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  • »peter_riede« ist der Autor dieses Themas

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1

Freitag, 19. November 2010, 09:10

BILD-Meldung über zweites Musical???

Hallo liebe Udo-Fans?

Was soll denn diese Meldung:

http://www.bild.de/BILD/regional/stuttgart/dpa/2010/11/18/udo-juergens-denkt-ueber-zweites-musical.html

"Sänger Udo Jürgens kann sich nach dem Erfolg seines Erstlings vorstellen, ein zweites Musical zu schreiben."

"Ich war noch niemals in New York" hat doch Udo Jürgens nicht geschrieben, sondern nur die bereits existierenden Songs zur Verfügung gestellt.

"Bereits 1972 habe es Pläne für ein Singspiel auf der Basis des Theaterstücks «Helden» von George Bernhard Shaw gegeben, erklärte Udo Jürgens am Donnerstag kurz vor der Stuttgarter Premiere von «Ich war noch niemals in New York». «Es geht um Heldentum und Soldaten, die auf fremder Erde für politische Ideen kämpfen», erklärte Udo Jürgens, das sei ein «hochaktuelles» Thema. Er habe bereits neun Songs eigens für dieses Stück geschrieben und könnte sich vorstellen, die Arbeit zu Ende zu führen, sagte der 76-Jährige."

"Helden, Helden" wurde doch 1972 bereits fertiggestellt und aufgeführt. Außerdem taugt der Stoff doch nicht für ein zeitgemäßes Musical.

Beste Grüße

Peter

2

Freitag, 19. November 2010, 15:45

Re: BILD-Meldung über zweites Musical???

Hallo Peter,

die Idee dazu ist ja nicht neu.
Bereits Ende 2009 sagte Udo in einem Interview:

"Sicher fände sich in dem reichen Reservoire meiner Songs noch genügend Material für ein weiteres Stück. Aber ich weiß es nicht genau, man hat ja nicht mehr so viel Zeit. Aus England ist jetzt Interesse an "Helden, Helden" laut geworden, weil das Werk schließlich auf dem wunderbaren Stück von George Bernard Shaw beruht. Ich weiß nicht, ob das geht, man müsste gewaltig daran arbeiten."

Und bei FORMAT.at ist unter "Bald auch "Helden, Helden", reloaded?" zu lesen:

""Nach dem Megaerfolg des Musicals "Ich war noch niemals in New York" in Hamburg herrscht international auch großes Interesse an Jürgens’ erstem Musical "Helden, Helden", das er in jungen Jahren nach dem Buch von George Bernard Shaw komponierte; 1973 wurde es in Wien mit Michael Heltau in der Titelrolle uraufgeführt. Nun überlegt man, das Musical nach heutigen Gesichtspunkten zu überarbeiten. Kein leichtes Unterfangen, wie Jürgens nach den Erfahrungen mit der aktuellen Produktion weiß. "Aber wenn aus einem Projekt nichts wird, war die Arbeit auch sehr schön. Und darum geht es mir heute, um die Stunden des Nachdenkens und Glücklichseins", gibt er sich ungewohnt besonnen...""

Udo's "Helden, Helden" nach George Bernard Shaw's "Arms And The Man" war zu Beginn eigentlich ein großer Erfolg.
Das Musical lief in Wien drei Wochen lang vor ausverkauftem Haus.
Erst durch die Kritiken, die in Österreich noch etwa 50 zu 50 waren, geriet es in einen weniger guten Ruf.
Dazu kam dann noch, daß in Deutschland nur über die 50 schlechten Kritiken gesprochen wurde.
Und wie unqualifiziert manche waren, mag dieser Link hier zeigen:

http://www.zeit.de/1973/10/Wolf-im-Shaw-Pelz

Dennoch waren Künstler wie Paul Hubschmid (er spielte in der Hamburger Fassung den Plunschli) von diesem Stück überzeugt. Zitat:
"Wenn ich nicht daran glaubte, hätte ich die Rolle nicht übernommen."
Leider war, nicht zuletzt durch eben jene schlechten Kritiken, der Erfolg dann doch nicht ganz so, wie man ihn sich erhofft hatte.
In Vergessenheit geraten ist das Musical aber nie. Dies beweist auch die Neuinszenierung des Franz Schubert Konservatoriums aus dem Jahre 2009:

http://www.fsk.at/helden.html

Dazu wurden auch etliche Videos bei YouTube eingestellt, wie etwa dieses hier:

http://www.youtube.com/watch?v=5_FJUgXD3mY

Mal sehen, ob dieses Projekt von Udo tatsächlich realisisiert wird, wir dürfen gespannt sein!

MfG,
Thomas2

3

Samstag, 20. November 2010, 00:39

Re: BILD-Meldung über zweites Musical???

Hi!

Hier noch ein paar Meinungen zu dem "alten" Musical "Helden, Helden".




Thumbnail: http://www.abload.de/img/heldenheldenqczh.jpg

Dabei wurden alle Stimmen berücksichtigt, die der Befürworter und auch die der Kritiker und nicht zuletzt auch die Meinung von Udo Jürgens selbst:

Udo Jürgens zu den Vorbereitungen und Erwartungen der Wiener "Helden, Helden":

"...die war so groß: Sie ist allen aus den Händen geglitten, möchte ich beinahe sagen.
Wir konnten das gar nicht mehr steuern oder bremsen. Es wurde zum Teil geschrieben, schon vorher:
'Helden' wird das Größte, oder ist das Größte und 'Fair Lady' ist gar nichts und die 'West Side Story' ist auch nichts und 'Hair' ist überhaupt ein alter Hut - 'Helden' wird die absolute Sensation...
Und wenn man das vorher liest, ist es ganz selbstverständlich und psychologisch erklärbar, daß ein Kritiker, ein Journalist der das Theater betritt, von vornherein schon die Einstellung hat: Also die Leute, die sich vorher schon so feiern lassen, die haben anscheinend die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
Das wollten wir alles nicht. Wir wollten lediglich ein unterhaltsames, gut gemachtes Musical auf die Beine stellen, und das haben wir, glaube ich, auch geschafft, mit den Mitteln die uns zur Verfügung standen. Das kann ich dazu eigentlich nur sagen.
Und zweifellos spielt die Person des Schlagersängers Udo Jürgens, der an ein traditionsreiches Theater geht, um etwas zu machen, und der sich jetzt überhaupt in der Theaterwelt ein wenig bewegt, eine gewisse Rolle. Man sieht dem skeptisch entgegen oder man steht dem skeptisch gegenüber."

Karl Vibach, Regisseur, meinte:

"Was für eine Musik sollte Udo Jürgens, sollte jeder Musical-Komponist schreiben?
Er hat zwei Möglichkeiten: Man erwartet eine moderne, rhythmische, neue Musik. Oder man erwartet Melodien.
Schreibt der Komponist eine neue Musik, sagt man: Wo sind die Melodien? Ihm ist nichts eingefallen!
Schreibt er Melodien, sagt man: Das ist eine Operette!
Und in diesem Zwiespalt befindet er sich.
Ich finde es aber richtig und freue mich, daß Udo Jürgens sich entschlossen hat, Melodien zu erfinden, schöne Melodien erfunden hat, und daß er mit seinem Musical den melodischen Weg gegangen ist. Das ist vielleicht richtiger, als der andere."

Auf die Frage "...und es ist ein Musical, eher ein Musical als eine Operette?" antwortete er:
"Wenn 'My Fair Lady' ein Musical ist, ist 'Helden, Helden' auch ein Musical."

Die Hauptdarstellerin, Gaby Jacoby, wurde gefragt: "Wie ist Udos Musik?"

Antwort: "Mir gefällt sie sehr gut. Sie ist sehr melodiös.
Und wie gesagt, ich glaube es hapert daran, daß es nicht genug eingebläut wurde."

Paul Hubschmid, Hauptdarsteller, meinte: "Was ist eigentlich ein Held? - Das ist einer, der jeden Abend da raus auf die Bühne geht und den Mund aufmacht, das ist ein wirklicher Held."

Frage: "Die Rolle ist fabelhaft?"

Antwort: "Die Rolle ist fabelhaft, phantastisch!"

Frage: "Und die Musik?"

Antwort: "Die Musik finde ich sehr gut. Ich finde die Musik ausgezeichnet!"

Meinungen einiger Theaterbesucher in der Pause:

"Die Melodien und die Musik finde ich ganz schneidig."

"Herrliche Musik!"

"Zeitgemäß!"

Frage: "Zeitgemäß - wie meinen Sie das?"

Antwort: "Zeitgemäß in Bezug auf das Soldatentum!"

"Ich finde es großartig! Man muß natürlich dazu sagen, daß man sicherlich so ein Stück nicht vor zwanzig, fünfundzwanzig Jahren hätte spielen dürfen, als wir den Krieg, zum Beispiel, gerade hinter uns gebracht hatten."

"Ja, ich würde sagen: Typisch Udo Jürgens bisher, nicht?"

Frage an Heidi Brühl (nach Ende des Musicals): "Wie hat dir das Stück gefallen?"

Antwort: "Sehr gut, phantastisch!
Ich finde, Udo ist eine große Zukunft für uns in Deutschland, für Musical, für deutsches Musical."

Frage: "Du kennst das amerikanische Musical auch?"

Antwort: "Ja, ziemlich gut, ja!"

Frage: "Kann er sich daneben behaupten?"

Antwort: "Oh ja, er kann sich schon behaupten. Ja, ausgezeichnet!"

Frage: "Und das ist ein Erfolg heute Abend?"

Antwort: "Ein Riesenerfolg, ich finde es fabelhaft!"

Frage an Gisela Marx: "Kann Udo Jürgens ein Musical schreiben?"

Antwort: "Nun, ich finde, solange es Manager gibt, die ihn promoten, und solange es Produzenten gibt, die sich darum reißen, seine Platten zu vertreiben, und solange es Leute gibt (und es gibt sie ja offenbar), die in Säle gehen, um ihn zu beklatschen, kann er ruhig ein Musical schreiben."

Hans R. Beierlein meinte: "'Helden, Helden' war ein Gesellenstück von Udo Jürgens und er hat eine gute Arbeit abgeliefert.
Er muß sich nun beweisen. Sein zweites Stück, sein zweites Musical, muß in der Tat ein Meisterstück werden."

Ludwig Pollner, Kritiker, sagte: "Das verkehrte Stück zur verkehrten Zeit. Und sicherlich mit sehr viel Glauben verkehrt komponiert. Zu dünn komponiert, völlig einfallslos in der Instrumentierung."

Andreas Odenwald meinte: "Ich halte die Musik für, ehrlich gesagt, ausgesprochen dürftig. Ich glaube auch, daß der zweifelslos vorhandene Publikumserfolg von 'Helden, Helden" sowohl in Wien, als auch in Hamburg, nicht auf Udo Jürgens Musik zurückzuführen ist, wohl aber auf seinen Namen!"

Werner Sillescu, Kritiker: "Was zu kritisieren wäre, wäre die Musik, die Udo Jürgens geschrieben hat. Sie ist auf einem Stand steckengeblieben, der von der Unterhaltungsmusik international längst überholt ist, auf dem Stand der 20er Jahre, der Operette der 20er Jahre."

Udo Jürgens meinte dazu: "Wir waren zeit- und ortgebunden, weil die Shaw-Erben darauf bestanden haben - mit Recht, würde ich sagen - daß man Zeit und Ort der Handlung nicht verändern darf.
Dadurch war ich als Komponist daran gebunden, eine Musik zu machen, die in dieser Zeit, nämlich um die Jahrhundertwende im Balkan, glaubhaft ist.
Aus diesem Grund, glaube ich, ist der Hauptvorwurf abzuleiten, daß es eine Operette ist. Obwohl ich daran glaube, daß wir die Gesetze des Musicals, nämlich daß die Musik einen dramaturgischen Zweck erfüllt, voll berücksichtigt haben, daß das Stück aus diesem Grunde doch ein Musical ist."

Hans Martin Majewski meinte: "Ich werde mir 'Helden' selbstverständlich ansehen, und ich würde mich irrsinnig freuen, wenn ich angenehm enttäuscht wäre!"

Und Peter Mionsen, Operettenhaus Hamburg, äußerte sich wiefolgt: "Wir haben vierzig Vorstellungen gespielt, die wir garantiert hatten."

Frage: "Und warum haben Sie nicht weitergespielt?"

Antwort: "Ganz einfach: Weil das Publikum, das wir erwartet haben, einfach nicht gekommen ist..."


MfG,
Thomas2

4

Samstag, 20. November 2010, 12:48

Re: BILD-Meldung über zweites Musical???

...und hier noch meine ganz persönliche Meinung zu dem Musical:

So schlecht, wie es von den Kritikern gemacht wurde, ist es mit Sicherheit nicht!
Ich würde da eher Herrn Beierlein beipflichten, der das ganze als ein "Gesellenstück" bezeichnet hat.
Möglicherweise wurde dieses Projekt auch etwas zu schnell realisiert, da sich ausgesprochen starke Kompositionen mit "Durchschnittsware" abwechseln, worunter natürlich auch der Gesamteindruck leidet.
Dazu kommt, daß hier gewisse Neider und Kritiker eine willkommene Möglichkeit sahen, endlich einmal "zurückzuschlagen".
Das ganze frei nach dem Motto: Schuster, bleib' bei deinen Leisten!
Dieser Mißerfolg muß Udo wahnsinnig gewurmt haben. Für ihn, den Perfektionisten, für den es nichts Schlimmeres gibt, als an einem bestimmten Punkt stehenzubleiben und sich nicht mehr weiterentwickeln zu können, war das alles sicher nicht leicht wegzustecken!
Möglicherweise ist dies auch der Grund dafür gewesen, daß spätere Musical-Projekte immer wieder auf Eis gelegt wurden, aus Angst, es könnte wieder ein Debakel geben.
Erst durch den Megaerfolg von "IWNNINY", an dem freilich andere einen ebensogroßen Anteil haben wie der Komponist, ist man da wohl wieder etwas mutiger geworden...

MfG,
Thomas2

5

Dienstag, 23. November 2010, 21:20

Re: BILD-Meldung über zweites Musical???

Ich würde es sehr begrüßen, wenn "Helden" noch mal in einer veränderten, erweiterten Fassung neu aufgelegt würde. Ich hatte mir schon immer gewünscht, dass Udo seine Fähigkeiten als Komponist und Arrangeur mal für etwas Großes, Bleibendes einsetzt. Das "New York" Musical gehört für mich nicht dazu. Es ist lediglich ein weiterer Versuch, aus seinen großen Hits mit einer neuen Masche Geld zu machen. Ich habe die Musicals, die auf großen Hits einer Band oder eines Künstlers basieren, schon immer abgelehnt, sei es von ABBA, Queen oder sonst wem. Das Udo - Musical habe ich bisher noch nicht gesehen, weil es mich einfach nicht interessiert. Udo ist viel mehr als "Aber bitte mit Sahne" und "Griechischer Wein".
Aber ein richtiges Musical - also Lieder, die nur dafür geschrieben wurden, das wär es! Udo sagte in der Vergangenheit einmal, dass er so ein Projekt nicht mehr in Angriff nehmen wolle, weil es zu lange dauert und er dann jahrelang nichts anderes machen könne. Schade, aber okay. Jetzt aber kommt ihm die Idee, ein bereits vorhandenes Musical neu zu gestalten. Perfekt! Das dauert nicht so lang und es wäre totzdem sein Musical. Zum einen weiß heute kaum noch einer, dass es das Musical "Helden" überhaupt gibt, zum anderen könnte er damit mal richtig glänzen und die Menschen würden den anderen Udo einmal kennen lernen. Mag sein, dass das nicht so erfolgreich würde wie "New York", aber im Hinblick auf den künstlerischen Wert mit Sicherheit um Lichtjahre besser.
Ich kann Udo nur bestärken, das zu machen. Damit könnte er sich als Künstler wirklich ein Denkmal setzen.

6

Mittwoch, 24. November 2010, 11:29

Re: BILD-Meldung über zweites Musical???

"Helden Helden", von Udo Jürgens komponiert, von Johannes Fehring arrangiert, von den Textdichtern/Librettisten Eckart Hackfeld/Walter Brandin/Hans Gmür geschrieben, steht wie ich finde (und das ist durchaus positiv gemeint) in der Tradition der Operette bzw. des "konservativeren" Musicalstils, mit klassischem Orchester, allenfalls mit folkloristischen Elementen. Als das Musical 1972 Premiere hatte, gab es immerhin schon "Hair" und "Jesus Christ Superstar", die stilistische Bandbreite der Zeit hätte also durchaus die Musik ganz anders ausfallen lassen können (etwa ausgehend von Aufnahmen wie "Peace Now").
Wie viele Bühnenwerke aus anderen Zeiten auch besteht "Helden Helden" nicht nur aus Originalkompositionen. Zwei Lieder hat Udo ursprünglich für Anneliese Rothenberger geschrieben, die wurden einfach nur umgetextet ("So wie die Sonne für alle scheint" - "Wenn ich die Zarin von Rußland wär", "Wie schön ist diese Welt" - "Wie nennt man das Gefühl").
So desillusionierend das klingen mag - wer heute ein Musical produziert, kann und wird nur ein einziges Ziel haben: damit Geld zu verdienen (oder es kostengünstig abzuschreiben, denn manchmal braucht man aus Geschäftsgründen einen Flop, wenn´s zu gut läuft). Ob dabei noch steht, es könnte den berechtigten Ruhm des Komponisten mehren oder/und es sei ein Thema, das gerade in die Zeit passt, bleibt ein netter Zusatz, damit die, die idealistisch bleiben wollen, auch was davon haben. Umso schöner, wenn Idealisten mitmachen und "ehrliche" Züge erhalten bleiben, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Udo Jürgens: Der für mich größte lebende Entertainer - und auch der größte österreichische Komponist der Gegenwart

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Sonntag, 3. Juni 2012, 14:22

Hallo Alexander, na dann finde ich, Udo sollte unter Pseudonym und unter dem Aspekt "es kostengünstig abzuschreiben", ein musikalisch innovatives vom Thema provokatives Musical produzieren. Falls es dann entgegen der Planung ein Erfolg werden sollte ... hat er u. a. seinen Ruhm als Komponist gemehrt! (klingt vielleicht ironisch, ist aber nicht unernsthaft gemeint.)
Sabina.