo Jürgens bei einem seiner vielen Konzerte in den letzten Monaten: Jubel und Begeisterung, wo er auch auftrat

"UNMORALISCH WAR NUR, DASS ICH SIE BESCHWINDELT HABE!"

Zum Abschluß der BILD am SONNTAG-Serie möchte ich, Udo Jürgens, selber auch zu Wort kommen. Es gibt da ein paar Dinge, die meine Frau Panja anders sieht, einfach anders sehen muß. Es gibt aber auch sehr viele Sachen, bei denen ich mit ihr einer Meinung bin.
Zum Beispiel was unsere Ehe angeht: Die Zeit des Leidens ist vorbei. Panja hat früher gelitten, weil ich fremdgegangen bin. Aber nicht das war unmoralisch, sondern die Tatsache, daß ich sie beschwindelt habe. Und ich habe gelitten, weil ich ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle hatte. Davon sind wir heute befreit.



Udo und Ehefrau Panja in ihrem Haus in Zürich

"WIR WOLLEN AUCH GAR NICHT INTIM SEIN"

Nur: Wir haben nicht mehr die Toleranz, dann miteinander schlafen zu können, wenn wir mit anderen schlafen. Vor allem Panja kann das nicht mehr. Entweder weil sie einen Freund hat, oder weil ich andere Frauen habe.
Wir wollen auch gar nicht mehr intim sein. Vielleicht kämen wir uns dabei nach so vielen Jahren komisch vor. Außerdem müßten wir dann wohl auch wieder lügen, wie wir das früher getan haben.
Eine spätere Scheidung halte ich zwar nicht für ausgeschlossen - man soll eben niemals "nie" sagen. Aber ich glaube nicht daran, daß einer von uns soviel über Bord schmeißt, den Wunsch hat, alles auszulöschen und total neu anzufangen. Und das wäre dazu die Voraussetzung.
Ich hätte Panja öfter mit auf Reisen nehmen sollen, dann wäre vielleicht einiges anders gelaufen, höre ich ab und zu von Freunden oder Bekannten.
Das sehe ich nicht so: Panja kann nämlich nicht verreisen. Sie würde für einen Trip nach Amerika zwei Wochen brauchen, um ihre Koffer zu packen. Ich könnte auch keine andere Frau dauernd mit auf Tournee nehmen. Das habe ich noch nie getan.
Ich brauch' einfach meine Freiheit. Ich will abends mit Musikern einen trinken gehen können. Ich will die "normalen" Stunden schlafen können. Oder einfach abschalten. Dabei wäre mir eine Frau nur im Weg.
Normalerweise gehe ich so gegen drei Uhr morgens ins Bett. Das ist schon eine Art Uhr bei mir: Bis 23 Uhr habe ich mein Konzert. Von Mitternacht bis 1.30 Uhr gehe ich zum Essen, und dann bleiben mir gerade noch 1 1/2 Stunden zum Quatschen.
Und dann steh' ich natürlich nicht vor 12 oder 13 Uhr auf. Panja ist aber ein absoluter Morgenmensch. Sie kann nicht schlafen, wenn's draußen hell ist. Das ist i h r e innere Uhr. Spätestens nach einer Woche mit mir würde sie bereits wieder abreisen.
Ich glaube nicht, daß ich sie unbedingt für meinen Beruf brauche. Menschlich ja - doch das ist eine andere Geschichte. Und wenn Panja Anteil an meinem Erfolg hat, dann ist es der, daß sie nicht an äußerlichen Werten hängt, daß sie nie Druck auf mich ausgeübt hat.



Udo und seine Tochter Jenny: Wenn der Papa Zeit hat, schmust er gerne mit den Kindern

"PANJA KÖNNTE ICH NICHTS VORSPIELEN"

Und daß sie einen kompromißlos guten Musikgeschmack hat. Jede kommerzielle Richtung ist ihr ein Greuel. Ich habe dauernd Angst, Mist zu machen. Das würde Panja nie akzeptieren. Und das ist ihr größter Verdienst: Es ist mir peinlich, ihr zu Hause am Klavier irgendeinen Schmarrn vorspielen zu müssen.
Aber sonst sehe ich Panjas Anteil an meinem Erfolg nicht. Ich bilde mir nämlich ganz echt ein, daß es ausschließlich mein Erfolg ist. Ich habe meine Frau bewußt aus meinem Beruf herausgehalten. Da bin ich ein unheimlicher Egoist.
Mein Freund Peter Alexander hätte ohne seine Frau Hilde vielleicht den Erfolg nicht gehabt - ich hätte wahrscheinlich mit meiner Frau als Manager den Erfolg nicht gehabt.
Das letzte Jahr - 1978 - war wohl das wichtigste in meiner Laufbahn. Ich hatte was zu beweisen. Und es ist mir gelungen: nämlich, daß mir die Trennung von meinem alten Management nicht geschadet hat.
Im Gegenteil: Ich habe '78 mehr Platten als je zuvor verkauft - über eine Million LP und fast eine Million Singles. Ich habe die erfolgreichste Tourneesaison gehabt - mit relativ sogar mehr Zuschauern als 1970. Aufgrund dieser Erfahrungen kann ich nur sagen: Der Vater des Erfolges ist immer noch der Inhaber eines Produktes.

"ICH BEGINNE MICH IM KREIS ZU DREHEN"

In diesem Jahr will ich versuchen, ein wenig kürzer zu treten. Denn ich hatte schon manchmal das Gefühl, daß ich zuviel arbeitete, zu oft unterwegs war.
Für mich ging und geht es immer um die Beherrschung des Metiers, das man sich zum Lebensinhalt und -stil gemacht hat. Wenn ich Macht anstrebe, dann die, als Musiker anerkannt zu werden. Mein eigentliches Problem ist: In der Kunstform "Drei-Minuten-Schlager/Chanson" kann ich mich kaum noch steigern. Ich könnte höchstens noch Symphonien schreiben, aber dabei wäre mir mein eigener Name im Wege. Alle würden sagen: Schuster bleib bei deinen Leisten.
Also kann ich nur immer wieder versuchen, Gleichgutes zu erzielen. Das ist leider so: Ich beginne mich im Kreis zu drehen. Was will ich eigentlich noch erreichen?
Sicher ist es eine reizvolle Aufgabe, auf Einladung von Sammy Davis jr. in einer Las-Vegas-Show aufzutreten. Aber der ganz große Erfolg und Durchbruch in Amerika ist für mich nicht mehr drin. Dafür müßte ich jünger sein, hätte ich wirklich vor zwei Jahren in dieses Land auswandern müssen. Und dazu fehhte mir einfach der Mut.
Über meine private Zukunft kann ich nur sagen: Ich muß auch weiterhin dauernd in Bewegung bleiben, reisen, Freundinnen haben - das gehört alles dazu. Wenn ich fünf Tage lang nur rumsitze, kann ich nicht mehr schlafen. Im Hotel schlafe ich im Gegensatz von zu Hause unheimlich gut - auch wenn's noch so laut ist. Das ist jahrelange Gewohnheit.
Wenn ich daheim bin, faulenze ich, sehe fern, lese. Tagsüber gehe ich spazieren. Ich schlafe gern lange. Ich lade gern Gäste ein.
Und wenn ich meine produktive Phase habe, sitze ich auch mal zehn bis fünfzehn Stunden hintereinander am Klavier. Dann treffe ich mich auch in Zürich mit Textern und Produzenten. Wir gehen gemeinsam in Diskotheken, hören Platten ab - Dutzende, Hunderte. Wir lernen daraus. Und dann kommt irgendwann mal wieder ein Knüller.



Udo und die schwangere Panja Weihnachten 1966 in ihrer ersten Wohnung. Das Kind gehört Freunden

"ICH BIN NICHT DER TYP DES VERFÜHRERS"

Da in dieser Serie viel über meine Mädchengeschichten gesagt worden ist, möchte ich mich auch dazu selber äußern:
Ich kann auch sehr gut alleine schlafen. Ich bin überhaupt nicht der Typ des Verführers. Das war ich nie. Ich versuche auch nicht mehr, ein Mädchen rumzukriegen. Das gibt's bei mir nicht. Die "Aufreißerei" hat's vielleicht früher mal gegeben. Ich mußte mich irgendwie bestätigen. Aber die Zeit ist anders geworden. Die Mädchen sind heute emanzipierter. Da läuft es oft umgekehrt.
Ich bin seit 20 Jahren unterwegs. Früher für 200 Mark im Monat. Jeden Tag in einem anderen Hotel, auch in "billigen", wo uns die leichten Mädchen schon mal zu einer warmen Suppe eingeladen haben, weil wir ihnen so leid taten. Deswegen könnte ich diese Mädchen nie verachten. Ich habe sogar die höchste Achtung vor ihnen.
Mit wie vielen Mädchen ich geschlafen habe, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Ich finde diese Tatsache auch keineswegs "unmoralisch" - wenn überhaupt, dann höchstens die Frage danach. Denn dies ist eine so private Angelegenheit, daß sie nur mich und die betreffenden Mädchen etwas angeht. Eine Zahl zu nennen, wäre deshalb idiotisch - aber es waren sicherlich eine ganze Menge. Man bedenke dabei auch den Umstand, daß ich seit über zehn Jahren von meiner Frau getrennt schlafe und daß ich eben auch "nur" ein normaler Mann bin...
Ich habe jedoch nie das Gefühl gehabt, ein Mädchen benutzt zu haben. Es war immer eine Partnerschaft, und wenn's eine noch so kurze war. Ich war immer dankbar, daß ich nicht alleine war, daß sie bei mir waren, daß sie mir so unheimlich viel gegeben haben.
Ich bin in der Lage, mit einer Frau zu schlafen, ohne sie zu lieben. Das gebe ich ganz ehrlich zu. Allein aus einem gewissen Zärtlichkeitsbedürfnis heraus. Das Gefühl, es ist jemand da, der meinen Kopf hält, der mich streichelt.
Ja ja, ich weiß: Ich bin ein Zigeuner und werde wohl immer einer bleiben.
Deswegen, aber nicht nur deswegen, gilt mein aufrichtiger Dank Panja, meiner Frau, die soviel Verständnis, Güte und Liebe für mich aufgebracht hat. Ich kann ihr gar nichts versprechen, außer, daß ich immer für sie da sein werde!!!

ENDE

Fotos: Kuhnigk, Bischoff, Gottscheber, Manfred Bockelmann, Schneider, Burda, Prange, Forster und Brauner

3

Samstag, 10. Juli 2010, 14:31

Re: Udo und Panja Jürgens

Hallo Thomas,
vielen Dank für den Bericht, liest sich sehr interessant und hat tolle Bilder!
Liebe Grüße
Anna //

4

Sonntag, 11. Juli 2010, 01:38

Re: Udo und Panja Jürgens

Ich schließ mich an - toll, was Thomas so alles "ausgräbt" - klasse!!!!

Wär vielleicht was für die "Lese-Ecke"?????

Gruß

Stephan

5

Sonntag, 11. Juli 2010, 20:17

Re: Udo und Panja Jürgens

Hi,

freut mich, wenn euch die Reportage ein bißchen gefallen hat.
Ich hab' mir halt gedacht, eh die Zeitungsausschnitte noch mehr vergilben, könnte man das ganze doch lieber auf diese Art "archivieren".
Wäre eventuell in der Leseecke tatsächlich besser aufgehoben, da ich immer nicht weiß, wie lange die Hoster die Bilder speichern.
Aus diesem Grund habe ich auch vor einiger Zeit den Hoster gewechselt...
War übrigens gar nicht so einfach mit diesen Bildern, da ich viele zusätzlich auf der Rückseite mit schwarzer Folie unterlegen mußte, damit die Buchstaben nicht durchscheinen.
Und dann muß man meist eine ganze Weile rumspielen, bis man die richtige Auflösung gefunden hat, damit es bei dem groben Raster keine Moire-Bildung gibt.
Hat fast länger gedauert, als den Text zu schreiben...

MfG,
Thomas2

6

Freitag, 16. Juli 2010, 08:59

Re: Udo und Panja Jürgens

Hallo Stephan2,

...also das Foto, wo Panja dem Udo den Schenkel trocknet ist schon sehr ..na ja.. ich sag mal "pikant"...

Spaß beiseite. Panja hat UJ also im Jahre 1959 kennengelernt. Danach soll er mit Max Greger auf Russlandtournee gegangen sein...
Diese Tour hat aber - einschlägiger Literatur gemäß - im Jahre 1957 stattgefunden...
Diese Aussage Panjas paßt haargenau in die vielen "Irrungen und Wirrungen" innerhalb der Biografie des Meisters... Wann schafft da mal einer Klarheit?

In der Serie gab es auch Fotos, die unmöglich zu den angegeben Jahreszahlen passen.Panja mit den langen Haaren und dem Stirnband. Das ist voll der "Hippie Look" Ende der sechziger Jahre und niemals 1959!

Die Charakteristik von Panja über Udos Persönlichkeit ist nahezu deckungsgleich mit dem, wie ich UJ wahrgenommen habe im Lauf der Jahrzehnte...mehr hierzu gibt es nur "privat"...

An dieser Stelle Dir Thomas2 ein herzliches Dankeschön, daß Du mir (uns) hier in sehr großzügiger Art und Weise mit wirklichen Raritäten bereicherst! Dies meine ich sehr ehrlich. Es gab eine Zeit da bekämpfte sich die "In-Crowd" des Udo Jürgens bis aufs Äußerste. Eifersüchteleien Motto: Ätsch, ich habe aber mehr LPs von UDO, waren Tagesgeschäft...manche Herren bekriegten sich sogar vor Gericht!

Ich genieße es sehr, wie "selbstverständlich" Du mit Deiner UJ Kollektion umgehst.

Und ich sage Dir was: UDO braucht ein Buch von Dir! Auch hier wieder keine Ironie. Wenn ich alleine daran denke, wie präzis Du Udos Heliodor/Polydor Jahre aufarbeitest bzw. hast....

Tausend Träume ..ahm .. Dank an Dich

Grüße Claus

7

Mittwoch, 4. August 2010, 16:53

Re: Udo und Panja Jürgens

Hallo Claus,

ich denke mal, man hat da einfach die '57er Amerika-Tournee mit der '59er Russland-Tournee unter Max Greger verwechselt.
Und einer hat es dann vom anderen (falsch) übernommen.
Vielleicht kommt tatsächlich mal ein Buch über Udo zustande, man soll ja niemals nie sagen!
Allerdings wäre dafür noch unheimlich viel zu recherchieren, da Udo selbst ja keinerlei Auskunft zu dieser Zeit gibt.
Das ist auch der Hauptgrund, warum andere ein solches Projekt abgelehnt haben...

MfG,
Thomas2

8

Samstag, 28. April 2012, 01:51

Hallo zusammen,

mal eine blöde kleine Frage: Hat jemand eine Erklärung für das exorbitant hohe Interesse an diesem Thread? Was Thomas2 uns hier zur Verfügung gestellt hat, ist sicher großes Kino und mal wieder ein großes "DANKESCHÖN" Wert... - aber bis heute wird dieser Thread offensichtlich täglich immer wieder angeklickt - hat Panja so viele Fans? Oder wo mag das unglaublich starke Interesse an diesem Thema herkommen? - Vielleicht habt Ihr ne Idee?

Viele Grüße

Stephan

9

Samstag, 28. April 2012, 20:04

An Thomas2 meinen allerherzlichsten Dank.
Hätte ich doch bloß noch meine beiden Zeitungsausschnitteordner aus der Zeit um 1970 ... na, vorbei.
Mit der Jahreszuordnung der Bilder sollte man es bei der Regenbogen-Presse nicht so genau nehmen.
Davon abgesehen: Bemerkenswerte Fotos und Einblicke in ein bewegtes und bewegendes Leben, ja eigentlich: In zwei bewegte Leben.
Wann Jonny und Jenny wohl ihre Memoiren schreiben ("Der Vater, der eigentlich doch nie da war")?

10

Samstag, 28. April 2012, 20:12

Hallo Stephan,

es kann eigentlich nur so sein, daß es ein oder mehrere Links im Netz gibt, die auf diesen Thread hier verweisen.
Eventuell könnte Patrick das mal "verfolgen"...

Nichtsdestotrotz ist natürlich jeder Besucher, egal von wo er kommt, herzlich willkommen!
Genauso freut es mich auch, daß dieser Thread nicht nur so oft angeklickt, sondern dann wohl auch komplett gelesen wird, will man den zeitlichen Angaben im "Wer ist online?" Bereich mal Glauben schenken.

Ich kann da jedenfalls nur D A N K E sagen!

MfG,
Thomas2