Hi!
Zum Thema Schallplatten-Digitalisierung hätte ich dann auch noch etwas anzumerken, insbesondere deshalb, weil im offiziellen UJ Forum dazu ein etwas unpassender Kommentar geschrieben wurde.
Das Digitalisieren von Vinyl oder Schellack ist keineswegs eine einfache und "billige" Angelegenheit, sondern eher das genaue Gegenteil.
Bei der Wahl des Plattenspielers fängt es bereits an.
Alle Modelle unter 100 Euro sind sehr oft nichtmal für den Hausgebrauch geeignet.
Plattenspieler dieser Preiskategorie sind meist mehr als billig verarbeitet, haben selten die Möglichkeit einer Tonarmjustierung und mitunter muß letzterer sogar manuell aufgesetzt werden.
Modelle mit Direkt-Encoding auf USB-Stick liefern meist ein völlig übersteuertes "Gekrächze", was keine Restaurierungs-Software der Welt mehr gerade biegen kann.
Ein guter Plattenspieler fängt bei etwa 200 Euro an.
Bei Geräten mit Direkt-Encoding gibt es zur Zeit nur ein einziges Modell auf dem Markt, was tatsächlich auch das hält, was es verspricht.
Besser wäre also ein Aufzeichnen mittels PC, aber auch dort kommt es natürlich in erster Linie auf die Güte des vom Plattenspieler gelieferten Signals an.
Dieser wiederum kann nur das perfekt wiedergeben, was auch perfekt erhalten ist, nämlich Platten in MINT.
Das wäre nun bereits der zweite hohe Kostenfaktor.
Dazu kommt, daß viele Udo-Raritäten ohnehin nur noch sehr schwer zu bekommen und entprechend teuer sind (Japan Pressungen).
Die dann auch noch in MINT zu ergattern, ist fast unmöglich.
Sicherlich kann man auch aus weniger gut erhaltenen Platten noch so einiges herausholen, muß dann aber bereits die ersten Abstriche machen.
Je älter die Platten sind, desto verschmutzter sind sie auch. Nur selten werden die Händler sie vor dem Verkauf durch eine Schallplatten-Waschmaschine jagen.
Man muß sich also schon selbst die Mühe machen, die guten alten Sücke vor dem Digitalisieren einer umfangreichen "Badekur" zu unterziehen.
50 Prozent der "Knistergeräusche" können somit schon eliminiert werden.
Als nächstes käme dann halt das Digitalisieren an die Reihe.
Aber auch dort ist so einiges zu beachten.
Der gesamte Plattenspieler sollte vorher genauestens justiert werden, um Kanalschwankungen und ähnlichem vorzubeugen.
Aus dem gleichen Grund sollte die Aufnahme auch immer erst dann gestartet werden, nachdem der Tonarm bereits voll aufliegt.
Bei älteren Singles und EP's reicht die Zeit dann meist nicht mehr aus.
Während die Aufnahme weiterlaüft, wird der Tonarm dann wieder gehoben und in der Einlaufrille erneut abgesenkt.
Sind beide Long-Tracks einer LP fertig, müssen diese erstmal gefiltert werden.
Dazu gibt es verschiedene Programme ("Wave", "MAGIX Music Cleaning Lab" usw.).
Alle diese Programme arbeiten mehr, oder weniger gut.
Eines muß man sich allerdings klar sein: Völlig unberührt vom Filtern bleibt die eigentliche Aufnahme aber leider auch nicht.
Deshalb sollte so dezent wie möglich an die Sache herangegangen werden.
Viele alte Platten haben aber nunmal leider ein sehr starkes Knistern und Grundrauschen, so daß sich das mit dem "dezent" bereits wieder erledigt hat.
Bei echten Kratzern kann man ebenfalls keine Wunder erwarten. Sie werden zwar (je nach Lautstärke der Aufnahme) mehr oder weniger gedämpft - völlig verschwinden tun sie selbstverständlich nicht.
Manuelles Herausschneiden aus der Aufnahme ist natürlich auch keine Lösung.
Hat man nur eine solch weniger gut erhaltene Platte als Ausgangsmaterial, wird man wohl mit den "Restkratzern" leben müssen.
Sind die beiden Longtracks fertig gefiltert, müssen sie geschnitten werden.
Liegen die Aufnahmen im mp3 Format vor, bzw. wurden sie in dieses konvertiert, kann man das sehr schön mit "mp3DirectCut" machen.
Bei Verwendung einer automatischen Tracktrennung könnte man nämlich bei manchen Titeln mitunter eine böse Überraschung erleben.
Außerdem können während der manuellen Tracktrennung auch noch übriggebliebene Kratzer-Relikte zwischen den Tracks herausgeschnitten werden (aber auch nur dort!).
Sind die Tracks fertig geschnitten, müssen sie noch getaggt werden.
Dazu bietet sich "Mp3tag" an.
Alle wichtigen Informationen (Titel, Album, Interpret usw. werden damit in die Datei geschrieben.
Hat man das alles gewissenhaft gemacht, kann sich auch das Ergebnis sehen lassen.
Auf jeden Fall sollte man für das Digitalisieren eines einzelnen Albums schon mindestens einen halben Tag einrechnen - wenn es denn ordentlich werden soll.
Es sei außerdem noch angemerkt, daß man eine Aufnahme auch "totfiltern" kann.
Sicherlich gibt es Profis, die mit bis zu sieben verschieden Programmen filtern.
Aber die machen das mit manuellen Einstellungen und nicht im Auto-Verfahren.
Daß man es damit tatsächlich fast bis zur Perfektion bringen kann, zeigen die weit im Netz verbreiteten "Vinyl-Raritäten" - einer Privatkollektion, die jetzt wohl so an die 130 Sampler umfaßt.
Soviel also zum Thema: "Eben mal schnell einen USB-Plattenspieler für 60 Euro gekauft und schon hast du die Scheiben auf CD..."
MfG,
Thomas2