Hi!
Hier noch ein paar Meinungen zu dem "alten" Musical "Helden, Helden".
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Dabei wurden alle Stimmen berücksichtigt, die der Befürworter und auch die der Kritiker und nicht zuletzt auch die Meinung von Udo Jürgens selbst:
Udo Jürgens zu den Vorbereitungen und Erwartungen der Wiener "Helden, Helden":
"...die war so groß: Sie ist allen aus den Händen geglitten, möchte ich beinahe sagen.
Wir konnten das gar nicht mehr steuern oder bremsen. Es wurde zum Teil geschrieben, schon vorher:
'Helden' wird das Größte, oder ist das Größte und 'Fair Lady' ist gar nichts und die 'West Side Story' ist auch nichts und 'Hair' ist überhaupt ein alter Hut - 'Helden' wird die absolute Sensation...
Und wenn man das vorher liest, ist es ganz selbstverständlich und psychologisch erklärbar, daß ein Kritiker, ein Journalist der das Theater betritt, von vornherein schon die Einstellung hat: Also die Leute, die sich vorher schon so feiern lassen, die haben anscheinend die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
Das wollten wir alles nicht. Wir wollten lediglich ein unterhaltsames, gut gemachtes Musical auf die Beine stellen, und das haben wir, glaube ich, auch geschafft, mit den Mitteln die uns zur Verfügung standen. Das kann ich dazu eigentlich nur sagen.
Und zweifellos spielt die Person des Schlagersängers Udo Jürgens, der an ein traditionsreiches Theater geht, um etwas zu machen, und der sich jetzt überhaupt in der Theaterwelt ein wenig bewegt, eine gewisse Rolle. Man sieht dem skeptisch entgegen oder man steht dem skeptisch gegenüber."
Karl Vibach, Regisseur, meinte:
"Was für eine Musik sollte Udo Jürgens, sollte jeder Musical-Komponist schreiben?
Er hat zwei Möglichkeiten: Man erwartet eine moderne, rhythmische, neue Musik. Oder man erwartet Melodien.
Schreibt der Komponist eine neue Musik, sagt man: Wo sind die Melodien? Ihm ist nichts eingefallen!
Schreibt er Melodien, sagt man: Das ist eine Operette!
Und in diesem Zwiespalt befindet er sich.
Ich finde es aber richtig und freue mich, daß Udo Jürgens sich entschlossen hat, Melodien zu erfinden, schöne Melodien erfunden hat, und daß er mit seinem Musical den melodischen Weg gegangen ist. Das ist vielleicht richtiger, als der andere."
Auf die Frage "...und es ist ein Musical, eher ein Musical als eine Operette?" antwortete er:
"Wenn 'My Fair Lady' ein Musical ist, ist 'Helden, Helden' auch ein Musical."
Die Hauptdarstellerin, Gaby Jacoby, wurde gefragt: "Wie ist Udos Musik?"
Antwort: "Mir gefällt sie sehr gut. Sie ist sehr melodiös.
Und wie gesagt, ich glaube es hapert daran, daß es nicht genug eingebläut wurde."
Paul Hubschmid, Hauptdarsteller, meinte: "Was ist eigentlich ein Held? - Das ist einer, der jeden Abend da raus auf die Bühne geht und den Mund aufmacht, das ist ein wirklicher Held."
Frage: "Die Rolle ist fabelhaft?"
Antwort: "Die Rolle ist fabelhaft, phantastisch!"
Frage: "Und die Musik?"
Antwort: "Die Musik finde ich sehr gut. Ich finde die Musik ausgezeichnet!"
Meinungen einiger Theaterbesucher in der Pause:

"Die Melodien und die Musik finde ich ganz schneidig."

"Herrliche Musik!"

"Zeitgemäß!"
Frage: "Zeitgemäß - wie meinen Sie das?"
Antwort: "Zeitgemäß in Bezug auf das Soldatentum!"

"Ich finde es großartig! Man muß natürlich dazu sagen, daß man sicherlich so ein Stück nicht vor zwanzig, fünfundzwanzig Jahren hätte spielen dürfen, als wir den Krieg, zum Beispiel, gerade hinter uns gebracht hatten."

"Ja, ich würde sagen: Typisch Udo Jürgens bisher, nicht?"
Frage an Heidi Brühl (nach Ende des Musicals): "Wie hat dir das Stück gefallen?"
Antwort: "Sehr gut, phantastisch!
Ich finde, Udo ist eine große Zukunft für uns in Deutschland, für Musical, für deutsches Musical."
Frage: "Du kennst das amerikanische Musical auch?"
Antwort: "Ja, ziemlich gut, ja!"
Frage: "Kann er sich daneben behaupten?"
Antwort: "Oh ja, er kann sich schon behaupten. Ja, ausgezeichnet!"
Frage: "Und das ist ein Erfolg heute Abend?"
Antwort: "Ein Riesenerfolg, ich finde es fabelhaft!"
Frage an Gisela Marx: "Kann Udo Jürgens ein Musical schreiben?"
Antwort: "Nun, ich finde, solange es Manager gibt, die ihn promoten, und solange es Produzenten gibt, die sich darum reißen, seine Platten zu vertreiben, und solange es Leute gibt (und es gibt sie ja offenbar), die in Säle gehen, um ihn zu beklatschen, kann er ruhig ein Musical schreiben."
Hans R. Beierlein meinte: "'Helden, Helden' war ein Gesellenstück von Udo Jürgens und er hat eine gute Arbeit abgeliefert.
Er muß sich nun beweisen. Sein zweites Stück, sein zweites Musical, muß in der Tat ein Meisterstück werden."
Ludwig Pollner, Kritiker, sagte: "Das verkehrte Stück zur verkehrten Zeit. Und sicherlich mit sehr viel Glauben verkehrt komponiert. Zu dünn komponiert, völlig einfallslos in der Instrumentierung."
Andreas Odenwald meinte: "Ich halte die Musik für, ehrlich gesagt, ausgesprochen dürftig. Ich glaube auch, daß der zweifelslos vorhandene Publikumserfolg von 'Helden, Helden" sowohl in Wien, als auch in Hamburg, nicht auf Udo Jürgens Musik zurückzuführen ist, wohl aber auf seinen Namen!"
Werner Sillescu, Kritiker: "Was zu kritisieren wäre, wäre die Musik, die Udo Jürgens geschrieben hat. Sie ist auf einem Stand steckengeblieben, der von der Unterhaltungsmusik international längst überholt ist, auf dem Stand der 20er Jahre, der Operette der 20er Jahre."
Udo Jürgens meinte dazu: "Wir waren zeit- und ortgebunden, weil die Shaw-Erben darauf bestanden haben - mit Recht, würde ich sagen - daß man Zeit und Ort der Handlung nicht verändern darf.
Dadurch war ich als Komponist daran gebunden, eine Musik zu machen, die in dieser Zeit, nämlich um die Jahrhundertwende im Balkan, glaubhaft ist.
Aus diesem Grund, glaube ich, ist der Hauptvorwurf abzuleiten, daß es eine Operette ist. Obwohl ich daran glaube, daß wir die Gesetze des Musicals, nämlich daß die Musik einen dramaturgischen Zweck erfüllt, voll berücksichtigt haben, daß das Stück aus diesem Grunde doch ein Musical ist."
Hans Martin Majewski meinte: "Ich werde mir 'Helden' selbstverständlich ansehen, und ich würde mich irrsinnig freuen, wenn ich angenehm enttäuscht wäre!"
Und Peter Mionsen, Operettenhaus Hamburg, äußerte sich wiefolgt: "Wir haben vierzig Vorstellungen gespielt, die wir garantiert hatten."
Frage: "Und warum haben Sie nicht weitergespielt?"
Antwort: "Ganz einfach: Weil das Publikum, das wir erwartet haben, einfach nicht gekommen ist..."
MfG,
Thomas2