Hallo Udo-Freunde...anbei ein aktuelles Interview der MZ mit Udo! :lol:
Viele Grüße ...Katrin
******************************************************
Der Entertainer über seine Beziehung zu Carl Loewe und über den Grand Prix
erstellt 19.04.07, 18:26h, aktualisiert 19.04.07, 18:29h
Udo Jürgens (Foto: dpa)
Halle/MZ. Der Entertainer Udo Jürgens wertet seine Ernennung zum Ehrenmitglied der Carl-Loewe-Gesellschaft als Zeichen einer "geistigen Verwandtschaft" mit dem klassischen Balladenkomponisten. Der 72-Jährige erklärte im Gespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung, dass er seine Prominenz auch als Mandat zur Einmischung in die Gesellschaft begreife. "Bewältigung ist der Hauptbeweggrund für meine Arbeit", sagt der Künstler, der am Sonnabend in Löbejün (Saalkreis) geehrt wird. Vorab beantwortete er Fragen unseres Redakteurs Andreas Hillger.
Herr Jürgens, was verbinden Sie mit dem Komponisten Loewe?
Jürgens: Sicherlich kann man keine Beziehung konstruieren, die über eine gewisse geistige Verwandtschaft hinausgeht. Aber ich glaube, dass wir - jeder in seiner Zeit - ähnliche Ausdrucksformen für Emotionen gefunden haben, speziell in der Form der Ballade.
Was sind das für Emotionen? Warum ist Ihre Musik so, wie sie ist?
Jürgens: Der Hauptbeweggrund für meine Arbeit ist Bewältigung: Wie komme ich über den Tag, wie fange ich den nächsten an? Wie gehe ich mit Angst und Freude um, mit Glück und Euphorie? Mir ist das Talent mitgegeben, in Form von Musik und Liedern diesen Stimmungsbogen auszufüllen. Solche privaten Äußerungen können aber auch das erste Samenkorn einer politischen Veränderung sein.
Sie begreifen Ihre Prominenz also auch als ein Mandat zur Einmischung in die Gesellschaft?
Jürgens: Ja - obwohl mir Menschen mit einem übergroßen Sendungsbewusstsein eigentlich unheimlich sind. Aber natürlich muss man sich im Klaren sein, dass das Wecken von Emotionen bei einem Publikum immer auch politisch ist.
Haben Sie den Eindruck, dass dieses Bewusstsein auch bei jüngeren Künstlern verbreitet ist?
Jürgens: Generell glaube ich, dass diese Jugend besser ist als ihr Ruf. Ich lerne immer wieder junge Leute kennen, die sich Gedanken über das Morgen machen und ernsthaft an der Zukunft arbeiten. Auf der anderen Seite beobachte ich aber auch eine Verwahrlosung, die zur Mode geworden ist - nicht nur optisch, sondern auch im Gebrauch der Sprache. Da lässt sich auch eine Hoffnungslosigkeit und Gewaltbereitschaft erkennen, die von der Pop-Musik auf fatale Weise unterstützt wird. Wenn ich Multimillionäre wie Robbie Williams sehe, die sich permanent über ihr katastrophales Leben im Ruhm beschweren, wundere ich mich über die Duldsamkeit der Fans.
Ist das Grund zum Pessimismus?
Jürgens: Nein, so will ich das nicht verstanden wissen. Ich glaube, es gibt zwei Strömungen, die sich konträr gegenüberstehen. Leider ist die Fraktion, die sich selbst fallen lässt, beängstigend groß.
Es gibt einen Wettbewerb, an dem man diese Tendenzen gut ablesen kann - den Grand Prix.
Jürgens: Der Grand Prix ist einmal ein Festival gewesen, bei dem die Teilnehmer das jeweils Nationaltypische präsentierten - französische Chansons, italienische Canzone, deutsche Lieder. Damit hat man versucht, in der Vielfalt einen gemeinsamen Geschmack zu finden. Damals gingen pro Jahr mindestens zwei, manchmal sogar mehr Welterfolge aus dem Wettbewerb hervor. In den letzten Jahren ist das zu einem gigantischen Showspektakel verkommen, bei dem am Ende bestenfalls ein kurzlebiger Hit übrig bleibt. Manche der Siegerlieder haben es nicht mal in ihrem eigenen Land zu Ruhm gebracht.
Was werden Sie als Dank für Ihre Auszeichnung in Löbejün singen?
Jürgens: Das werde ich spontan aus dem Augenblick entscheiden. Ich habe ja ein riesiges Repertoire, in Vorbereitung meiner Juli-Tournee habe ich gerade wieder rund 200 Titel an- oder durchgespielt. Das sind vor allem textbetonte Stücke, weil ich ja nur mit dem Klavier unterwegs sein werde. Aus diesem Reichtum werde ich in Löbejün das schöpfen, was dem Moment angemessen ist - wenn es heiter ist, darf es lustig werden. Wenn es eher nachdenklich ist, habe ich auch dafür ein passendes Lied parat.
Werden Sie auch Loewe spielen?
Jürgens: Natürlich nicht. Dafür gibt es großartige Interpreten, mit denen ich mich nicht vergleichen will. Und schließlich ehrt man mich ja auch nicht dafür, dass ich Carl Loewe gespielt habe - sondern für die Musik, mit der mein Name verbunden ist.
_________________
Ich glaube, dass ich für die Sinnhaftigkeit oder Sinnlosigkeit des Lebens nicht verantwortlich bin, dass ich aber dafür verantwortlich bin, was ich selber mit meinem eigenen einmaligen Leben anfange.
Ich glaube, dass ich für die Sinnhaftigkeit oder Sinnlosigkeit des Lebens nicht verantwortlich bin, dass ich aber dafür verantwortlich bin, was ich selber mit meinem eigenen einmaligen Leben anfange.