Bin auch sehr angetan - hier meine Gedanken - auch bei Facebook veröffentlicht:-)):
„Der ganz normale Wahnsinn“ – mein erster Eindruck von der neuen CD
Wenn es erlaubt ist, würde ich gern meinen ersten Eindruck von Udos neuen Liedern hier kundtun. Es handelt sich um meine ganz persönlichen, subjektiven Eindrücke zu dieser (aus meiner Sicht) mehr als gelungenen CD-Produktion:
1. Der ganz normale Wahnsinn
Der Song ist zurecht Titelsong der CD –hat mir schon bei der Solo-Tour ausgesprochen gut gefallen. Auch wenn der unvermeidbare Drum-Computer und die Staccato-Rhythmus-Gitarren etwas stören, ist die Studio-Aufnahme doch besser gelungen als erwartet – die Bläser-Einwürfe in den Pausen der Strophe sind echt knackig. Den „Orgelpunkt“ im Refrain von Streichern spielen zu lassen und überhaupt satt Streicher im Song einzusetzen, ist ein für meine Begriffe genialer Einfall. Auch der Hintergrundchor scheint genau richtig abgemischt zu sein. Dass der Song mit seinen ungewöhnlichen Tonartenwechseln musikalisch ein Knaller ist, hab ich schon im letzten Jahr festgestellt. Daumen hoch!
2. Liebe lebt
Wohl eher ein Frauenlied. Auch hier: Die großzügige Instrumentierung gefällt, es sind fast schon sinfonische Klänge hörbar. Ich sehe schon vor dem geistigen Auge, wie Pepe der Querflöte liebliche Töne entlockt. Der Text scheint sich in die Reihe der typischen Udo-Liebeslieder nahtlos einzureihen. Für mich nicht der gaaaanz große Wurf – das kann aber auch schlicht daran liegen, dass ich das aus männlicher Perspektive sehe;-)..
3. Wenn ein Lied so wär‘ wie Du
Hier handelt es sich um ein leicht jazziges Lied, bei dessen Produktion mich abermals die ewig gleich klingenden Gitarren im „Wagner-Sound“ stören, aber die Streicher genau so begeistern. Hier spricht mich die Text-Idee sehr an – die Eigenschaften eines Liedes denen eines geliebten Menschen gegenüberzustellen – das ist eine gute Idee, die Udo musikalisch ordentlich umgesetzt hat.
4. Dafür brauch ich Dich
Dies Lied sollte eigentlich noch auf die Weihnachts-CD gepresst werden… - nein, auch hier handelt es sich um ein klassisches Liebeslied, das mich textlich an „Darum steh ich zu Dir“. Wir haben es wieder mit einem schönen streicherlastigen Arrangement zu tun. Erneut fällt mir hier der gute Backgroundchor auf.
5. Du bist durchschaut
Für mich ist hier erst mal der textliche Einfall genial: „Du bist durchschaut“ – da habe ich orakelt, dass das im Sinne von „Du bist ertappt“ gemeint sei. Dem ist aber nicht so – hier ist die Rede vom Flughafen, bei dem man „durchschaut“ – äh, durchleuchtet wird. Ein Lied in Richtung George Orwell, in dem Udo sogar das Wort „Facebook“ verwendet. – Musikalisch sind mir im ersten Eindruck die Bläser aufgefallen. – Da mir das Lied besonders gefällt, scheint es sich wohl eher um ein Männer-Lied zu handeln;-)
6. Die Frau, die ich nie traf
Es ist positiv gemeint, wenn ich erneut die Streicher hervorhebe, die auch in diesem Lied sehr deutlich zum Einsatz kommen. Dieser Song wird die Kritiker eines meiner Lieblingslieder von „Einfach ich“, nämlich „Letzte Ausfahrt Richtung Liebe“ versöhnlich stimmen: Inhaltlich geht es in eine ähnliche Richtung, die Umsetzung ist aber weit romantischer geworden als in diesem Opus. Ein weiteres Liebeslied, bei dem die Sehnsucht im Vordergrund zu stehen scheint.
7. Alles ist so easy
Wieder eins von Udos witzigen Liedern. Auch wenn die Qualität von „Merry Christmas allerseits“ hier nicht ganz erreicht wird, gefällt mir Udos Einsatz für die deutsche Sprache (Reinhard Meys Song „M(e)y English Song“ ist auch leicht verwandt damit). Außerdem bin ich als Sido- und Buschido-Fan (Vorsicht Ironie!) natürlich begeistert, dass nun auch endlich Udo rappt. – Erneut fällt mir der gefällige Hintergrundgesang auf. Textlich ist das vermutlich ein wirklich witziges Lied, das musikalisch aus meiner subjektiven Sicht noch besser hätte umgesetzt werden können – aber mir auch so gefällt.
8. Oktoberwind
Wer beim letzten Album „Mit Dir“ geliebt hat, wird den „Oktoberwind“ vergöttern – ich wiederhole mich: Die Streicherarrangements dieser CD sind wirklich toll – verbessert mich, wenn ich falsch liege: Aber eine so Streicher-lastige CD habe ich von Udo noch nie gehört. Ich zitiere noch mal Reinhard Mey: „Ein Stück Musik von Hand gemacht“ – auch die poetischen Worte („ein paar Hunde streunen noch vor die Laternen – letzte Sonnenstrahlen locken vor die Tür..“) heben sich vom Schlagereinerlei wirklich ab. Obwohl es mal wieder ein typisches Frauen-Lied ist, gefällt mir dieser Song ausgesprochen gut.
9. Schenk mir einen Traum
Dass das für mich natürlich eines der absoluten Highlights der CD ist, ist klar: Immer, wenn Udo dem „Swinger-Club“ beitritt, kommen da bombastisch tolle Songs bei raus (aus meiner subjektiven Sicht) – „Ladies and Gentlemen“, „Danke für den Abend“, „Champagner regnet vom Himmel“, „Schenk mir noch eine Stunde“ – all diese Knaller gehören zu meinen absoluten Lieblingsliedern. „Schenk mir einen Traum“ reiht sich nahtlos ein: Der typische Swing-Rhythmus, die Bläser, dazu einmal mehr der Gedanke, dass es die Träumer sind, die die Welt verändern – Herz, was willst Du mehr…. – ich ertappe mich dabei, dass ich die Streicher zwar interessant und toll finde – aber der Bigband-Sound Marke Pepe mich noch ein Stück mehr begeistert. Für mich ein ganz großes Highlight der CD.
10. Lass ein wenig Liebe da
Endlich – die lang ersehnte deutsche Version von „Leave a little love“… - nein, Scherz beiseite: Das Lied verstehe ich als Mann vielleicht nicht – nach dem gerade gehörten Highlight kann es bei mir gar nicht punkten – momentan kann ich mit dem Lied noch nichts anfangen. Es hätte mit Verlaub aus meiner Sicht besser auf „Einfach ich“ gepasst – hüstel…
11. Gegen den Wind
„Sei so wie Du willst – nicht wie alle sind. Wenn Du abheben willst, gehst Du gegen den Wind“… - Hammer!!! Die textliche Aussage ist sooo toll – ich will nicht nachtreten –aber sorry – kann man das, was man in Texten propagiert, nicht auch mal leben? – Aber ich will nicht abschweifen: Schon wieder ein absolutes Highlight. Der Gedanke, dass man sich von seinen Überzeugungen und Vorlieben leiten lassen sollte und Herzblut statt Kalkül walten lassen sollte, ist aus meiner Sicht zwar in „Alles, was gut tut“ für mich unschlagbar gut umgesetzt – aber „Gegen den Wind“ kommt gaaaanz nah an dieses totale Highlight ran. Wieder Bläser, wieder geiler Hintergrundchor –schon wieder: Restlose Begeisterung meinerseits…
12. Gute Reise durch das Leben
Ich weiß nicht, ob ich das Lied richtig begreife – aber für mich geht es hier um etwas, das ein Vater (oder Opa) seinem Kind (oder Enkel) auf den Weg geben will… - wenn ich hier richtig liege, hat das für mich persönlich „Gänsehaut-Faktor“, weil es vielleicht DAS Lied Udos werden könnte, das ich meiner Tochter widmen möchte… bislang schien mir hier „Mein größter Wunsch“ passend zu sein – aber.. – mal sehen, ich muss mir das Lied öfter anhören. Ein Gänsehaut-Song, wieder streicherlastig mit einem ungewöhnlich guten Text
13. Mein erster Weg
Kein Wunder, dass es sich hier um ein Lied aus Udos „Früh-Zeit“ handelt (in neuer Version) – die Jazz-Elemente sind unüberhörbar – interessant auch die „gestopften“ Trompeten und erneut die Streicher und der (Bar-)Piano-Sound. Im Gegensatz zu vielen anderen Remakes von Udos Songs finde ich hier die Neu-Produktion sehr ansprechend. Wieder mal darf man sich nur wünschen, dass Udo weiterhin solche Perlen ausgräbt oder uns Fans zumindest mit der Wiederveröffentlichung von nie auf CD erschienen Liedern wie „Ich glaube“, „Spiel Zigan“, „Musik war meine erste Liebe“ oder ganz besonders „Peace Now“ beglückt.. – Wenn ich „Mein erster Weg“ höre, wüsste ich zu gerne, wie sich „Peace Now“ (vielleicht im „Ägypten-Mix“?) anhören würde…
14. Am Ufer
Ein sehr pathetischer Song, der natürlich noch mal sinfonisch klingen muss – mit hoher Wahrscheinlichkeit wird dieses Lied gegen Ende des Konzertes auf die Tränendrüsen drücken. Auch wenn das Lied sicher gefällt – „Ich lass Euch alles da“, „Ein Narr sagt Dankeschön“ oder „Der große Abschied“ sind hier für mich nicht mehr zu toppen.
Fazit: Ich weiß nicht, wann ein Album mich vom ersten Eindruck her so „gepackt“ hat – das muss schon lange her sein. Es ist so etwas wie ein „Deja-vu“ aus den 80ern: Da war meine Begeisterung für ein gesamtes Album letztmalig so groß – obwohl „Ich werde da sein“ und teilweise „Es lebe das Laster“ mir durchaus auch sehr gut gefallen haben.
Eins ist klar: Mit dieser CD werde ich mich weiter sehr intensiv beschäftigen und freue mich unendlich darauf, die Lieder „live“ hören zu dürfen – vielleicht sogar mit nochmals (um weitere Streicher erweiterte) vergrößertem Pepe Lienhard-Orchester.
Meine subjektiven, persönlichen Highlights der CD sind „der ganz normale Wahnsinn“, „Gegen den Wind“, „Schenk mir einen Traum“ und „Du bist durchschaut“. Bei „Gute Reise durch das Leben“ muss ich den Song noch etwas wirken lassen.
Bin auf Eure Meinungen gespannt.
Viele Grüße
Stephan