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Dienstag, 14. September 2010, 01:52

ESC 1967

Hi,

wie im "Ergänzungsthread zur Discographie" bereits angesprochen, hier mal ein kurzer Bericht rund um den Eurovisions-Contest von 1967.
Ein Jahr nach seinem großen "Grand-Prix"-Erfolg mit "Merci Cherie" war Udo Jürgens auch diesmal wieder anwesend, wenngleich auch außerhalb der Konkurrenz.
Im Mai 1967 gab es im "Funk-Fernseh Journal", das war eine Beilage der Zeitschrift "Melodie und Rhythmus", hierüber einen recht interessanten Artikel:



Liebe Freunde!

Zwölf Jahre gibt es einen "Grand Prix Eurovision". Zwölf Jahre endete für uns das Spektakel nahezu immer mit einem Debakel. Jetzt schlägt's dreizehn! Was ich bereits im März an dieser Stelle aussprach, hat sich wieder einmal bewahrheitet: Die Jury, unter Vorsitz des hessischen Fernsehdirektors Hans Otto Grünefeldt, wählt Beiträge aus, die bestenfalls für nationale Schlagerfestspiele, nicht aber für internationale Begegnungen konkurrenzfähig sind. So war das auch in diesem Jahr. Nur, da gab es eine Inge Brück. Sie schaffte es, mit der für deutsche Schlagerbegriffe eingängigen "Anouschka" einen "Immerhin"-Erfolg zu erjubeln. Den kommerziellen "Reibach" gab es jedoch schon, bevor die blonde Inge im Zeremoniensaal der Wiener Hofburg kurzbetucht vor die Fernsehkameras trat. Da war die Hans-Blum-Komposition von der weinenden "Anouschka" bereits an 16 europäische Länder, nach Japan, sämtlichen südamerikanischen Staaten und in alle Länder des Commonwealth verkauft. Ein verlegerisches Kunststück des Montana-Chefs Hans R. Beierlein, der auch als Produzent und Betreuer Inge Brück unter seine Fittiche genommen hat.
Die "Siegesfeier" der deutschen Crew in der "Capriccio-Bar" des "Intercontinental" war optimistisch unterkühlt. Komponist Hans Blum konnte es sich nicht verkneifen, in meinem Beisein mit so allgemeinen Floskeln wie "die Presse ist schuld" (er meinte damit das angeblich so schnöde Kritisieren deutscher "Grand-Prix"-Beiträge) um sich zu werfen. Dem Massenempfang beim Wiener Bürgermeister im Rathaus blieb die Gesellschaft fern. Böse Zungen behaupteten, Inge sei "sauer". Deswegen wohl auch die liebgemeinten Ovationen von Ehemann Klaus Überall: "Inge, du bist die Größte!"
Das war - nach Punkten gemessen - Sandie Shaw. Sie benahm sich siegessicher und arrogant. Sie beschimpfte Hotelpersonal, brüskierte Journalisten, verweigerte Autogramme, tanzte beim Heurigen auf dem Tisch und verkrachte sich mit ihrer Managerin. Am nächsten Abend lagen sie sich wieder in den Armen. Als Sandie den erwarteten Preis erhielt, der, genaugenommen, der Disqualifizierung verfallen war: Großbritannien hatte seinen Beitrag "Puppet on a string" entgegen dem Reglement schon vor dem 6. März veröffentlicht und in den Hitparaden hochgepeitscht. Aber das kann man der Sandie nicht in die Schuhe schieben, die sie nicht trägt. Schuhe sind für sie tabu. Für sie ist "unten ohne" eine "Masche", der sie im Studio, auf der Bühne im provokativen Mini-Mini-Abendkleid, im Beat-Schuppen und selbst beim Bürgermeisterempfang huldigt. Einige Prominenzler waren von "den Socken" und nahmen übel.
An Überraschungen hat es auch sonst nicht gemangelt. Die größte lieferte der Ire Sean Dunphy mit "If I could choose". Sein verdienter zweiter Platz traf die Experten wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Alle Chancen verspielte die Schweizerin Geraldine, der "Geheimtip" von Branchenleuten. Aber Geraldine bot, nach meinen Begriffen, die "schlechtesten drei Minuten ihres Lebens". Nur peinlich, daß die gut aussehende Geraldine schon vorher einstimmig zur "Miß Eurovision" gewählt wurde und dann völlig leer ausging. Ein paar Punkte mehr hätte ich Vicky und dem Spanier Raphael gewünscht. Enttäuscht war der junge Österreicher Peter Horton. Sein Kommentar: "Wenn der Herrgott net will...". Nun, die Juroren von 17 europäischen Ländern haben entschieden. Jetzt treten die Schallplattenfirmen in Aktion. In jedem Falle wird "Puppet on a string" mit Sandie Shaw ein Verkaufsknüller ersten Ranges. Zwei Tage nach dem "Grand Prix" habe ich in Wien nicht eine Schallplatte von dem Siegertitel erstehen können. Ausverkauft!
Wie vergänglich Schallplattenerfolge und Karrieren im Showbusiness sind, zeigt der Fall Vera Lynn. Allein von dem Lied "Auf Wiedersehn" setzte Vera in der ganzen Welt fünf Millionen Platten um. Heute ist sie vergessen. Nicht aber für Udo Jürgens. Als er für seine Komposition "Warum nur, warum" die zweite Goldene Schallplatte bekam und er mit Charles Aznavour, der sie ihm überreichte, im Blitzlichtfeuer stand, nahm er Vera Lynn zwischen sich und Aznavour und sagte: "Das ist die große Vera Lynn - auch sie hat viel Blitzlicht verdient!" Ich fand das von Udo rührend und aufmerksam. Beeindruckt war ich auch von seinem Konzert. Zwei Stunden lang stand Udo allein mit seinen Musikern auf der Bühne und sang vor dem ausverkauften Konzerthaussaal seine Welterfolge. Er hatte mehr Beifall einheimsen können als Charles Aznavour ein paar Tage vorher. Ich hatte es aufgegeben, die "Vorhänge" zu zählen...
Einen lieben alten Bekannten traf ich noch im "Vienna Intercontinental": Hazy Osterwald. Er stand vertraglich für eine Kosmetikfirma im Dienste der Schönheit. Ich glaube kaum, daß der Ballsaal des Hauses eine solche perfekte Show jemals erlebt hat. Alle Vorwürfe, seine Fernseh-Shows seien langweilig, seine Platten gingen nicht, sollten an die Adressen der Produzenten und Regisseure gerichtet werden. Nicht an Hazy. Damit verabschiede ich mich. Bis zum nächstenmal

Ihr Enrico

Ach ja, hier noch die Bilder in Originalgröße:

http://www.abload.de/img/udo1528vlx.jpg
http://www.abload.de/img/udo1537khz.jpg
http://www.abload.de/img/udo1546k9q.jpg

MfG,
Thomas2

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Samstag, 17. Mai 2014, 16:41

Hi,

Peter Rapp lüftete vor einiger Zeit im ORF das Geheimnis, warum Sandie Shaw bei ihren Auftritten niemals Schuhe trug:



"...und zwar war die gute Sandie Shaw so kurzsichtig, daß sie kaum gesehen hat, wo sie sich bewegt. Und damit sie nicht von der Bühne fliegt, hat sie mit den Zehen immer vorausgetastet, wo sie gerade ist."

Das war mir auch neu... :)

MfG,
Thomas2

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Thomas2« (17. Mai 2014, 16:46)