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ZDF - 18.10.2014 20.15 Uhr - "Geburtstags-Gala - Mitten im Leben"

Lange gedulden mussten sich die Fans, um "ihren" Udo Jürgens nach den wenigen (TV-)Auftritten der vergangenen Zeit nun am 01.09.2014 endlich wieder einmal sehen zu können: Das ZDF hatte zur vorgezogen Aufzeichnung der Geburtstags-Gala nach Freiburg geladen. Die Ausstrahlung wiederum erfolgte verspätet am 18.10.2014.

Nach einigen Unmut hervorrufenden Szenen beim Betreten der Rothaus Arena aufgrund teilweise nicht nummerierter Karten und schlecht bis gar nicht instruierten Platzanweisern, startet auch recht bald ein Warm-Upper zur Auflockerung, bevor Johannes B. Kerner das Publikum noch vor dem eigentlichen Start begrüßte und das Orchester Pepe Lienhard dazu bat.

Die Aufzeichnung begann stante pede und Udo Jürgens betrat kurz danach die Bühne, ebenso wie alle anderen Künstler des Abends, die anschließend in der mit Sesseln ausstaffierten Lounge vor den Zuschauern Platz nahmen.
Die musikalische Eröffnung mit "Mitten im Leben" gebührte selbstverständlich dem Jubilar am Flügel samt Orchester.
Nun konnte auch er sich in die Lounge zurückziehen, neben seinen beiden Kindern John und Sonja sowie Bruder Manfred. Tochter Jenny konnte aufgrund der Dreharbeiten zur Telenovela "Rote Rosen" leider nicht persönlich anwesend sein, schickte aber eine rührende Video-Botschaft an ihren Vater und die Geschwister.
Manager Freddy Burger, Ex-Schwiegersohn und nach wie vor sehr guter Freund Prof. Dr. Thomas Druyen, Regisseurin Regina Ziegler ("Der Mann mit dem Fagott"), Liz Mohn und andere bekannte Gesichter waren ebenso unter den Gästen zu sehen.

Die erste Interpretation des Abends kam von Yvonne Catterfeld; sie sang sehr gefühlvoll "Immer wieder geht die Sonne auf", gefolgt von Chris de Burgh mit dem flotten Stück "Sixtysix", einer englischen Version von "Mit 66 Jahren", gespickt mit Anspielungen auf seine eigenen Hits. Da er selbst zum Zeitpunkt der Fernsehausstrahlung besungenes Alter erreicht haben wird, bekam er von Johannes B. Kerner eine Torte überreicht - mit einer "Lady in red" aus Marzipan on top.
Nach Einspielern zu Udo Jürgens' Teilnahmen am Grand Prix Eurovision de la Chanson, wie er damals noch hieß, war es an Helene Fischer, "Merci Chérie" bravourös vorzutragen; beide, Komponist und Sängerin, waren danach zu Tränen gerührt und Udo Jürgens, der erklärte, dass ein Lied auch und gerade vom Interpreten und dessen Vortrag davon lebe, bescheinigte, dass das Stück "sauschwer" sei...

Mit Video-Ausschnitten rückblickend auf den China-Besuch im Jahre 1987 inklusive Auftritt in der verbotenen Stadt und kleinem Skandal aufgrund von Küsschen für die Duettpartnerin vor laufenden Kameras, wurde der Auftritt von Lang Lang thematisch vorbereitet. Dieser spielte zunächst virtuos den dritten Satz der Klaviersonate Nr. 11, "Türkischer Marsch", von Mozart, um dann gemeinsam mit Tim Bendzko "Vielen Dank für die Blumen" zum Besten zu geben.
Letzterer blieb gleich auf der Bühne, denn er performte als nächstes "Verloren in mir" in einer wunderbaren Variante.

Nachdem der Moderator verkündet hatte, dass das Musical "Ich war noch niemals in New York" ab März 2015 in Berlin wieder aufgeführt werden wird, folgten mit Uli Scherbel und Gianni Meurer als homosexuelles Paar "Fred und Costa" zwei der ehemaligen Hauptdarsteller, die zusammen "Ein ehrenwertes Haus" sangen.

Begleitet von Udo Jürgens am Flügel war nun Annett Louisan mit "Wer hat meine Zeit gefunden" als Sängerin gefragt, bevor die Gruppe Santiano "The devil makes the rum for us" ("Der Teufel hat den Schnaps gemacht") schmetterte - nicht ohne die unvermeidlichen Pyro-Effekte.

Die Gruppe LaBrassBanda in Lederhosen wagte sich als nächstes mit viel Power an "Es wird Nacht, Señorita" bevor Otto Waalkes wie üblich Witze machte, die schon einen Bart haben, "Friesischen Wein" besang, ebenso wie die bereits x-fach gehörte "Hänsel und Gretel"-Version von "Aber bitte mit Sahne" und eine nette Lobhudelei zum Schmunzeln zur Melodie von "My Way".
Die Österreicherin Christina Stürmer hatte sich "Griechischer Wein" ausgesucht und nach einem kurzen Gespräch zwischen Johannes B. Kerner und dem Kopf der Formation Schiller wurde, nach Sequenzen der Original-Version auf der Video-Leinwand, deren Variante von "Ich weiß was ich will" eingespielt.

Deutete man Udo Jürgens' Gesichtsausdruck richtig, konnte er dem Folgenden zu recht eher wenig abgewinnen:
er wurde auf die Bühne zu einem "Postschalter" gebeten, hinter dem der schweizer Kabarettist Emil Steinberger auftauchte, der nach einem schier nicht enden wollenden, nur bedingt lustigen Monolog über Briefmarken eine solche der österreichischen Post zu Ehren des Jubilars präsentierte, diese ableckte und Jürgens auch noch auf die Stirn klebte...

Musikalisch ging es mit David Garrett weiter, der "Ich war noch niemals in New York" auf der Geige in Szene setzte.
Nun wurde Paola Felix in die Lounge geholt, die eine witzige Folge von "Verstehen Sie Spaß" mitgebracht hatte, in der Udo Jürgens in den 90ern mittels einer jungen, blonden Dame und vielen, vielen Tannenbäumen auf der Bühne damals veräppelt worden war.
Helene Fischer hatte jetzt wie angekündigt ihren zweiten Auftritt, bei dem sie gemeinsam mit Udo Jürgens am Flügel "Ich will, ich kann - I can, I will" sang, was Johannes B. Kerner den unverheirateten Fernsehzuschauern als DIE Gelegenheit, um seinem Partner einen Heiratsantrag zu machen, empfahl.
Mit Jamie Cullum wurde ein weiterer Weltstar auf die Bühne gebeten, der wiederum "If I never sing another song" sensationell performte, nachdem die kompositorischen Erfolge von Jürgens für Größen wie Shirley Bassey, Sammy Davis jr., Bing Crosby usw. gewürdigt worden waren.

José Carreras gratulierte Udo Jürgens zunächst, bedankte sich für dessen Einsatz für seine Stiftung im Kampf gegen Leukämie und sang gemeinsam mit ihm und begleitet vom Geigenspiel David Garretts "Mein größter Wunsch".
Den Abschluss der Show bestritt nach knapp drei Stunden selbstverständlich der Geehrte selbst mit einem Medley seiner größten Hits und der Unterstützung des Orchesters Pepe Lienhard.

Alles in allem war es ein sehr netter, teilweise anrührender Abend, der mit vielen interessanten und amüsanten Film-Einspielern sowie den hochkarätigen Gästen und deren Interpretation der Jürgens'schen Stücke punktete. Entgegen vieler kritischer Stimmen vorab moderierte Johannes B. Kerner die Gala souverän und durchaus angenehm.
Vermisst hatte man jedoch die Flying Steps sowie Hape Kerkeling, die auch als Gäste angekündigt gewesen waren.
Kleine Wermutstropfen waren ebenso, dass wohl nicht alles live gespielt wurde, sodass sich das Orchester, das selten gefordert war, sichtlich langweilte und, dass Udo Jürgens selbst musikalisch verhältnismäßig wenig zum Zuge kam. Vielleicht sogar etwas zu wenig an diesem ihm gewidmeten Abend.