Die
"Westfälischen Nachrichten" veröffentlichten einen sehr interessanten Bericht über Katharina Gerwens, die im Laufe der Jahrzehnte gemeinsam mit Udo Jürgens an vielen besonders schönen und poetischen Liedtexten gearbeitet hat, so auch beim aktuellen Album "Mitten im Leben". Nun gibt sie ebenfalls Einblick in die Entstehungsgeschichte von "Wohin geht die Liebe, wenn sie geht"; offenbar war es (auch) als Schlussstück angedacht - eventuell ja in der zweiten Tourneehälfte im Jahr 2015...
Katharina Gerwens schrieb Songs für Udo Jürgens - Ihre Texte wurden seine Lieder
Katharina Gerwens erinnert sich an ihr letztes Treffen mit Udo Jürgens, als hätte es gestern stattgefunden. „Das war am 1. November in Stuttgart.
„Da hat er mich in den Arm genommen und gesagt: Wir werden noch ganz viele schöne Texte zusammen schreiben.“ Beide ahnten nicht, dass es ihre letzte Begegnung sein würde.
Worte waren es, die den großen Künstler Udo Jürgens mit der gebürtig aus Epe stammenden Autorin Katharina Gerwens verbanden – und immer noch verbinden: Allein auf dem aktuellen Jürgens-Album „Mitten im Leben“ sind mehrere kleine Intermezzi und ein großer Text („Wohin geht die Liebe…“) aus ihrer Feder zu finden.
Katharina Gerwens und Udo Jürgens kamen zusammen, als sie noch ein Teenager war. Sie erinnert sich: „Ich war 15 damals und hatte für eine Kinderhitparade im WDR ein Gedicht geschrieben. Und das gefiel dem Redakteur so gut, dass er es an Udo Jürgens weiterleitete. Der Titel: „Wer hat meine Zeit gefunden?“ Anlässlich des 80. Geburtstages des Ausnahmekünstlers wurde dieses Stück wenige Wochen vor Jürgens Tod während der ZDF-Gala gesungen. Von Annett Louisan – begleitet von Udo am Klavier. Gerwens: „Er hat mich noch angerufen und mir gesagt, wie sehr er sich freut, dass dieser uralte Text jetzt von Annett Louisan neu interpretiert wurde.“
Udo sang den Titel erstmals im Jahre 1971. Und seit dieser Zeit bestand auch das Band zwischen ihm und der heute in Eichendorf/Niederbayern lebenden Katharina Gerwens. Die Form der Zusammenarbeit mit dem Weltstar Udo Jürgens bringt sie auf eine eher unspektakulär wirkende Formel: „Ich habe ihm Gedichte geschickt und er hat sie dann vertont.“ Und schmunzelnd fügt sie hinzu: „Leider nicht alle…“
Entstanden sind aus diesem Teamwork aber unter anderem erfolgreiche Titel wie „Mein größter Wunsch“ (1991), „… und es dich gibt“ (1993) und 2014 eben „Wohin die Liebe geht.“ Bisweilen wurde an den Texten auch gemeinsam gefeilt – die Zusammenarbeit erfolgte dann per E-Mail, am Telefon oder auch bei persönlichen Treffen am Rande von Konzerten: „Dann hat er mir gesagt, wann er wo ist, hat mir Freikarten geschickt und wir haben uns gesehen“, so Gerwens.
„Udo war sehr pingelig“, sagt Katharina Gerwens über die intensive Arbeit mit dem Weltstar. Bei „Wohin die Liebe geht“ etwa kam ihm in der ersten Fassung zu wenig Hoffnung in der letzten Strophe zum Ausdruck. Der Song sollte am Ende der Konzerte gesungen werden und Udo Jürgens wollte sein Publikum nicht ohne Hoffnung entlassen. „Ich habe ihm dann zehn verschiedene Reime geschrieben – und er hat sich für die Version entschieden, in der am Ende die Liebe neu entsteht“, so Katharina Gerwens.
Gerade diese Details sind es, die viele der Lieder und Konzerte von Udo Jürgens ausmachen. Katharina Gerwens und andere Texter waren dafür die Garanten: „Sie drücken diesem Album textlich ihren Stempel auf“, schrieb eine Zeitung erst vor wenigen Wochen über die Arbeit verschiedener Autoren für „Mitten im Leben“ – namentlich wird da auch Katharina Gerwens genannt.
Wer jetzt indes glaubt, die Texte würden ihr nur so aus dem Computer fließen, der irrt: „Schreiben ist ein einsames Geschäft – und ein anstrengendes. Je leichter sich etwas liest, umso schwerer ist manchmal daran gearbeitet worden“, hat sie vor Jahren in einem Interview für das Gronauer Bürgerbuch gesagt. Sätze würden ihr nicht zufliegen, wohl aber Geschichten, an denen sie bereits als Kind in Gedanken arbeitete und ihre Freude hatte. Eine Freude, die ihr bis heute hilft: „Es sind diese innere Bilder, diese Dialoge und Gespräche, die mir beim Schreiben helfen.“
Was ist das für ein Gefühl, wenn Udo Jürgens bei einem Live-Konzert oder bei einem Fernseh-Auftritt einen Text singt, den man selbst geschrieben hat? „Das ist schon schön“, sagt Katharina Gerwens, „macht aber auch ein bisschen Gänsehaut“. Und sie hat eine Reihe von Texten geschrieben, bei denen das Publikum eben diese Gänsehaut spürte „und die Feuerzeuge herausholte“. So wie bei „Mitten im Leben“. Da heißt es an einer Stelle: „Was wird aus der Trauer, die uns lähmt? Sie wird im Lauf der Zeit vergehn. Sie löst sich auf, bleibt nicht bestehen. Sie hilft uns alles zu verstehen.“
Zeilen von Katharina Gerwens, die vielen vielleicht auch dabei helfen, den Abschied von Udo Jürgens zu verstehen.