Udofan meint:
Wer Udo Jürgens und seine Musik liebt und sammelt, hat es bei diesem Album nicht leicht, bei all den verschiedenen Versionen den Überblick zu behalten.
Hier die unterschiedlichen Auflagen:
Verkaufsversionen:
Ariola 74321 95340 2 - 1. Verkaufsversion (VÖ 30.09.2002) - Normal Case
Ariola 74321 95734 2 - Verkaufversion der Drogerie Müller (mit einem Poster) - im Normal Case
Ariola 74321 95735 2 - 2. Verkaufsversion im Digipack
Ariola 74321 96218 2 - Verkaufs und Promoversion - im Normal Case
Ariola Club 0314 880 - Clubversion mit 2 Autogrammkarten - Normal Case
Promoversionen:
Ariola 74321 97120 2 - Promotion-Presskit mit 2 CD im Digipack
Ariola 74321 95340 2 - Promotion-CD mit Silber Label
Erscheinungsdatum dieses Albums war der 30. September 2002 - pünktlich zu Udo Jürgens' 68. Geburtstag. Einige Nummern kannte man bereits von der Sommertournee, wie z.B. das Titellied oder das "Weichei". Man tut sich schwer, das Album in eine bestimmte Schublade einzureihen. Mal klingt es etwas schlagerhaft, manchmal trifft Udo aber auch genau die richtige Saite. Kommen wir gleich mal zu den (meiner Meinung nach) Höhepunkten des Albums:
"Folgst du mir"
Meine persönliche Nummer 1 des Albums. Ein wunderbar schönes Liebeslied, das im Grunde genommen aussagt, dass der Mensch sowohl zu seinen schönsten als auch zu seinen schwierigsten Stunden einen Partner braucht um mit diesem seine Zeit zu teilen und um gemeinsam die Ziele zu erreichen. Dieser Titel überragt durch Klangwärme und Vielfalt und steht Meilen über die restlichen 14 Lieder.
"Schöne Grüße aus der Hölle"
Lateinamerikanischer Einschlag in dieser Nummer. Das Lied wirkt unheimlich flott, spritzig und könnte ein Singlehit werden. Leider kann hier der satirische Text nicht ganz mit den musikalischen Einfällen mithalten. Zu sehr erinnert es an "Cafe Größenwahn", wodurch die Überraschung (textlich) fehlt.
"Engel einer Nacht"
Eine Liebeserklärung an eine Frau, die eine Nacht ihres Lebens herschenkt und beweist, dass auch kurzweilige Beziehungen nicht nur flüchtig sein müssen. Überhaupt muss man sagen, dass Udo Jürgens gut daran getan hat, Wolfgang Hofer, in Österreich auch durch seinen in den 70er Jahren erzielten Hit mit dem "Trödler Abraham" bekannt, wieder als Texter für sich gefunden zu haben.
"Die Leichtigkeit des Seins"
Das Schlusslied des Albums, dem verstorbenen Heinz Allhoff gewidmet und ein großartiges Werk!
"Es lebe das Laster"
Mit dem Titellied möchte ich auch die Anspieltipps beenden. Ein satirisch gefärbte Nummer, die durchaus das Zeug zu einer Tophitparadenplatzierung hat. Gegenüber dem "Weichei" sticht sie durch mehr Musikalität heraus. Das "Weichei" hat durch die Orchestrierung gelitten und kann nicht mit der aus den Solokonzerten bekannten Interpretation Udos mithalten.
Alles in allem, ein Album, welches den Fans sicherlich gefällt, auch wenn es mit der Musikalität und der Vielfältigkeit von "Ich werde da sein" nicht mithalten kann. Laut Presseaussendung wurde aber diesmal auch mehr Wert auf eine Mixtur von frechen und besinnlichen Inhalten gelegt, wobei Udo Jürgens selbst dazu sagt "Das Album ist ein freches Album und entspricht meiner Mentalität. Im letzten Album ist der ernste Mensch in mir mehr zum Tragen gekommen und der heitere, lebensfrohe und frechere eigentlich weniger. Deswegen ist dieses Album, anknüpfend an eine Musikrichtung, die ich schon mal vor fünfzehn, zwanzig Jahren eingeschlagen hatte, für mich so wichtig."
Produktinfo:
Das neue Studio-Album von Udo Jürgens heißt „Es Lebe das Laster“ und umfasst nicht weniger als 15 brandneue Tracks. Der Sänger selbst erachtet das Album für sich als einen großen Schritt nach vorne. In der Tat klingt Udos Stimme im hervorragenden Mix warm und musikalisch. Das ganze Album kommt als feine Mixtur von moderner Harmonie, feiner Melodik, frechen und besinnlichen Inhalten und einem frischen Klangbild daher.
Es braucht schon den Mut eines erfahrenen Lebemannes, um einen so moralinsauren Begriff wie „Laster“ so locker auszusprechen. Kann man ein Wort, dass gemäß Duden eine „tadelnswerte, schändliche Angewohnheit“ oder gar eine „Gewohnheitssünde“ beschreibt, überhaupt als positive Lebensaufforderung sehen? Udo gibt die Antwort mit dem Titelsong, der durchaus auch als programmatische Aussage des unermüdlichen Promotors von „carpe diem“ verstanden werden kann, gleich selbst: „Er war eben so, war völlig daneben. Er hat nie geraucht, ging nie einen heben. Statt Vino und Gambas, Vollmilch und Brot. Und was hat er davon, denn nun ist er tot. Er saß wie ein Geier auf seinen Moneten. Er ließ es nie krachen auf diesem Planeten. War immer versichert für jegliche Not. Und ich trinke auf ihn, denn nun ist er tot.“
Nach seinem sensationellen Einstieg ins vielbesungene Leben nach 66 Jahren, einer Rekord-Jubiläumstournee und einer Serie von nicht minder erfolgreichen Sommer-Solo-Openair-Konzerten, meldet sich Udo Jürgens mit schon beinahe provokativer Vitalität und einem unglaublich jugendlichen Schalk zurück: „Die Arbeit an dieser CD war für mich Lebensfreude pur. Das Thema „Es lebe das Laster“ ist natürlich nicht wortwörtlich zu nehmen, denn der Titelsong geht in die Serie der satirischen Lieder wie „Aber bitte mit Sahne“ oder „mit 66 Jahren...“. Ich habe schon lange mal wieder einen Song in dieser Art machen wollen. Trotz des hauptsächlich witzigen Anspruchs steckt auch ein kleines Stückchen Lebensweisheit darin. Ist es nicht so, dass wir nur immer alles das hören, was wir nicht tun dürfen? Weil wir keinen Mut und keine eigene Meinung mehr haben, müssen uns Politiker oder Religionsführer sogar sagen, wie und wo wir das eigene Glück finden können. Wir sollten uns aber nicht so sehr um die Ratschläge anderer Leute kümmern. Die wechseln ja ohnehin täglich. Vielmehr sollten wir öfter in uns hineinhören und das kleine, liebenswerte Laster erkennen und auch wieder unbeschwert genießen lernen. Ich plädiere nicht etwa für eine maßlose Genusssucht, aber für ein herzhaftes Ja zum Glück des Augenblicks. Das Album ist ein freches Album und entspricht meiner Mentalität. Ich bin ein nachdenklicher, aber ein sehr lebensfroher Mensch. Beide dieser Varianten vereinen sich in mir. Im letzten Album ist der ernste Mensch in mir mehr zum Tragen gekommen und der heitere, lebensfrohe und frechere eigentlich weniger. Deswegen ist dieses Album, anknüpfend an eine Musikrichtung, die ich schon mal vor fünfzehn, zwanzig Jahren eingeschlagen hatte, für mich so wichtig. Es entspricht sehr meiner persönlichen Mentalität und Lebenseinstellung. Ich bin nämlich auch ein sehr heiterer und sehr fröhlicher Mensch.“
Neben dem Titelsong „Es lebe das Laster“, ein fröhliches Lied mit satten Gitarrenklängen und treibendem Rhythmus, weist „das Weichei“ viel Party- und Gassenhauer-Potential auf. Der witzige und freche Song zeichnet mit spitzer Feder herrliche Bilder von schwächlichen Leisetretern, die sich durch emanzipatorisch allzu erstarkte Frauen wohl mehr und mehr überfordert sehen dürften. Ebenfalls nicht zimperlich das kubanisch angehauchte „Schöne Grüsse aus der Hölle“, welches mit bitterbösen Seitenhieben auf Industriemogule und andere Magnaten mit ihren Machtgelüsten nicht spart. „Mensch Alter mach‘s gut“ hat Udo den allerbesten Freunden seines Lebens gewidmet, denen er viel verdankt und mit denen er oft stundenlang philosophierend in Kneipen sitzt und über die Schwierigkeiten sinniert, sich über die tückenreiche Lebensstraße zu bewegen. Ein Hohelied auf die Männerfreundschaft!
Natürlich sind trotz satirischen Titeln auch wieder viele besinnliche und schöne Balladen auf dem Album zu finden. Etwa „Alle Macht den Gefühlen“, ein Duett mit der jungen Sängerin Kerstin Ibald, die Udo zufällig in einer Musical-Rolle sah und so von ihrer Stimme angetan war, dass er sie spontan für ein Duett ins Aufnahmestudio bat.
Oder das Hohelied auf die Partnerschaft „Folgst du mir“, welches aussagt, dass jeder Mensch letztlich im Leben einen Menschen braucht, der ihm folgen sollte oder dem er folgen sollte. Weitere Anspieltipps: „Solange mich Deine Liebe trägt“. Ein Lied, das mit nach vorne gehender Musik an die positive Kraft eines „Ich weiss was ich will“ anknüpft und ein klares Bekenntnis zu einem Menschen ist. Und „Engel einer Nacht“, eine Liebeserklärung an diejenige Frau, die dir eine paar Stunden ihres Lebens schenkt. Eine Ode an die Gunst der Stunde und auf die Tatsache, dass auch kurze Beziehungen durchaus nicht nur flüchtig zu sein brauchen. Mit „Die Leichtigkeit des Seins“ setzt der Meister unter sein abwechslungsreiches musikalisches Werk schließlich einen vom gleichnamigen Buch inspirierten, nur mit Klavier und großem Orchester klassisch angelegten grandiosen Schlusspunkt.