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Freitag, 15. April 2011, 00:16

Stern-Kampagne "Schlager"

Hallo Ihr Lieben,

seit einigen Wochen haut die Zeitschrift "Stern" wild auf deutsche Schlager ein. Sicher ist das kleingeistig und zeigt, dass dort irgendwelche Möchtegerne sich profilieren müssen, die "Jungle Drum", "We No Speak No Americano" und Lady Gaga für großes Kino im Vergleich zum Schlager halten. - Meines Erachtens ist das nicht näher erwähnenswert, außer, dass ich keine Lust habe, solch ein Magazin zu lesen.

Aber: Die Zeitschrift "Das Neue" hat eine Gegenaktion gestartet - unter dem Motto: "Wir lieben Schlager". Und nun ratet mal, wer sich auch vor diesen Karren hat spannen lassen??? Richtig....

Ich gebe zu: Dass Howard Carpendale und Reinhard Mey sich vehement dagegen wehren, als Schlagersänger tituliert zu werden, finde ich vor allem dann grenzwertig, wenn sie sich auf einen "Sockel" stellen und sich gegenüber ihren alten Kollegen wie Michael Holm oder Cindy und Bert auf einen Sockel stellen (die Worte "diffamieren" oder "verunglimpfen" wurden in letzter Zeit derart unqualifiziert und kleingeistig verwendet, dass sie momentan irgendwie aus meinem Wortschatz verschwunden sind - ansonsten wären sie hier vielleicht zutreffend.

Insofern finde ich Udos Einsatz für den deutschen Schlager generell nicht schlecht. Es ist aber die „alte Diskussion“: Udo Jürgens macht keine Schlagermusik – ihn von diesem Image wegzubekommen, ist scheinbar einfach zwecklos. Es ist schon erstaunlich: Bezüglich der eigenen Fans äußert sich Udo (vielleicht teilweise gar nicht mal zu Unrecht) sehr kritisch – zum deutschen Schlager hingegen bekennt er sich….

Viele Grüße

Stephan

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Freitag, 15. April 2011, 07:22

Re: Stern-Kampagne "Schlager"

hallo stephan,

wenn udo jürgens keine schlagermusik macht, was dann? als liedermacher kann er schlecht durchgehen, wenn er songs wie z.b. "Die Sonne und du" und viele dutzende weitere komponiert hat. udo jürgens ist unstreitbar ein begnadeter entertainer, einer dem man schlicht abnimmt was er singt. und natürlich sind viele seiner liedertexte anspruchsvoll und nicht so seicht wie viele seiner sangeskollegen dieser branche.

doch was herrn professor eher unglaubwürdig nicht zu einem liederjahn macht, ist, dass er seit jahrzehnten mit seinen frauengeschichten hausieren geht, kaum dass eine neue produktion auf den markt kommt.

er sollte sich mal entscheiden: will er als ernsthafter musiker durchgegehen sollte er nicht in jedem billigen medium erscheinen wollen.

eigentlich hat herr jürgens das aus meiner sicht auch überhaupt nicht nötig, denn als "gesamtkunstwerk" sprechen seine erfolge für sich. er ist musik und verkörpert wie nur wenige die glaubwürdigkeit seiner arbeit. und doch torpediert er es immer wieder mit diversen medienauftritten. ist nur meine bescheidene sicht.

er ist einer der größten liederinterpreten, wer wollte das je in frage stellen.

leider gehört klappern heute unbedingt dazu, wenn man sein produkt vermarkten will. doch ein reinhard mey (z.B.) findet man eher selten in der klatschpresse zu noch klatschigeren themen.

was herrn carpendale angeht: also wenn der kein schlagerfuzzi ist, wer dann? das mädchen von seite 1 verfolgt mich noch heute, obwohl sie längst ein "faltenrock" ist.*g*

und was ist am wort schlager falsch? nur weil es eine zeit gab, wo sich die deutschen geschämt haben schlager zu hören? dass ist nicht das problem der künstler, sondern der bürger. mittlerweile hat sich das blatt gewandelt und der schlager hält wieder einzug in unsere stuben.

es ist teilweise chic einen udo jürgens zu hören. aber leider gibt es unterrubriken vom schlager, die dieses ganze wieder zunichte machen. ballermann ist nur eine rubrik davon. und wenn ich an herrn wendler denke, der sich als schlager-könig verkauft, wird mir übel und habe meine zweifel ob herr jürgens in dieses fach gehört.

für herrn prof. müsste es eine eigene rubrik geben, denn er singt zwischen allen stühlen.

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Freitag, 15. April 2011, 21:57

Re: Stern-Kampagne "Schlager"

Hallo,

wie sagte Udo in einem Interview vor vielen Jahren sinngemäß: "Ich sitze zwischen allen Stühlen...aber ich sitze gut"
Ich glaube, dass Udo´s großer Erfolg auch zum großen Teil darin begründet ist. Seine Musik hat eine unglaubliche Bandbreite.

Viele Grüße,

Wupli.
Carpe Diem - Jetzt oder Nie

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Samstag, 16. April 2011, 06:46

Re: Stern-Kampagne "Schlager"

Ich sehe das auch irgendwie neutral. Ich fühle mich nicht dazu berufen eine der Seiten zu verteidigen. Für meinen Geschmack ist ein Großteil dessen was uns in den letzten 15 Jahren (um einmal großzügig zu sein, eigentlich sollte hier die doppelte Zahl stehen) als Mainstream verkauft wurde entbehrlich (und das ist mE noch untertrieben). Mich bewegt weder das Musikantenstadl-Geschunkel (das in Wirklichkeit eigentlich auch nur mehr sehr wenig mit Volksmusik zu tun hat), noch das was sich in den aktuellen Charts so tut. Wenn ich versuche den deutschen Schlager zu verteidigen, bezieht sich das auf die Ära 1950 bis etwa 1975 (teilweise auch noch zuvor). Sicherlich gab es auch damals Sachen, die nicht so toll waren - aber nicht mit dem zu vergleichen was uns heute vorgesetzt wird. Die Genres haben sich ("weiter")entwickelt und somit hat sich teilweise die Begriffbedeutung verändert. Heute würde ich eine Sinatra-LP bedenkenlos im Jazz-Regal einreihen, vor 40 Jahren wäre er wohl unter Pop besser aufgehoben gewesen...

Viele Grüße,

Stefan