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Montag, 14. Dezember 2015, 18:35

Unvergessen Udo Jürgens Magazin

Hallo,

kann es sein, dass es diese Neuveröffentlichung nur in Österreich gibt?

Gruß

Ju

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Montag, 14. Dezember 2015, 20:15

Hallo,

momentan sieht es tatsächlich leider danach aus; nur Personen wohnhaft in Österreich können aktuell über den Shop von 'Kleine Zeitung' dieses Buch bestellen.

Viele Grüße

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Montag, 14. Dezember 2015, 21:31

Ich habe mir die Zeitschrift über "Kleine Zeitung" nach Deutschland bestellt. Versandkosten betragen zwar 4,00€, aber das ist es mir wert! :)

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Montag, 14. Dezember 2015, 21:43

Tatsächlich ;) Dann wurde das kürzlich erst dahingehend geändert; vor kurzem noch wurde nur Versand innerhalb Österreichs angeboten. Danke für die Info!

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Freitag, 18. Dezember 2015, 13:41

Heute wurde ein schöner Auszug dieses Magazins auf der Website der Kleinen Zeitung veröffentlicht:



Billy Todzo erinnert sich - "Lebe wohl, mein Herz wird scheiden"

Udo Jürgens ist am 21. Dezember 2014 in den Armen seines Freundes, Musikers und Chauffeurs Billy Todzo gestorben. Wir haben ihn in Zürich besucht.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Natürlich ist das ein ausgelatschter Satz, der schon Blasen an den Füßen hat. Doch dieses Foto ist so wunderbar beredt, dass man die Blasen verschmerzt. Es zeigt: Billy Todzo und Udo Jürgens. Man sieht: zwei fröhliche Menschen, die sich an den Händen halten und ein flottes Tänzchen aufs Küchenparkett legen. Man spürt: Vertrautheit zwischen zwei Menschen, kindliche Ausgelassenheit, Spaß am Leben. Unbeschwertes Dokument eines kurzen Augenblicks, das Fotopapier vergilbt, die Erinnerung nicht.

Das Foto hängt im Wohnzimmer von Billy Todzo in Zürich. Der helle Raum atmet Ruhe aus, der Mensch darin freundliche Gelassenheit. Die ganz persönliche Lebensgeschichte von Billy Todzo wird später zu erzählen sein, jetzt geht es um den Tod. Jenen von Udo Jürgens. Billy Todzo ist jener Mann, der Schlagzeilen so schwer wie Mühlsteine umgehängt bekam, weil er jener Mann war, in dessen Armen Udo Jürgens starb.

Sein Tod ist noch immer präsent

Es war in Gottlieben. Was für ein Ortsname, könnte man jetzt sagen, was für ein Zeichen! Wen Gott liebt, den holt er gnädig ab. Die Fakten: Gottlieben liegt am Ufer des Seerheins. 306 Einwohner, Künstlerkolonie. Hesse war hier. Udo Jürgens auch. Oft und gerne. Auch am 21. Dezember 2014. Ein Gasthausbesuch, ein Spaziergang an der Uferpromenade. Ein winterlicher Sonntagnachmittag. Tourneepause für Jürgens, dann passierte es.

Billy Todzo ist ein Mensch mit großem, offenem Lächeln und noch größerem Respekt. Respekt vor dem Leben, Respekt vor dem Tod. Die Schlagzeilen-Mühlsteine belasten ihn heute noch. So viel wurde geschrieben, so viel dazugedichtet, so viel gelogen. "Deshalb werde ich Ihnen jetzt nicht detailliert erzählen, wie Udo gestorben ist, das gehört sich einfach nicht. Billy Todzo sagt nur: "Es gab keine Vorankündigungen, es gab keine Schwächen. Udo sackt in meinen Armen zusammen, und ich spüre, wie die Luft, das Leben aus ihm weicht. Das muss reichen."

Die letzten Sätze spricht Billy Todzo in der Gegenwart. So präsent ist Gottlieben noch heute, so präsent der Tod eines Menschen, der wohl nie Vergangenheit sein wird.

Billy Todzo. Ein Mann, der aus dem Nichts kam.

"Ich bin Musiker, ich komme aus Ghana. Meine erste Station in Europa war Rom. Aber ich wollte Schnee sehen."

Er stieg in den Zug nach Zürich.

"Ich bin im Dezember 1977 angekommen. Und es war kalt, so kalt. Meine Hände, mein Gesicht gefroren. Ich bin durch die Stadt gelaufen. Und es gab keine dunkelhäutigen Menschen damals in Zürich."

Billy Todzo hatte 210 US-Dollar in der Tasche. Er war 26 Jahre alt.

"Ich stand in meinem Sommeranzug vor einer Boutique, und der Eigentümer hat mich hineingewinkt. Er hat mir Tee serviert und eine Winterjacke geschenkt."

Später ging Billy Todzo auf ein Polizeipräsidium und sagte, dass er in Zürich leben möchte.

"Die haben sich kaputtgelacht. Aber ich habe gesagt: ,Ich bin Musiker.' Da hat ein Polizist das Telefonbuch genommen und mir die Nummern von drei Musikagenturen aufgeschrieben. Der Manager einer Agentur hatte ein Orchester. Das war mein erstes Engagement. Wir haben überall gespielt. In Marokko, in Deutschland, in Italien. Und in Norwegen."

Dort, in Oslo, kam es im Jahr 1978 zu jenem Treffen, das für Billy Todzo den endgültigen Temperaturwechsel vom Kalten ins Warme bedeuten sollte.

"Pepe Lienhard spielte auch in der Stadt. Er hörte mich, wir redeten, wir jammten. Mein erster Auftritt mit ihm war auf dem Playboy-Ball von Gunter Sachs in München. Wunderbar! Kurz darauf hat Pepe zu mir gesagt: ,Heute begleiten wir einen großen Künstler.' Ich habe gesagt: ,Okay.'"

Der Künstler hieß Udo Jürgens.

Zurück in die Zürcher Gegenwart. Wieder ist es ein Sonntagnachmittag. Der Himmel trägt die Farbe von blauen Geldscheinen, am See klimpert das Kapital. Aus dem Udo-Jürgens-Musiker wurde bald ein Begleiter, aus dem Begleiter ein Vertrauter, aus dem Vertrauten ein Freund; auch das ein Wort, das Blasen an den Füßen hat.

"Aber ich war tatsächlich sein Freund, nicht nur sein Angestellter. Das ist keine Behauptung, sondern eine Empfindung, die wir beide geteilt haben."

Dass Billy Todzo seit 2007 auch der Chauffeur von Udo Jürgens war, ist ein schönes Bild. Es sagt: Wer mich in A abholt, dem muss ich vertrauen können, dass er mich sicher in B abliefert.

"Udo hat im Auto gesungen und ich habe auf dem Lenkrad dazu getrommelt."

Wie Wellen rollen die kleinen Geschichten der Reminiszenz auf Billy Todzo zu. Es waren Fahrten durch dick und dünn; durch lichtdurchflutete Tage und krähenschwarze Nächte. Letztere auch für Billy Todzo.

"Als ich schwer erkrankt bin, hatte Udo schlaflose Nächte. Immer wieder rief er mich mitten in der Nacht an. ,Wir finden eine Lösung, Billy', hat er zu mir gesagt. Ich vermisse ihn. Seine Präsenz, seine Aura. Ich spreche ihn nicht heilig, denn das war er nicht. Aber er war ein guter Mann. Kurz vor seinem Tod hat er gesagt: ,Billy, zu deinem 65. Geburtstag werden wir den Spieß umdrehen und ich bin dein Chauffeur.' Dazu ist es leider nicht mehr gekommen."

Bis jetzt war es still in diesem Raum. Nur die Erinnerungen von Billy Todzo haben ganz leise die Flügel ausgebreitet. Jetzt geht Billy zum CD-Player und legt eine Udo-Scheibe hinein.

"Mein Lieblingslied von Udo heißt ,Lebe wohl, mein halbes Leben'."

Der Text geht so:

"Lebe wohl, mein halbes Leben

Heute geben wir uns frei.

Lebe wohl, mein Herz

Wir scheiden

Doch wir leiden nicht dabei.

Lass uns gute Freunde bleiben

Uns besuchen, Briefe schreiben.

Wenn wir auseinandertreiben

Dann bitte nicht zu weit

Bis zum Abend unsrer Zeit.

Lebe wohl, mein halbes Leben

Wenn wir auseinanderstreben

Lass uns immer Hilfe geben

Wenn das Herz um Hilfe schreit.

Bis zum Abend unsrer Zeit."

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Samstag, 19. Dezember 2015, 21:16

Habe UNVERGESSEN heute bekommen. Per Mail bestellt , klappte alles hervorragend . Alles in allem , war es nach einer Woche pünktlich zum Fest da.

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Montag, 21. Dezember 2015, 09:13

Die Kleine Zeitung veröffentlichte heute einen weiteren Auszug aus diesem Magazin:


Jenny Jürgens im Interview - "Wir haben vergessen, dass Papa sterblich ist"

Vor einem Jahr, am 21. Dezember 2014, starb Udo Jürgens im Alter von 80 Jahren. Seine Tochter Jenny spricht über die Trauerarbeit nach dem Tod ihres Vaters und die schwierige Allianz von Künstlertum und Familie.

Frau Jürgens, treten wir eine kleine Zeitreise an: „Wenn Jenny und Jonny verreisen, was reden sie dann? Ich spiele auf ein Lied an, das Ihr Vater 1971 aufgenommen hat. Erinnern Sie sich noch daran?
JENNY JÜRGENS: Was sie reden? Ach du meine Güte, da war ich vier Jahre alt! Was reden Jenny und Jonny denn?

Sie reden "Kokolores"!
JÜRGENS: Ja, genau! Süß. Mit meinem Bruder kann ich sehr gut Kokolores machen. Das heißt Quatsch, Albernheiten. Das war eine Kinderplatte, die mein Vater damals aufgenommen hat. Was für ein wunderbares Wort – klingt wie ein schönes Gericht.
Springen wir vom Jahr 1971 ins Jahr 2014. Ein Jahr, das für Sie von Höhen und Tiefen geprägt war. Der Tod Ihres Vaters, ein halbes Jahr später haben Sie geheiratet, beruflich haben Sie für eine TV-Serie „Rote Rosen“ gepflückt.

Wenn Sie diesem Jahr eine Blume zuweisen könnten, welche Blume würde das sein?
JÜRGENS: Es wäre ein Kaktus mit ein paar Blüten drauf. Mein Mann ist die Blüte, meine Familie, das sind auch Blüten. Aber alles in allem betrachtet war das Jahr schon eher ein Kaktus.

Wie haben Sie dieses Jahr überlebt?
JÜRGENS: Na ja, überlebt ist mir zu pathetisch. Da gibt es Menschen, die viel schlimmere Schicksale erleiden. Und natürlich hatte ich immer Angst vor diesem Moment. Aber in Wahrheit kann man sich nicht darauf vorbereiten. Wenn es so weit ist, ist es eine Amputation.

Ihr Vater war 80 Jahre alt – und doch kam sein Tod überraschend.
JÜRGENS: Ich glaube, dass wir Kinder aufgrund dieser Kraft, die er hatte, vergessen haben, dass unser Vater sterblich ist. Wir haben das ausgeblendet. Vielleicht war das auch gut so. Mein Vater fand es nicht sehr angenehm, mit dem Altern konfrontiert zu werden. Aber das wurde er in den letzten Jahren natürlich, bei jedem Interview. Er hat das mit freundlicher Resignation wahrgenommen. Diese Zahl 80 ist ja etwas Mythisches. Seine Eltern sind ja auch mit 80 gestorben. Diese Zahl war für ihn eine riesige Hürde.

Glauben Sie, dass Udo Jürgens seinen Tod gespürt hat?
JÜRGENS: Ich glaube, dass er ahnte, dass das seine letzte große Tournee sein würde. Dadurch bekamen die Konzerte meines Vaters eine noch tiefere Emotionalität, vielleicht auch Sentimentalität. Ja, das schon. Aber, wie gesagt, ich glaube und hoffe nicht, dass mein Vater seinen Tod gespürt hat. Was er sehr wohl spürte, war die Zäsur, die diese 80 Lebensjahre bedeuten. Und natürlich war mein Vater bei dieser Tournee auch enorm unter Druck. Viele Menschen kamen ja zu den Konzerten und wollten sehen, wie das ein 80-jähriger Mann noch schafft.

Der Tod ereilte Ihren Vater während einer Tournee-Pause. Auf der Bühne hat er immer funktioniert, abseits davon nahm er sich die Zeit zum Sterben.
JÜRGENS: Viele Künstler sagen ja: „Ich möchte von der Bühne weg abtreten.“ Aber Papa hätte das nie gewollt, das hätte er ganz furchtbar gefunden. Man sucht ja im Nachhinein im Tod etwas Tröstliches. Das klingt jetzt natürlich furchtbar, aber ich glaube, dass Papa genau so gestorben ist, wie er sich das gewünscht hätte. Seine allergrößte Angst war ein langes Sterben. Er wollte nie ein Pflegefall werden, das eint uns ja alle. Insofern hatte mein Vater einen gnadenvollen Tod. Mein Vater war ja ein sehr ästhetischer Mensch, und wir Kinder haben oft darüber geredet: Mein Gott, wie hätte Papa darunter gelitten, jahrelang dahinzusiechen.

Beim Tod eines nahen Angehörigen durchläuft man verschiedene Stadien der Trauer. Wie haben Sie das im letzten Jahr erlebt?
JÜRGENS: Zuerst war da der Schock, trotzdem funktioniert man weiter. Dadurch, dass ich anfangs funktionieren musste, kam die Trauerphase erst später. Aber als es so weit war, habe ich diese Phase sehr bewusst durchlebt, weil ich wusste, wenn ich nicht heule wie ein Schlosshund, ist das ungesund. Was beim Tod eines so bekannten Menschen dazukommt, ist natürlich, dass man seine Trauer mit Tausenden teilen muss. Mein Vater hat allen ein wenig gehört. Das heißt, wir Kinder waren mit unserer Traurigkeit nie alleine.

Vom Funktionieren haben wir schon gesprochen. Welche Eigenschaften von Udo Jürgens stecken noch in Jenny Jürgens?
JÜRGENS: Ich glaube, ich bin eine ziemlich gute Mischung aus meinem Vater und meiner Mutter. Von ihr habe ich die Erdung, die Naturverbundenheit, auch die Treue. Von Papa habe ich ein hohes Maß an Zuverlässigkeit und Begeisterungsfähigkeit. Auch der Hang zu einer gewissen Intensität kommt von meinem Vater.

Ihr Lebensmittelpunkt ist jetzt Mallorca?
JÜRGENS: Ja, hier leben mein Mann und ich, in einer Finca in den Bergen mit Tieren und viel Natur. Ich will niemandem zu nahe treten, mit dem ich vorher mein Leben geteilt habe. Aber ich führe jetzt das Leben, das ich mir wünsche, und nicht, wie es sich andere für mich vorstellen. Was mir nach Papas Tod ganz stark bewusst wurde: Was am Ende übrig bleibt, sind Asche und verpackte Kartons.

Aber über den Inhalt der Kartons kann man zumindest teilweise selbst bestimmen.
JÜRGENS: Genau. Und das tue ich jetzt. Ich möchte mein Leben so führen, wie ich es für richtig halte, wie es mich glücklich macht. Ich gehe auf keine Events, ich kaufe mir keine Gucci-Taschen.

Spricht da wieder Ihr Vater aus Ihnen? Hätte er nicht auch gesagt: Tu das, was du liebst?
JÜRGENS: Da sprechen beide Elternteile aus mir. Mama und Papa haben immer gesagt: Verwirklicht eure Träume! Aber das ist auch ein riesiger Kraftakt; zumal für Kinder von prominenten Eltern, die immer unter Beobachtung stehen. Ich finde es als riesige Befreiung, dass sich dieser Mechanismus des Gefallenwollens immer mehr auflöst.

Wir kennen den öffentlichen Jürgens, wie war der Vater Udo?
JÜRGENS: Na ja, dass er nicht der klassische Super-Daddy war, darf ich sagen, weil er das selbst oft gesagt hat. Die Situation war die: Was bedeutet es, Udo Jürgens zu sein? Und wie bin ich neben diesem egomanen Wahnsinn, den ich betreiben muss, um überhaupt Udo Jürgens sein zu können, noch in der Lage, ein ganz normaler, alltäglicher Vater zu sein? Das ist schwer unter einen Hut zu bringen.

Ihr Vater hat in Gesprächen kurz vor seinem Tod immer wieder bedauert, dass er zu wenig geliebt habe in seinem Leben. War das so?
JÜRGENS: Ja, das kann gut sein, dass er sich nicht getraut hat, dem wahren Gefühl von Liebe so zu begegnen, wie es nötig wäre. Wenn man wirklich aufrichtig lieben will, bedeutet das, den Blick von sich selbst wegzuwenden. Und das kann ein Künstler naturgemäß schwer. Aber zurück zum Papa. Er mag kein klassischer Daddy gewesen sein, aber er war ein guter Vater. Den ich jeden einzelnen Tag vermisse.

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