Ich konnte nicht davon ablassen, alle sechs verfügbaren Teile direkt gestern und heute zu schauen.
Das letzte Mal hatte ich sie vor 32 Jahren gesehen- bei der damaligen TV-Ausstrahlung. Wie ich vermute, nach meinem ersten Tourneebesuch.
Bemerkenswert, an wie vieles ich mich sehr gut wieder erinnere.
Noch bemerkenswerter aber ist, wie vieles mir, damals Zwölfjährigem, als "unzulänglich" in Erinnerung ist (ich habe irgendwann angefangen, die Live-Aufnahmen zu meiden und mich auf die Studioalben zu konzentrieren). Doch heute, auch mit dem Blick des erfahrenen Amateur(orchester)musikers, bleibt von "Unzulänglichkeiten" gar nichts übrig. Was ich selbst bei diesem fürs Fernsehen zurechtgestrickten Showformat noch hinter jeder Nervenfaser entdecke: UJ ist nicht Musiker, er ist nicht Musikant, er musiziert nicht - er ist Musik. Mit unübertrefflicher Leidenschaft und Profession. Kein Wunder, dass er die besten Musiker um sich schart (damals waren Trompeter eben nicht besser als die, die da gespielt haben, heute erst gibt es wieder Musiker, die auch das Schwierigste live fehlerfrei spielen) - ja selbst die Rosy-Singers sind fantastisch. [Nur der Petrof-Flügel ist gräßlich verstimmt. Und diese Pauken? Dass das passieren konnte!!].
Da erinnert er mich doch in diesem Augenblick tatsächlich an Leonard Bernstein.
Mit dem Zeitsprung von 1980 nach 2012 und den recht frischen Erinnerungen an die aktuelle Tour (Oberhausen, 2. Abend der regulären Konzerte, UJ halbwegs genesen) sehe ich eine ebenso faszinierende Kontinuität in der Art und Weise des Singens und Klavierspielens, in der Art, wie er sich auf der Bühne intro- und extrovertiert präsentiert.
Kurz: Es mag Zufall sein, dass ausgerechnet der schmächtige, schüchterne Jürgen Udo Bockelmann
zum größten deutschsprachigen Unterhaltungskünstler unserer Zeit werden sollte. Mit seiner Begabung, seinem Talent, seiner Leidenschaft (und Disziplin wohl auch) mußte es aber so kommen, genau so.
Ich bin immer wieder neu begeistert ...