Am 25. Dezember um 20.15 Uhr wird wie in den vergangenen Jahren auch "Die Helene Fischer Show" im ZDF ausgestrahlt. Einer der diesjährigen Gäste in der dreistündigen Sendung wird auch Udo Jürgens sein.
Quelle: wunschliste.de
NACHTRAG, 25.12.2014
Lesenswerter Bericht aus "Die Welt":
Die Show, das war er ganz allein am Klavier - Udo Jürgens' letzter Auftritt bei Helene Fischer
Sein letztes Solo sang er in Berlin. Es war nur zehn Tage vor seinem Tod, in der Radrennbahn Velodrom. Auf großen LED-Leinwänden flogen Funken, das Licht war violett und rot. Und er hätte all das gar nicht gebraucht. Udo Jürgens. In einem schwarzen Anzug saß er an einem schwarzen Schimmel-Flügel, und es war genug. Er sang vom Optimismus. Lebensoptimismus. Ich reiß' sicher auch keine Bäume mehr aus. Doch ich will und werde noch welche pflanzen. Und dem Publikum hat es gefallen.
Es war die Aufzeichnung der "Helene-Fischer-Show". Gerade noch war sie auf der Bühne gewesen, die Titelheldin, in einem Abendkleid mit kleinen Perlen und Steinchen, die bei jeder Bewegung raschelten, wie Muscheln in einem Eimer. Am Bühnenrand, da saß ein Assistent mit einer Windmaschine. Er blies Helene die Haare auf. "Bring mich zurück ins Leben", singflehte sie, und die Windmaschine gab sich alle Mühe. Helene aber sang: Weck mich auf. Und rette mich vor dem Nichts, das ich geworden bin.
Die Bühne gab sich noch mehr Mühe, aus ihrer Darbietung Show zu machen. Pyro zuckte. Und dann kam auch noch ein Rapper dazu, mit Sonnenbrille, und Tänzer kreiselten um sie herum, in weißen Kostümen, und alle gemeinsam versuchten sie Leben in Helene Fischers Perfektionismus zu bringen. Das Lied, das sie sang, "Bring me back to life", es war mal eines ihrer Lieblingslieder, sagte sie. Es ist ein Cover der Band "Evanescence". Die gab es mal Anfang der 2000er-Jahre. Evanescence, das heißt das Dahinschwinden. Und in ihrem Lied, da fleht eine junge Frau – Helene Fischer selbst ist gerade erst 30 – einen Mann an, er möge sie erretten, weil sie so leblos ist. Save me, schmetterte sie in die weite, große Halle und dann, erst wurde die Bühne gewischt, sagte sie ihn an.
Udo Jürgens. Er habe sie schon ihre ganze Karriere begleitet und sie bewundere ihn, weil er mit 80 noch mitten im Leben stehe. Sie sagte das, weil sein aktuelles Album so heißt und weil das der Text war, den der Teleprompter vor ihr abspielte. Helene Fischer lächelte ihr Showlächeln und plötzlich – da saß er. Ganz ohne Windmaschine, Tänzer, Pyro. Die Show, das war er allein. Mann von Welt an seinem Flügel: Und nach wie vor will ich hundert Prozent. Will alles verlangen, will alles geben. Mit aufrechtem Gang, nicht schicksalsgebeugt.
Die braun gebrannten Mädchen in den ersten Reihen, die mit dem glänzenden Helene-Fischer-Make-up und den raschelnden Oberteilen, sie tuschelten nicht mehr, sie hörten hin, als er sang, "Es gibt kein Leben aus altem Applaus". Man muss immer weitermachen und wichtiger, weitermachen wollen. Wer sich angekommen wähnt, hat keine Energie mehr weiterzugehen. Davon handelt sein Lied "Mein Ziel", er hat es nicht geschrieben, aber so, wie er es sang, war es trotzdem seins. Zeile für Zeile. Er, der Achtzigjährige musste nicht "zurück ins Leben gebracht werden", nicht "aufgeweckt" und errettet werden.
Mein Ziel ist immer, neu zu beginnen. Mein Ziel – ich fühl' es tief in mir drinnen, mein Ziel kann nur Freiheit und Liebe sein, das waren die letzten Zeilen die er alleine sang. Und das Publikum hatte es nach Helenes Evanescence gespürt, dass das irgendwie größer war, also stand es jetzt auf, klatschte und Jürgens verbeugte sich leicht.
Helene ging auf ihn zu, verwickelte ihn in Small Talk. Sie war in einer ZDF-Show anlässlich seines 80. Geburtstags aufgetreten. "Mitten im Leben." Eine tolle Show, waren sich der Künstler und die Interpretin auf der Bühne einig. "Hast du die Show im Fernsehen gesehen?", fragte Helene ihren Gast und der sagte: "Nein." Er schaue sich die Shows nicht an, wenn er das Gefühl habe, sie seien sehr gut geworden.
Er wolle die Bodenhaftung nicht verlieren. Schließlich sei er doch voller Fehler. Und Helene Fischer, die Perfekte, sie lächelte, dieses Show-Lächeln und Udo Jürgens, der stützte sich mit der Linken auf den Flügel – Halt suchen – und die Rechte, die stemmte er in die Hüfte – bestimmt. Souverän. Galant.
Der letzte TV-Auftritt von Udo Jürgens wird am ersten Weihnachtstag um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen sein: Im Duett mit der Gastgeberin der "Helene-Fischer-Show" wird er auch "Was wichtig ist" und "Merci Chéri" singen. Sein letzter Auftritt, er war gut. Er hätte ihn sich im Fernsehen nicht ansehen wollen.
Quelle: welt.de